Call of Duty: Modern Warfare – „Zwischen Gräuel und Genialität“

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                                                     Getestet und verfasst von General M 

81M07fglx4L. SL1500 Rein finanziell gesehen gehört das Call of Duty – Franchise immer noch zu den erfolgreichsten Videospielreihen aller Zeiten. Qualitativ dagegen war es vor allem in den letzten Jahren stand es um den Shooterplatzhirsch über die letzten Jahre eher schlecht, denn weder gelang es den stetig neuen Zukunftsszenarien noch der Besinnung zu den Wurzeln im Setting des World War II, Spielerbasis und Kritiker wieder geschlossen positiv zu stimmen. Nun geht das Szepter wieder über an Infinity Ward, die mit Call of Duty: Modern Warfare wieder zurück in die Gegenwart wandern und ein realitätsnahes Szenario voller denkwürdiger Momente im Einzelspieler- sowie klassischer Action im Mehrspielermodus versprechen. Alles in zeitgemäßem Gewand. Ziel erreicht oder ein weiterer Fehlschlag? Unser Test hat die Antwort. 

               Hinweis: Sämtliches Bildmaterial wurde auf der XBOX One X aufgenommen. 

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Zwischen Freund und Feind

Eigentlich sollte CIA-Mann Alex mitsamt seiner Truppe im Rahmen eines streng geheimen Auftrags nur eine Ladung Giftgas auf russischem Territorium sicherstellen. Doch das Team gerät in einen Hinterhalt, die chemische Waffe fällt in die Hände der Terrorgruppe Al-Qatala und deren Anführer, der nur „Der Wolf“ genannt wird. Die Agency steht anschließend verdammt dumm da, denn einerseits wollen die Russen wissen, wo ihr Gas abgeblieben ist, andererseits ist man alles andere als begeistert über die illegale Grenzverletzung seitens der Amerikaner. Weil die Untersuchung aber natürlich nicht über offizielle Kanäle laufen darf, bittet die leitende Agentin Kate Haswell den erfahrenen SAS – Veteranen Captain John Price um diskrete Mitarbeit. Während Alex sich im fiktiven nahöstlichen Urzikstan, wo der russische General Barkov einen brutalen Bürgerkrieg gegen die Bewohner des besetzten Landes führt zusammen mit Wiederstandskämpferin Farah und ihrem Bruder Hadir auf die Suche nach dem Kampfstoff macht, jagt Captain Price gemeinsam mit Neuzugang Kyle Garrick dem Wolf nach…

Call of Duty Modern Warfare 31

Fiktiv und doch realitätsnah will die mit knapp 5-6 Stunden Spielzeit einmal mehr sehr kurz ausgefallene Kampagne sein, die den Spieler in der wechselnden Rolle seiner Protagonisten durch Schauplätze in Europa und dem nahen Osten führt. Tatsächlich tut es der Reihe verdammt gut, endlich wegzukommen von dem ganzen Zukunftsquatsch, dem die Community längst überdrüssig geworden ist. Stattdessen wendet man sich mit Modern Warfare wieder einer bodenständigen, zeitgemäßeren Geschichte zu, welche angesichts des andauernden Syrienkonflikts, weltweit geführter Schattenkriege und Co. kaum aktueller sein könnte. Im Rahmen der abseits kleinerer Alternativrouten streng linear inszenierten Kampagne gefällt vor allem das Element der Bodenständigkeit. Statt gewaltigen Explosionen und Massengefechten am Fließband verschießt Call of Duty: Modern Warfare sein Pulver lieber in kleineren, dann aber umso effektiveren Dosierungen und fokussiert sich abseits ganz weniger Ausnahmen eher auf  heimliches Vorgehen. Das Ergebnis bringt eine Menge jenes verlorengeglaubten Charms zurück, welcher spätestens seit Modern Warfare 3 von vielen Fans schmerzlichst vermisst wurde. 

Stärken und Schwächen

Fünfzehn Missionen gilt es zu bewältigen, in denen sich klassisches Gunplay immer wieder mit Schleichpassagen abwechseln. Dazwischen darf man Drohnen steuern und eine Zivilistin via Kameras durch eine Gefahrenzone lotsen, was zusätzlich für ein paar willkommene Facetten sorgt. Besonders eindrucksvoll sind die Nachteinsätze, darunter die Stürmung einer Terrorzelle, welche atmosphärisch einfach nur fantastisch (weil äußerst beklemmend und immersiv) in Szene gesetzt worden sind. Aber auch die restliche Action kann sich sehen lassen. Ob man sich nun durch eine von Terroristen gestürmte Botschaft kämpft, durch zerstörte Städte kriecht oder durch ein lauschiges Dörfchen schleicht, Call of Duty: Modern Warfare setzt im Rahmen der Hauptgeschichte mehr als seine Vorgänger auf das Element der Abwechslung und findet nicht nur dadurch, sondern auch spielerisch nahe zu den eigenen Wurzeln zurück. Kritikpunkte gibt es nur wenige, die aber haben dafür einiges an Gewicht. Von den dargestellten Charakteren gelingt es gerade mal dem altehrwürdigen Captain Price sowie der Wiederstandkämpferin Farah, bleibenden Eindruck beim Spieler zu hinterlassen, während Alex und Kyle trotz prominentem Einsatz eher blass bleiben und nur wenig Raum zur tieferen Erfassung bieten. Stattdessen hat man es hier gefühlt mit sehr austauschbaren Schachfiguren zu tun, wie sie über die letzten Jahre fast jeder Ableger der Reihe bot. Daran kann auch das durchgehend exzellente Voice Acting nichts ändern, welches auch in der deutschen Synchronfassung absolut überzeugen kann. 

Call of Duty Modern Warfare 30

Auch die Bösewichte kommen nicht wirklich auf Touren. „Der Wolf“ entpuppt sich als ideenlose Karikatur eines klassisch generischen Terroristen, während der sadistische General Berkov so ziemlich jedes Klischee des bösen Russen erfüllt, dem man sich im Unterhaltungsbereich eigentlich bereits seit Jahrzehnten entledigt hat. Gleiches gilt übrigens auch für die jeweiligen Erfüllungsgehilfen. Da kann man es beinahe verstehen, dass sich die Russen (wohl aber auch kräftig unterstützt von der Staatspropaganda) über ihre Darstellung im Spiel mit massiven Shitstorms revanchiert haben, die gar soweit gegangen sind, dass das Spiel in Russland – und zwar seltsamerweise ausschließlich – nicht für die PlayStation 4 erschienen ist. Warum, das weiß nur Sony.

Call of Duty Modern Warfare 50

Dass die Reihe längst ganz bewusst auf Kontroversen und die damit verbundene Medienaufmerksamkeit setzt, ist nicht neu, wird von Call of Duty: Modern Warfare aber völlig überzogen auf die Spitze getrieben. Man erinnere sich beispielsweise an die Atombombenexplosion im ursprünglichen Modern Warfare, oder dem Flughafenmassaker in der Fortsetzung. Was dort aber lediglich einen kleinen Teil eingenommen hat, wird hier am laufenden Band zu Schockzwecken eingesetzt. In einer Szene wohnt man beispielsweise einer öffentlichen Hinrichtung bei, in der Zivilisten an einem Baukran aufgeknüpft werden. Später muss man in der Rolle der jungen Farah einen bestialisch agierenden russischen Soldaten töten, der kurz zuvor den wehrlosen Vater ermordet hat. Und das sind nur wenige der vielen Szenen, die beklemmend wirken sollen, aber so kommentarlos und oft eben auch beiläufig ins Spiel integriert worden sind, dass man derlei bereits nach kurzer Zeit überdrüssig wirkt. Ja, Krieg ist grausam und lässt die Grenzen zwischen Gut und Böse auf allen Seiten verschwimmen. Auch hier hat man sich bemüht, für niemanden Partei zu ergreifen und die jeweiligen Motivationen deutlich herauszuarbeiten. Wenn das alles aber im Rahmen stetig aneinandergereihter Unmenschlichkeiten stattfindet, dient das kaum der Glaubhaftigkeit der Geschichte, sondern ist in meinen Augen einfach nur plump aufgesetzte Effekthascherei. Das hat die originale Trilogie durchgehend besser, weil nuancierter, umgesetzt. 

Ein Kessel Buntes

Ordentlich die Sau rauslassen dürft ihr in diesem Jahr natürlich auch einmal mehr im Mehrspielermodus und dessen zahlreichen Unterkategorien. An allererster Stelle stehen natürlich die klassischen Modi wie Team Deathmatch und zahlreiche altbekannte Wiederkehrer, die sich primär auf kleinere Gefechte im Bereich 6 vs. 6 konzentrieren. Dazu zählen unter anderem auch das Erobern und Halten dreier Punkte in Domination, auch Search & Destroy sowie Headquarters sind neben geliebten Klassikern wieder mit dabei. Spielerisch darf man da keine Neuerungen erwarten, wer beispielsweise seine Freunde an Heaquarters in Black Ops II gehabt hat (und immer noch hat), muss sich hier nicht auf Überraschungen einstellen. Viel wichtiger ist aber natürlich die Frage, was es denn nun mit Call of Duty: Modern Warfare Neues gibt. Insgesamt drei neue Modi haben es ins Spiel geschafft. 

Call of Duty Modern Warfare 74

Cyber Attack konzentriert sich ähnlich wie Search & Destroy auf die Zerstörung des gegnerischen Punktes durch Einsatz eines Sprengsatzes. Anders als gibt es aber keine Verteidiger, sondern nur Angreifer. Beide Teams sind dadurch gezwungen, sich der Bombe zu bemächtigen und damit anschließend den Feindserver in die Luft zu jagen. Alleine das macht eine Menge Spaß, weil der Modus durch das veränderte Reglement mehr Dynamik bietet als Search & Destroy. Wer aber lieber die klassische Variante spielen will, kann das wie erwähnt natürlich ebenfalls tun. In kleineren, aber nicht minder spannenden Maßstäben agiert der zweite Neuzugang mit Namen Gunplay. In 2 vs 2 – Gefechten müssen die beiden Teams mit einem stets zufallsgenerierten Loadout gegeneinander antreten. Wer aber ins Gras beißt, bleibt tot und kann über die laufende Runde weder wiederbelebt werden, noch respawnen. Hier misst sich Erfolg vor allem am Umgang mit den jeweiligen Waffen und Gadgets, gute Kommunikation ist ebenfalls ein Schlüssel zu Erfolg.

Call of Duty Modern Warfare 60

Auf wesentlich größeren Pfaden wandert zu guter letzt Ground War. Hier treten abermals verteilt auf zwei Teams bis zu 100 Spieler gegeneinander an und kämpfen sehr ähnlich (bzw. eigentlich identisch) zum Konkurrenten Battlefield um die Kontrolle verschiedener Punkte im Rahmen kleinerer bis überraschend weitläufiger Areale. Neben Panzerfahrzeugen kommen hier auch Hubschrauber zum Einsatz. So richtig Freude will hier allerdings nicht aufkommen. Zwar zeigt sich Ground War sehr darum bemüht, eine konkurrenzfähige Alternative zu der Eroberung in Battlefield anzubieten, schafft es aber besonders aufgrund mangelnder Spielstrukturen nicht, auch nur ansatzweise den gleichen Spielspaß zu bieten. Gekämpft wird quasi überall, nur nicht mit Plan. Außerdem wirken die Areale ausnahmslos leblos und steril. Die Konsolenfassungen leiden übrigens besonders in den weitläufigeren Gebieten unter schweren Pop Up´s und offenbar damit ein Problem, dass man im Einzelspielermodus nicht gefunden hat. 

Brennpunkt SpecOps

Zombiefans sollten sich außerdem darauf einstellen, dass es mit Call of Duty: Modern Warfare nach den letzten Jahren vorerst kein Wiedersehen mit den Untoten gibt, stattdessen kehrt der klassische SpecOps – Modus aus den originalen Modern Warfare – Teilen zurück. Der wird zwar explizit als inhaltliche Fortsetzung der Story beworben, bietet aber tatsächlich kaum sowas wie eine zusammenhängende Geschichte. Wer gerade den Weg aus der von Anfang bis Ende durchgescripteten, filmreifen Erfahrung des Einzelspielermodus gefunden hat, muss sich hier auf der Jagd nach der neuen Führungsriege von Al-Qatala mit rauschigen Funksprüchen als einzigem Narrativ zufriedengeben. Gegenwärtig gibt es vier verschiedene Einsätze, die ihr mit maximal drei Mitspielern angehen dürft. Sechs verschiedene Klassen stehen dafür zur Auswahl, allesamt ausgerüstet mit eigenem Loadout und einer einzigartigen Spezialfertigkeit. Die Missionsziele variieren und reichen etwa vom Töten hochrangiger Offiziere bis zum Ausschalten von Störsendern. 

Call of Duty Modern Warfare 72

So spaßig, wie das auf den ersten Blick klingt, ist der Modus aber leider nicht. Stattdessen nerven die gleichen technischen Probleme wie schon  im Ground War (menschenleere Gebiete, tonnenweise Pop Up´s), gleichzeitig mangelt es an einem fairen Balancing. Gegner tauchen oft urplötzlich aus dem Nichts hinter einem auf und zerlegen einen schneller als man reagieren kann. Ein Problem ist auch die schiere Menge an Gegnern, die selbst für ein volles Team in manchen Situationen nur mit Mühe und Not zu bewältigen ist. Fair ist definitiv anders. Erst nach vielen Versuchen und stetig wechselnden Teams ist es gelungen, gerade mal eine der übermäßig langen Missionen erfolgreich zu absolvieren. Denn selbst dank gelegentlich gesetzter Checkpoints und dem Möglichkeit zum Wiedereinstieg, wenn sich noch aktive Teammitglieder im Spiel befinden, ist den meisten Kameraden irgendwann einfach die Lust vergangen. Das Potenzial für viele spannende Stunden ist auf jeden Fall da, aber solange man so konsequent gegen willkürlich von allen Seiten anrückende Armeen und sogar ab und an auftauchenden Juggernauts fast immer chancenlos das Handtuch werfen muss, ziehen mich vorerst keine zehn Pferde erneut dorthin. 

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Für ein Jahr exklusiv auf der PlayStation 4 ist übrigens der zusätzliche Survivalmodus, der euch in ganz klassischer Manier gegen immer größere Wellen von Feinden antreten lässt, allerdings auf deutlich kleineren Gebieten und deutlich besser funktionierend als im großen Maßstab unter pseudo-storylastigem Charakter. Dass man allerdings einen ganzen Modus für so lange Zeit exklusiv Spielern einer bestimmten Plattform zugänglich macht, während alle anderen im Regen stehen bleiben, nervt. Vor allem: Wenn nach Ablauf dieses Jahr alle ran dürfen, ist doch eh längst ein Nachfolger erschienen, dann dürften sich nur die allerwenigsten wirklich noch zum Nachholen entscheiden. Immerhin führt Call of Duty: Modern Warfare erstmals eine vollwertige Cross Play – Unterstützung ein. Egal ob PC, PlayStation 4 oder XBOX One, alle dürfen sich gemeinsam und/oder gegeneinander über sämtliche gebotenen Modi austoben, wobei das Spiel der Fairness halber nur die Spieler zusammenwirft, die dasselbe Eingabegerät nutzen. Auch via Split Screen können bis auf wenige Ausnahmen alle Modi an einem Bildschirm ausprobiert werden. Und das ist dann doch wieder absolut vorbildlich, auch weil das System wirklich perfekt funktioniert. 

Ein Arsenal zum Niederknien

Was mich in den letzten Jahren am Multiplayer von Call of Duty besonders genervt hat, war das übermäßige Komplizierte System zum Loadout. Modern Warfare sorgt in diesem Bereich endlich wieder für klare Strukturen und ein Maximum an Transparenz. Besonders wichtig ist natürlich neben den Perks und Gadgets die richtige Primär- und Sekundärwaffe. Von beidem gibt es im Spiel mehr als genug Auswahl, besonders in der Detailansicht erkennt man, wie viel Aufwand in die detailgetreue Darstellung der einzelnen Schießprügel geflossen ist. Die lassen sich via Gunsmith nun auch bis ins kleinste Detail den persönlichen Vorlieben anpassen. Unmengen von Aufsätzen mit jeweils eigenen Vor- und Nachteilen sorgen für Komfort, ohne dabei das allgemeine Balancing negativ zu beeinflussen. Gleichzeitig wartet eine gewaltige Bandbreite an optischen Verbesserungen darauf, nach und nach mit allem anderen freigeschaltet zu werden. Fast jeder Aspekt lässt sich separat bearbeiten, so dass im Idealfall keine Waffe mehr der anderen ähnelt. 

Call of Duty Modern Warfare 76

Auch Pay-2-Win gehört mit Modern Warfare endlich der Vergangenheit an. Es gibt keine Supply Drops mehr, sämtliche spielrelevanten Inhalte werden durch einfaches Spielen freigeschaltet und selbst auf einen Season Pass haben die Macher dieses Mal verzichtet. Während man gegenwärtig und allen Versprechen nach auch zukünftig nur durch Skill zum Erfolg gelangt und nicht durch die Größe der Brieftasche, sogar neue Karten für alle Spieler kostenlos verfügbar gemacht werden sollen, werden allerdings zukünftig in regelmäßigen Abständen saisonbasierte Battle Passes angeboten werden. Damit folgt Activision dem gegenwärtigen Trend zahlreicher Spieleschmieden, nur noch rein optionale Zusatzinhalte kostenpflicht anzubieten, die aber weder spielerische Vorteile bieten, noch einen Split der Community verursachen sollen. Gegenwärtig sehen wir daher keinen Grund zur Abwertung, halten aber bei unserer Ampel wie immer die gelbe Warnstufe für zukünftig ausschließlich über Mikrotranskationen zugängliche Inhalte aufrecht – auch in weiser Voraussicht darüber, wie diese denn ausfallen werden. Ich denke, fairer geht es nicht. 

Fortschritt durch Technik

Trotz größter Bemühungen seitens der jeweiligen Entwickler waren die letzten Serienvertreter vor allem technisch alles andere als zeitgemäß. Infinity Ward hat sich diesem großen Kritikpunkt glücklicherweise angenommen und fährt erstmals eine neue Grafikengine auf, die besonderen Fokus auf die Darstellung möglichst lebensechter Beleuchtung legt. Das Ergebnis kann sich vor allem in den Nachtmissionen sehen lassen und sorgt für extrem stimmungsvolle, atmosphärische Momente, die am PC dank Ray Tracing sogar noch ein bisschen imposanter wirken als auf den Konsolen. Allerdings: Wirklich gewaltige Unterschiede entstehen dadurch nicht, stattdessen bietet die PC – Version mit aktiviertem Ray Tracing lediglich mehr Nuancierung, die allerdings auf der anderen Seite wie immer einen horrenden Preis an die verbaute Hardware stellen, besonders wenn man zusätzlich noch in 4K bei maximalen Settings spielen will. Möglichkeiten zur Feinanpassung gibt es zuhauf, weshalb sich das Spiel auch für Mittelklassehardware wunderbar anpassen lässt. Trotz neuer Engine sind die Anforderungen beinahe identisch zu denen von Black Ops IIII, der Mehrwert allerdings wird schnell deutlich. Die Animationen sind klasse, besonders im Einzelspielermodus blickt man in hochdetaillierte, lebendige Gesichter und auch die Partikeleffekte sowie die allgemeine Texturqualität suchen gemessen an den Vorgängern ihresgleichen und machen die Reihe fit für die im kommenden Jahr aufschlagende nächste Konsolengeneration. 

Call of Duty Modern Warfare 62

Mit dem neuen Technikgerüst kommen aber auch neue Probleme. Besonders die PC – Version hat derzeit mit Abstürzen und unschön stotternden Cutscenes zu kämpfen, letzteres kann auch die Installation auf einer schnellen SSD nicht gänzlich beheben. Die Konsolen plagen sich durchgehend mit Pop Up´s und erst spät nachladenden Texturen. Besser sieht´s dort bei der Performance aus. Sämtliche Systeme peilen 60 Frames für butterweiches und schnelles Gameplay an, je nach Konsole werden die aber nicht immer erreicht. Die Basismodelle setzten dazu auf dynamische Auflösungsskalierung, wobei auf der XBOX One S zwischen Auflösungen von 1600x900p und mageren 800x900p so ziemlich alles möglich ist. Bildrateneinbrüche sind ein Problem und können bis in den Bereich von 30 Frames reichen, wenn auf dem Bildschirm besonders viel Action zu sehen ist. Wenig überraschend bekommt man dort auch die schlechteste Bildqualität geboten, denn neben Unschärfen muss die XBOX One S zusätzlich mit deutlich reduzierter Partikelqualität leben. Besser macht es da schon die PlayStation 4, die im besten Fall 1920x1080p, also natives Full HD erreicht, aber ebenfalls je nach Auslastung auch bei der horizontalen Auflösung auf die Hälfte abrutschen kann. Dafür gibt´s eine stabilere Performance, obwohl es auch hier zu Einbrüchen kommen kann, außerdem bereits schönere Effekte und ein insgesamt schärferes Bild. 

Call of Duty Modern Warfare 65

Im erweiterten Segment geht der Sieg dagegen klar an die PlayStation 4 PRO, was definitiv eine kleine Überraschung darstellt. Dynamische Skalierung kommt hier ebenso zum Einsatz, das Ziel ist jeweils natives 4K bei gleichen 60 Frames pro Sekunde. Während es der XBOX One X gelingt, durchgehend höhere Auflösungen zu fahren (auch weil hier weniger aggressiv skaliert wird), bietet die PlayStation 4 PRO dafür die konstantere Bildrate und schafft es anders als das Powerhouse von Microsoft sehr viel öfter, die Bildrate stabil oben zu halten. Während die One X sich meistens zwischen 50 und 60 Bildern pro Sekunde aufhält, verweilt die PRO konstanter im oberen Bereich und leidet auch nicht an Tearing. Der ideale Kompromiss aus Performance und Bildqualität also, und damit in unseren Augen die allerbeste Wahl im Konsolenbereich. Über die Sprecher kann man wie bereits erwähnt nur Gutes berichten, aber erst in Kombination mit den wuchtigen Waffensounds und den kinoreifen Soundeffekten, die auf der XBOX One sogar als Dolby Atmos – Variante ausgegeben werden können, wird die Hütte so heftig abgerissen, dass wir hier ohne zu zögern den Award für besonders immersives Sounddesign vergeben. Die Bedienung geht ebenfalls auf jeder Plattform wunderbar von der Hand. 

Fazit und Wertung

55957770 2311144785603906 1491509483245928448 o„Ein paar Baustellen lässt auch Call of Duty: Modern Warfare über sämtliche dargebotenen Modi zurück, allerdings fallen diese bei weitem nicht so umfangreich aus wie in den Vorgängern. Etwas weniger aufgesetzte Schockmomente und mehr historischer wie politisch korrekter Anspruch hätten dem Einzelspielermodus ebenso gut getan wiehier und da etwas mehr Charaktertiefe, dafür stimmt die allgemeine Inszenierung mit ihrem bodenständigem, weniger auf Effekthascherei setztenden Setting über weite Strecken extrem positiv. Der Mehrspielermodus bietet eine umfangreiche Palette an Modi und Maps für jede Gelegenheit und punktet vor allem dank neuem Gunplay – Modus und umfangreichen Anpassungen der Waffen. Ein schlecht balancierter und erzählter SpecOps – Modus sowie der nur mäßig gelungene Ground War enttäuschen dagegen. Technisch legt die Reihe endlich den lange notwendigen Sprung nach vorne hin und präsentiert sich dank neuer Engine wesentlich zeitgemäßer als zuvor. Zahlreiche Probleme bei Performance und Stabilität stören allerdings gegenwärtig den reibungslosen Ablauf über alle Systeme hinweg. Dennoch: Call of Duty ist wieder da und hat mit Modern Warfare einen gewaltigen Schritt in die richtige Richtung getätigt – auch in Hinsicht auf Mikrotransaktionen und Co.“  

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PRO:

+ Fantastische Beleuchtung, besonders in den Nachteinsätzen
+ Vom Nachladen bis zu Mimiken durchgehend qualitativ hochwertige Animationen
+ Nett in Szene gesetzte Rendersequenzen
+ Tolle Partikeleffekte
+ Angenehm bodenständige Story mit gut dosiertem Mix aus Ruhe und Krawall
+ Fünfzehn Missionen mit durchgehend abwechslungsreichen Arealen und Aufgaben
+ Vier verschiedene Schwierigkeitsgrade plus Hardcore-Modus
+ Tadellose Implementierung von Cross Play für übergreifendes Spielen auf allen Plattformen

+ Hohe Modi- und Kartenvielfalt im Multiplayer
+ Spannender Gunplay – Modus

+ Gunsmith als umfangreiches Tool zur Waffenindividualisierung
+ Gutes Schusswaffenbalancing dank Vor- und Nachteilen von Aufsätzen

+ Angenehm entschlacktes Loadout
+ Fairer Progress ohne Pay-2-Win, Season Pass und Co. 

+ Extrem umfangreiches, hochdetailliertes Waffenarsenal 
+ Gute deutsche und englische Sprecher
+ Referenzverdächtige Soundkulisse
+ Zugängliche Bedienung

CONTRA:

– Verschiedene technische Probleme über sämtliche Plattformen
– Besonders auf Konsolen kann die Performance stark schwanken…
– …zudem kommt es dort besonders in großen Arealen zu starken Pop Up´s
– Gewohnt kurze Kampagne…
– …die Schockmomente zu offensichtlich zu Werbezwecken nutzt 
– Sehr klischeehafte Feindbilder…
– …und teils blasse Protagonisten
– Wenig Wiederspielwert, da insgesamt streng linear
– Viele unfaire Momente im SpecOps – Modus…
– …der sich dank kaum vorhandenem Storytelling sehr ziehen kann
– Ground War bestenfalls ein gescheiterter Versuch, Battlefield Konkurrenz zu machen

                                             GESAMTWERTUNG:     8.2/10

                    MRATMOS     MRASOUND

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