Eine gelungene Portierung
Die zwei Jahre Entwicklungszeit haben sich aber definitiv gelohnt. Das verantwortliche Studio von Stellar Entertainment, welches sich bereits der Portierung für die restlichen Konsolen erfolgreich angenommen hat, liefert auch über die Switch einen tollen Job ab. Egal ob im heimischen Dock oder unterwegs, dank beinahe konstant flüssiger 60 Frames pro Sekunde, die lediglich in der vielbefahrenen Innenstadt gelegentlich leichte Einbrüche hinnehmen muss, rast ihr immer mit Vollgas durch das malerische, an Miami erinnernde Paradise City. Begleitet werdet ihr dabei selbstverständlich weiterhin von einem Soundtrack der Spitzenklasse, leider aber auch dem gefühlt nervigsten DJ der Videospielgeschichte. Bei der Anzahl der Events und Spielmodi muss ebenfalls nicht auf den altbekannten Umfang verzichtet werden. Ob ihr nun im Road Rage möglichst viele gegnerische Fahrzeuge effektvoll in die Planken rammt, beim Zeitrennen so schnell wie es nur geht zum Ziel gelangt oder ganz klassisch Checkpoints abfahrt – für genügend Umfang ist über insgesamt neun Eventkategorien stets gesorgt. Außerdem verbergen sich auf der weiträumigen, facettenreichen Map jede Menge Secrets. Da verwundert es, dass für all das gerade mal etwas über vier Gigabyte Speicherplatz benötigt werden.
Um eine stabile Performance zu gewährleisten, muss die Switch aber letztendlich doch mit einigen Einschränkungen leben, welche besonders die allgemeine Bildqualität betreffen. Zwar basiert die Portierung auf den gleichen Assets der übrigen Konsolenversionen, setzt aber nicht sämtliche davon ein. So kriegt man hier stattdessen eine Art Hybriden aus Remaster und der beretis etwas betagten Originalversion serviert. Sämtliche Umgebungstexturen werden deutlich niedriger aufgelöst als auf XBOX One und PlayStation 4, deren Standardmodelle bereits in nativem Full HD auflösen, während die erweiterten Modelle sogar vollwertiges 4K bieten. Hinter allem sackt die Switch sichtbar ab. 900p sind im Dock möglich, was auf halbwegs großen Bildschirm wenig überraschend einen arg matschigen Gesamteindruck hinterlässt. Abseits davon wird in 720p bei gleichbleibender Performance aufgelöst, was auf dem kleinen Display ein ganzes Stück runder wirkt. Wer das Spiel also hauptsächlich unterwegs genießen will, wird mit der Portierung noch gut bedient. Für das Zocken auf der Couch eignen sich die wesentlich schöneren und leistungsstabileren Versionen der Konsolenkonkurrenz sehr viel eher.
Denn abseits der sichtbar geringeren Auflösung und Texturqualität stört auf dem Fernseher bei der Switch vor allem das stellenweise massive Kantenflimmern. Straßenschilder, Zaungebilde und Gebäudeübergänge bilden derart dicke Treppchen, dass einem irgendwann die Augen schmerzen. Selbst bei hohen Geschwindigkeiten kommt man nicht umher, diesen Umstand permanent zu bemerken, im Stillstand ist es sogar noch schlimmer. Deshalb erneut der Hinweis, beim Fokus auf Dockbetrieb lieber komplett auf eine Anschaffung zu verzichten. Man merkt, dass die Entwickler sich hier hauptsächlich darum bemüht haben, Burnout Paradise für Reisen und Co. zu optimieren. In diesen Grenzen haben wir es mit einer hervorragenden Portierung zu tun. Darüber hinaus wird das Spielerlebnis einfach zu sehr von den visuellen Abstrichen gestört. So oder so, auch die Switch enthält standardmäßig sämtliche Downloadinhalte des Originals, die den fiktiven, aber immerhin an realen Vorbildern orientierten Fuhrpark zusätzlich um einige Modelle erweitern. Ob Motorrad, Sportwagen oder Hot Rod, für jede Gelegenheit existiert ein passender Bolide.
Die Bedienung geht übrigens gut von der Hand. Ein Controller ist auch unterwegs empfehlenswert, da es den Joy Con´s dann trotz arcadelastigem Gameplay doch etwas an Präzision mangelt. Außerdem bietet die Switch die komplette Mehrspielerfunktionalität sämtlicher anderer Plattformen. Es spricht also nichts dagegen, Paradise City gemeinsam mit ein paar Kumpels unsicher zu machen. Ob miteinander oder gegeneinander, für Langzeitmotivation ist definitiv gesorgt, zumal ihr solche Events jederzeit bequem aus dem laufenden Spiel heraus starten könnt. Leider tummeln sich aber gegenwärtig nicht allzu viele Spieler auf den Servern, weshalb man einige Wartezeit in Kauf nehmen muss. In der Hoffnung, dass die Mehrspielerkomponente nach nur einer Woche auf dem Markt nicht gleich begraben werden muss. Das wäre dann doch sehr schade und außerdem völlig unverdient, denn gerade das kompetive Absolvieren von Challenges macht immer noch eine Menge Spaß.
Fazit und Wertung
„Während die Versionen für XBOX One, PlayStation 4 und später auch PC bei uns nur knapp an der magischen 9 von 10 Punktewertung vorbeigeschrammt ist, muss die Nintendo Switch sich mit einem ´Nur gut´ zufriedengeben. Auch dort machen die zahlreichen Events in und um Paradise City eine Menge Spaß, dafür fallen die grafischen Abstriche besonders im Dock und an großen Bildschirmen sehr negativ ins Gewicht. Für unterwegs eignet sich die Portierung allerdings trotz marginaler Bildratenprobleme in vielbefahrenen Bereichen hervorragend. Das im Umfang nicht beschnittene Gesamtpaket liefert off- und online zahlreiche Stunden Fun, ist aber mit knapp fünfzig Euro UVP wesentlich teurer geraten als die bereits zum Schnäppchenpreis erhältlichen und technisch wesentlich besseren Fassungen der anderen Konsolen.“
PRO:
+ Abseits des Docks insgesamt sehr gelungere Portierung
+ Facettenreiche, offen befahrbare Welt
+ Gewaltiger Fuhrpark
+ Abwechslungsreiche Modi, die für jeden Geschmack etwas bieten
+ Weit über hundert Challenges
+ Sehr gutes Fahrzeugbalancing
+ Mit Controller auch bei Höchstgeschwindkeiten stets präzise steuerbar
+ Toller Soundtrack, der mit vielen bekannten Interpreten aufwartet
+ Nahtloser Übergang zwischen Einzelspieler und Mehrspieler
CONTRA:
– Besonders im Dock massives Kantenflimmern
– Teils deutlich sichtbare Grafikabstriche
– Kleinere Bildrateneinbrüche in verkehrstüchtigen Arealen
– Nerviger DJ
– Umständlicher Fahrzeugwechsel
– Außerhalb von Downtown nur sehr wenig Verkehr
– Etwas unpräzise Bedienung via Joy Con´s
– Für ein im Kern zwei Jahre altes Remaster zu teuer
GESAMTWERTUNG: 8.0/10
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