Bulletstorm™: Full Clip Edition im Test – Spiel´s noch einmal, Gray

                                           Getestet und verfasst von General M

In der Diskussion um die behäbige Frage nach der Notwendigkeit von Remastern noch gar nicht so alter Titel ist Bulletstorm in der neuen Full Clip Edition sicher ein diskussionswürdiger Kandidat. Das Original ist etwas mehr als 6 Jahre alt und erschien seinerzeit unter dem Banner von Electronic Arts für PC und die XBOX 360. Wer soweit zurückdenken kann, erinnert sich womöglich auch daran, dass Bulletstorm zu den mit am schwersten zensierten Titeln der jüngeren Videospielgeschichte gehört. Für die Freigabe ab 18 Jahren mussten damals derart massive Einschnitte am Gameplay vorgenommen werden, dass die Quintessenz des Spiels, nämlich das möglichst stilvolle Töten von Feinden, nahezu völlig verloren ging. Ob unzensiert oder nicht, trotz überdurchschnittlicher Kritiken in der internationalen Fachpresse wurde Bulletstorm kein Verkaufsschlager. Mit dem Remaster erhofft man sich beim U.S. – Publisher Gearbox, der jetzt für den Vertrieb verantwortlich ist, dass die Sache besser läuft. Und auch der polnische Entwickler „People can fly“ ist für eine Fortsetzung offen, je nachdem wie gut das Remaster ankommt. Wie gut das Remaster denn nun wirklich ist, finden wir auf den folgenden Zeilen hoffentlich heraus!

Kick it like Beckham!

Eine tiefgehende Story gab es damals schon nicht, auch heute hat sich daran nichts geändert. Einst erledigte sich die Elitegruppe Dead Echo unter Leitung von Rauhbein Grayson Hunt potenzieller Terroristen, Waffenschiebern und anderem Gesindel, bis die Jungs herausfanden, dass Auftraggeber General Sarrano lediglich Zivilisten meucheln ließ, die Dreck gegen dessen Korruption in der Hand hatten. Dead Echo tauchte unter und verdingt sich seitdem als Bande heruntergekommener, versoffener Weltraumpiraten. Bis man eines Tages mitten im All wieder aufeinandertrifft. Natürlich geht die Konfrontation für beide Seiten nicht wirklich glimpflich aus: Sowohl Sarrano als auch die Überlebenden von Dead Echo stranden auf dem Planeten Stygia. Dass es sich dabei nicht um das Paradies schlechthin handelt, wird spätestens dann klar, als die ersten Horden Mutaten über die Gestrandeten herfallen. Jetzt gilt es, unliebsame Allianzen zu schließen, einen Kumpel mit Persönlichkeitsstörungen zu retten und irgendwie von diesem verfluchten Planeten zu entkommen. 

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     Nach einer Bruchlandung ist mit dem notdürftig geflickten Ishi nicht gut Kirschen essen.

Klar, die Handlung ist extrem simpel gestrickt und dient hauptsächlich dazu, einen Grund für die harte Action und ein entsprechendens Feuerwerk an Effekten zu finden, die Bulletstorm am laufenden Band präsentiert. Und nur darum geht es ja eigentlich. Trotzdem: Die wenigen Hauptcharaktere bleiben vor allem durch ihr Übermaß an „Bad Ass Attitude“ in Erinnerung. Da paaren sich coole Sprüche mit Schimpfwörtern am laufenden Band. Selbst ich war vor Bulletstorm nicht mit dem Wort „Pisswichser“ vertraut und das ist nur eines von so vielen Beispielen, welche ich an dieser Stelle anführen könnte. Bereits damals hat mir das Spiel extrem viel Spaß gemacht. Und das liegt eben hauptsächlich am bis heute einzigartigen „Skill Kill“ – System.

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           Bulletstorm belohnt möglichst kreative und brutale Kills. Sarkasmus inklusive. 

Je verrückter man seine Feinde zur Hölle schickt, desto mehr Punkte gibt es. Die kann man dann nutzen, um an bestimmten Stationen Munition aufzufüllen, Munitionskapazitäten zu erweitern oder aber alternative Feuermodi für das mächtige Arsenal freizuschalten. Vom einfachen Sturmgewehr bis zur Kettenmine bleiben keine Wünsche unerfüllt. Natürlich bieten auch die Umgebungen im Zusammenspiel mit Stiefel und Peitsche massig Möglichkeiten, Feinde um die Ecke zu bringen. All das ist einfach nur eine herrlich schräge Gewaltorgie, welche durch den trockenen Humor zusätzlich an Würze gewinnt. Bulletstorm ist ein extrem arcadiger Ego – Shooter und genau das möchte er auch sein. Wie erwähnt funktioniert das Spielprinzip mangels Nachahmer noch heute extrem gut und macht noch genauso viel Vergnügen wie vor knapp 6 Jahren. Wer tiefgehende Geschichten und herausfordernde Rätsel erwartet, ist bei Bulletstorm definitiv falsch. Fans von unkomplizierter, völlig überzogener Action im Grafikstil der alten Gears – Trilogie werden aber voll auf ihre Kosten kommen.

Lohnt das Remaster? 

Erstmal die guten Nachrichten: Dank der neuen Freigabe seitens der USK ist der Titel mittlerweile auch in Deutschland vollkommen ungeschnitten erhältlich. Das gilt für das Original natürlich ebenso wie für die Neuauflage. Ferner erscheint die Full Clip Edition nicht nur für den PC, sondern auch für die XBOX One und auf der PS4, also erstmals auch auf einer Sony – Konsole. Versprochen werden „ultra hoch“ aufgelöste Texturen, eine geschmeidige, pfeilschnelle Bildrate und zahlreiche neue Inhalte. Vorbesteller erhalten zusätzlich den „Duke Nukem World Tour“ – DLC, mit welchem sie die Kampagne als Duke Nukem spielen können, inklusive neuer Sprüche von Originalstimme Jon St. John. Das ist ein netter, aber nicht essentieller Bonus, zumal die Charaktere im Spiel den Protagonisten weiterhin mit Gray ansprechen. Witzig ist es aber allemal. Für den Echo – Modus, welcher quasi den Challenge Mode des Spiels darstellt, gibt es ein paar neue Maps, zusätzlich gibt es noch einen Horde – Modus für maximal 4 Spieler im Co – Op. 

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   Das Remaster bietet wie das Original immer noch Schauwerte, ist aber alles in allem veraltet. 

Obwohl die Entwickler tatsächlich mit einer spürbar weicheren Framerate aufwarten (auf allen Systemen werden flüssige 60 Frames pro Sekunde geboten) und auch die Texturen wie versprochen in Sachen Qualität drastisch nach oben geschraubt worden, erkennt man dem Spiel im Vergleich zu aktuellen Titeln durchaus sein Alter an. Das liegt daran, dass man das Original damals auf Basis der Unreal Engine 3 entwickelt hat, die auch beim Remaster erneut zum Einsatz kommt. Alles andere wäre ja auch ein Remake gewesen, wichtiger Unterschied. Obwohl das Spiel durchaus seine Momente hat, gerade in der Stadt oder dem coolen Inselpanorama, sollte man keine grafische Offenbarung erwarten. Auch an die Qualität einer stark modifizierten U3 – Engine, wie sie beispielsweise „Batman: Arkham Knight“ verwendet, kommt es nicht heran. Auf dem PC gibt es zusätzlichen Support für natives 4K, die Konsolen lösen in Full HD auf. Dafür klingt der Ton dynamischer als beim Original, auch ein zuschaltbarer Filter ist hinzugekommen, welcher den etwas störenden Rotstich des Originals etwas neutraler gestaltet. Sämtliche Screenshots dieses Reviews wurden mit diesem Filter aufgenommen. Für manche nicht unwichtig: Die PC – Version nutzt das Anti Tamper – System Denuvo, welches unter Gamern nicht gerade den besten Ruf genießt. 

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   Vorbesteller dürfen die Kampagne als Duke Nukem absolvieren – inklusive neuer Sprüche.

Letztendlich muss sich jeder selbst die Frage beantworten, ob er das Remaster unbedingt braucht, oder ob er bei einer unzensierten XBOX – oder PC – Fassung verweilen möchte. Letztere setzt allerdings auf den mittlerweile toten GFWL – Dienst und macht auf aktueller Hardware einige Probleme. Das Remaster dagagen läuft einwandfrei über Steam. So oder so ist der Titel nur digital in den jeweiligen Stores erhältlich. Sauer stößt hier auf, dass das Remaster zum Vollpreis verkauft wird. Hier muss ich deutliche Kritik üben, da das Gebotene zwar sinnvoll erweitert und aufgehübscht wurde, aber für einen Vollpreistitel einfach zu wenig Neues bietet. Gerade technisch hätte man bei dem Preis viel mehr liefern müssen. 

Fazit und Wertung

ava2 „Es ist schön, dass endlich auch Deutsche Spieler ganz offiziell in den Genuss eines unzensierten Bulletstorm kommen. Ob man dafür dann jedoch wirklich nochmal knapp 50€ abdrücken möchte, muss jeder selbst entscheiden. Trotz technischer Verbesserungen und neuem Content wird insgesamt zu wenig geboten, um den hohen Preis rechtfertigen zu können. Wer allerdings verzweifelt versucht, das Original am PC zum Laufen zu bringen, oder außer einer PlayStation 4 bzw. einer XBOX 360 oder One nie etwas anderes besessen hat und auf schnelle, ausgeflippte Action und kernige Chaoten als Antihelden steht, sollte Bulletstorm auch im Remaster nochmal eine Chance geben. Am Ende lernt man dabei wenigstens eine ganze Ladung neuer Schimpfwörter.“


PRO:

+ Die komplette Bulletstorm – Erfahrung, modernisiert für aktuelle Systeme
+ Sinnvolle Verbesserungen (Framerate, Ton, Bildfilter)
+ Abwechslungsreiche Schauplätze
+ Aberwitzige Action
+ Zeitloses, noch heute sehr spaßiges Gameplay
+ Knackige Sprüche und coole Antihelden
+ Noch heute geniales Skill Shot- System
+ Neue Multiplayer – Komponente für bis zu vier Spieler
+ Völlig unzensiert
+ Epischer Soundtrack
+ Unkomplizierte Bedienung auf allen Systemen, inkl. makelloser Performance

CONTRA:

– Extrem hoher Preis
– Technisch trotz Verbesserungen sichtbar veraltet
– Ingesamt zu wenig Neues (besonders bei dem Preis)
– Nicht alle Deutschen Sprecher überzeugen (Ishi, Sarrano)

                                                  GESAMTWERTUNG:     80%

Die hier veröffentlichte Meinung stellt lediglich die Meinung des Autors dar und muss nicht zwangsläufig auch die von Wrestling-Point.de, M-Reviews und allen unterstehenden Mitarbeitern sein.

 

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