Blu-Ray: „U-571“

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                                                     Getestet und verfasst von General M 

                                                 Quelle Bildmaterial: „©STUDIOCANAL GmbH. All rights reserved.“

                                                 Ab sofort erhältlich als Blu-Ray und DVD 

81E6U7SUGnL. SL1500 Zu Beginn des neuen Jahrtausends standen Kriegsfilme bedingt durch den sensationellen Erfolg von Steven Spielberg´s Der Soldat James Ryan wieder ganz hoch im Kurs. In dieser kurzlebigen Phase entstand auch U-571. Anders als der zeitlose deutsche Spielfilmklassiker Das Boot setzte Jonathan Mostow hier aber weder auf historische Faktentreue, noch auf hohe psychologische Dichte. Im durch und durch auf ein amerikanisches Publikum zugeschnittenen Actioner gilt: Kopf ausschalten und das Spektakel genießen, wenn sich Matthew McConaughey und Kohorten in einem schrottreifen Nazikahn durch gefährliche Gewässer schleichen. Und das hierzulande jetzt zum ersten Mal auf Blu-Ray. 

Der Film

Im Jahr 1942 befindet sich der Zweite Weltkrieg auf seinem vorläufigen Höhepunkt. Während die Wehrmacht im Osten einen erbitterten Krieg gegen die Sowjetunion führt und die Amerikaner nach dem japanischen Angriff auf Pearl Harbor zunächst hauptsächlich im Pazifik kämpfen, entpuppt sich die Deutsche Kriegsmarine mitsamt ihrer Flotte an Unterseeboten immer noch als immense Gefahr für die allierten Verbände im Atlantischen Ozean. Nach einem verheerenden Zusammenstoß mit einem englischen Zerstörer treibt das Nazi-U-Boot U-571 unter Leitung von Kapitänleutnant Wassner (Thomas Kretschmann, Ballon) schwer beschädigt im Gewässer und funkt um Hilfe. Die Amerikaner, welche den Funkspruch abfangen konnten, wittern damit ihre Chance, endlich an ein Exemplar der Schiffriermaschine Enigma gelangen zu können, mit deren Hilfe die Deutschen bisher erfolgreich ihren Nachrichtenverkehr verschlüsseln konnten.

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Der Plan: Ein als Versorgungsschiff getarntes alliertes U-Boot soll die U-571 kapern, die Enima an sich bringen und das feindliche Boot anschließend versenken. Wenn dann das tatsächliche Versorgungsschiff eintrifft wird dieses annehmen, dass die U-571 längst gesunken ist. Das Geheimnis bliebe somit gewahrt, anderenfalls würden die Deutschen ihre Verschlüsselung ändern und die gesamte Aktion wäre ein Fehlschlag. Für diese Mission ausgewählt wird schließlich die betagte S 33 mitsamt deren erfahrenem Kommandanten Dahlgren (Bill Paxton, Aliens). Unter den teils blutjungen Besatzungsmitgliedern befindet sich auch der pflichtversessene Erste Offizier Lt. Andy Tyler (Matthew McConaughey, The Gentlemen), der soeben die schlechte Nachricht erhalten hat, trotz hervorragender Leistungen kein eigenes Kommando zu erhalten. Zunächst sieht es tatsächlich so aus, als würde das von den Geheimdienstoffizieren Coonan und Hirsch geplante und mithilfe zahlreicher Besatzungsmitglieder durchgeführte Unterfangen gelingen.

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Doch als Wassner durch eine kurze Unachtsamkeit des als Mechaniker getarnten Enterkommandos Alarm schlägt und nach einer wilden Schießerei auch noch das echte Versorgungsschiff früher als geplant aufschlägt, geraten die Dinge komplett außer Kontrolle. Die S33 geht mitsamt ihres Captains unter, die wenigen Überlebenden, darunter Tyler als höchstrangigem Offizier sowie dem erfahrenen Kriegsveteran Chief Klough (Harvey Keitel, The Irishman) sind gezwungen, an Bord der U-571 abzutauchen. Gefangen in einem fremden, kaum mehr seetüchtigen U-Boot und nur noch mit einem Torpedo bestückt, führt der einzige Weg nach Hause mitten durch den Vorgarten der Deutschen Kriegsmarine.  Ein Himmelfahrtskommando, welches durch zunehmende Spannungen unter der Mannschaft nicht viel einfacher wird. Während Tyler sich als neuer Kommandant schwersten Entscheidungen stellen muss, setzt der an Bord verbliebene Wassner alles daran, die „Heimfahrt“ der U-571 mit allen Mitteln zu sabotieren…

Die Rezension

Anders als die meisten Kriegsfilme schert sich U-571 zu keinem Zeitpunkt um historische Genauigkeit, sondern will lediglich gut unterhalten. Tatsächlich war es die Royal Navy, die bereits 1941 in den Besitz einer Enigma samt Codebüchern gelangte und allmählich einen Wendepunkt zugunsten der Allierten im bisher extrem verlustreichen Atlantikkrieg herbeiführen konnte. Den Amerikanern sollte dies erst drei Jahre später kurz vor Kriegsende gelingen und waren damit wie im Film dargestellt nicht Vorreiter. Die echte U-571 versank ebenfalls nicht 1942, sondern ebenfalls erst 1944 durch ein britisches Flugboot. So viel also zu den Fakten. Wenn man aber bereit ist, diese für die gesamte Laufzeit von knapp zwei Stunden literally komplett über Bord zu werfen, darf man sich auf einen spannenden Actionthriller freuen, der auch heute noch gut unterhält. 

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Zwar bleiben manche der Akteure etwas blass, wettgemacht wird dieses Manko aber durch die gute Leistung eines noch jungen Matthew McConaughey, der sich bereits damals an der Seite von Schauspielprofis wie Harvey Keitel und Bill Paxton zu behaupten wusste. Schade ist, dass Thomas Kretschmann als linientreuer Kapitänleutnant so wenig Spielzeit eingeräumt bekommt. Eine Interaktion mit Tyler findet praktisch nicht statt, grundsätzlich ist der Film arg bemüht, den „Feind“ nicht heroisieren, indem er dessen Präsenz auf ein absolutes Minimum reduziert. So darf Wassner lediglich für den Hauch einer Sekunde Menschlichkeit äußern, ehe er kurz darauf doch eiskalt das Feuer auf Gestrandete eröffnen lässt und später nicht viel mehr ist als ein kaltblütiger Mörder. Dass da so viel mehr Raum zur Darstellung verschiedener Ansichten gewesen wäre, interessiert Regisseur Mostow ebenso wenig wie sein angepeiltes Publikum. Helden sind hier nur die Amerikaner, die unter Einsatz ihres Lebens für die gute Sache dienen und sterben. Punkt. 

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Gerade deswegen reicht U-571 zu keinem Zeitpunkt an Petersen´s ewigen Klassiker Das Boot heran. Sämtliche Figuren agieren blass an der Oberfläche, die Rollen Gut und Böse sind klar verteilt, die psychologische Komponente wird nur am Rande beleuchtet. Warum der Film trotzdem eine Menge Spaß macht, liegt an der hochspannende Atmosphäre, welche einen dank der exzellenten Kamera- und Tonarbeit (letztere wurde sogar mit einem Oscar© ausgezeichnet) spätestens nach der ersten halben Stunde gelungen in ihren Bann zieht. Fans von Actionthrillern werden auf ihre Kosten kommen. Wer aber weder mit der Amerikanisierung von Genre und Handlung zurechtkommt, ist auch nach dem zehnten Sichten von Das Boot besser mit einem elften Durchgang oder noch älteren Klassikern wie Duell im Atlantik geeigneter bedient. 

Die Blu-Ray

Die Erstauflage auf DVD von 2005 ist längst vergriffen und weder TV noch Streaminganbieter waren in den letzten Jahre eine große Hilfe, wenn man U-571 anschauen wollte. Davon einmal abgesehen, dass die Qualität der DVD sowieso ziemlich mau ist. Die einzige Alternative dazu stellt die U.S.-Blu-Ray von Universal dar, die aber keinen deutschen Ton besitzt und zusätzlich Untertitel für deutschsprachige Szenen forciert, dafür aber mit einem recht soliden Bild aufwartet. STUDIOCANAL will das nun richten und schiebt nicht nur eine neue DVD Remastered nach, sondern auch erstmals eine deutsche Blu-Ray. Und hier wird´s ein bisschen seltsam, denn so richtig vom Hocker hauen will die hiesige Premiere in High Definition einen nämlich nicht. Offenbar wurde nämlich seinerzeit bei der Kinoauswertung im deutschsprachigen Raum ein eigenes Master ohne forcierte Untertitel angefertigt, von dem nun auch dieser Transfer stammt. Das wird schon zu Beginn bei den Titeleinblendungen deutlich, die anders als bei einem internationalen Master komplett in Deutsch dargestellt werden. 

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Im direkten Bildvergleich zum Import aus Übersee zeigt sich dann relativ schnell, dass die Neuauflage damit qualitativ nicht mithalten kann. Kratzer und Verunreinigungen auf der ursprünglichen analogen Filmrolle blitzen immer wieder durch, die Schärfe ist insgesamt eher mittelprächtig und kann selbst in Nahaufnahmen nicht voll überzeugen. Selbst die Farbgebung ist ein zweispaltiges Schwert. Während des Landgangs der S33 dominiert ein unschöner Gelbstich, in welchem die strahlen weißen Marineuniformen komplett absaufen. Erst im U-Boot wird es wieder etwas neutraler, wobei der typisch-ausgewaschene Kriegsfilmlook allerdings erhalten bleibt. Richtige Highlights bekommt man also nie geboten. Dass der lustlose Transfer keinerlei nachträgliche Bearbeitung erfahren hat, ist offensichtlich und dementsprechend enttäuschend. Ein zusätzliches Manko stellt die Körnung dar. Schon in den besser ausgeleuchteten Szenen kann das Filmkorn recht aggressiv sein, wird´s dagegen dunkler kommt es zu sichtbaren Artefakten, feinere Details versumpfen im Schwarz oft komplett. Und da in U-Booten zu dieser Zeit selten Festbeleuchtung installiert war, muss man sich damit ziemlich regelmäßig auseinandersetzen. Uff. Besonders für STUDIOCANAL-Verhältnisse ist das alles ein ziemlicher Letdown.

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Besser sieht es dagegen beim Ton aus. Sowohl die deutsche Synchronfassung als auch die englische Originalspur präsentieren sich als verlustfreie Masterspuren im Format DTS-HD MA 5.1. Gute Dialogverständlichkeit zeichnet beide Spuren gleichermaßen aus, die wirklichen Highlights liefert der Sound aber in actionreichen Szenen. Wenn die Wasserbomben rund um das Boot herum explodieren, erzeugt der Subwoofer ordentlich Druck. Auch beim Anschlag auf den Zerstörer kracht es heftig. Effekte wie der auf der Außenhülle lastende Wasserdruck oder einbrechendes Wasser kommen dediziert und kraftvoll aus der richtigen Richtung. Lediglich der Soundtrack agiert für meinen Geschmack etwas zu sehr im Hintergrund. Es sind grundlegend immer eher die feinen Geräusche, auf die man hier achten sollte. Das Gesamtpaket stellt jedoch sehr zufrieden und zeigt im Heimkino nochmal, dass der Oscar™ für den Tonschnitt mehr als verdient ist. 

Die Extras

Es ist ziemlich sicher, dass sämtliches Bonusmaterial von der alten deutschen DVD rübergeholt wurde, alleine das ebenfalls komplett deutsch vertonte Making Of und die allgemeine Qualität sämtlicher Inhalte sind dafür ein starker Indikator. Da mir die DVD selbst aber nicht zum Vergleich vorgelegen hat, kann ich in dem Fall wirklich nur spekulieren. Und ohnehin ist das Gebotene nicht wirklich spannend. Das Making Of gibt nur wenige Einblicke in die Produktion selbst, sondern setzt sich primär aus Interviews mit Cast und Crew zusammen, frei nach dem Motto „Jeder lobt den anderen“. Dazu gibt es noch einmal separate, aber sehr kurze Gespräche mit dem mittlerweile leider verstorbenen Bill Paxton sowie Hauptdarsteller Matthew McConaughey und dem in einer Nebenrolle besetzten Sänger Jon Bon Jovi.

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Interessanter ist da schon der Audiokommentar von Jonathan Mostow, der übrigens nach Filmen wie Terminator 3 – Rebellion der Maschinen und Surrogates – Mein zweites Ich nicht mehr an frühere Erfolge anknüpfen konnte. Hier erfährt man noch am ehesten spannende Einblicke in die Herstellung des Films. Zu guter letzt gibt´s noch ein Featurette über den Bau der U-Boot-Kulisse. Alles in allem ist das Standardkost, als solche aber immer noch einen Blick wert. Selbstverständlich müssen Käufer der DVD auf all das ebenfalls nicht verzichten. Neues Material war hier ohnehin nicht zu erwarten, dafür ist alleine in die Aufbereitung des Films selbst nicht ausreichend Mühe geflossen. Als Randnotizen ist das gebotene Material aber brauchbar. 

Fazit

profilbildapril21„Nachdem die letzten Woche gefühlt nur aus Nichtstun und gelegentlichen Rezensionen zu Animes und Videospielen bestanden, kommt jetzt endlich wieder Bewegung in den Heimkinosektor. U-571 oder Amerika, wo eine Handvoll Männer mühelos ein deutsches U-Boot steuern kann: Der Film kommt zwar zu keinem Zeitpunkt auch nur ansatzweise an die großen Genreklassiker heran, überzeugt dafür aber trotz historischem Nonsens auch zwanzig Jahre nach Erstveröffentlichung als spannender Actionthriller unter Wasser. Schade nur, dass man hier so lange auf die Blu-Ray warten musste und dann nur mit mittelmäßigen Master abgespeist wird. Da wäre definitiv mehr drin gewesen. Auch bei den Extras bleiben (positive) Überraschungen aus, dafür stimmt der Ton. Für einen schmalen Zehner machen Genrefans trotzdem nicht viel falsch.“ 

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