Blu-Ray: „Star Trek: Lower Decks – Season 1“

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                                                       Getestet und verfasst von General M 

                                                     Quelle Bildmaterial: „©Paramount Pictures. All rights reserved.“ 

                                                  Ab sofort erhältlich als Blu-Ray und DVD

81VvNOrKGwL. SL1500 Der Weltraum. Unendliche Weiten…aber das kennen wir ja alles schon. Die legendären Schiffe mitsamt ihren tollkühnen Crews, immer im Einsatz wo es brennt. Aber was ist eigentlich sonst noch so los in der gewaltigen Sternenflotte? Ich meine, irgendwer muss doch auch die Drecksarbeit erledigen. Die langweiligen Jobs, für die sich Picard und Co. nicht einmal aus dem Bett begeben würden. Auftritt von Star Trek: Lower Decks, einer urkomischen Trickserie, die genau jene vergessenen Helden würdigt. Die erste Staffel avancierte zum Überraschungserfolg, das noch bessere Sequel ist gegenwärtig bei Amazon Prime abrufbar. Für alle ohne Abonnement legt Paramount nun die ersten zehn Episoden im Heimkino auf. 

Die erste Staffel

Herzlich willkommen an Bord der U.S.S. Cerritos, einem Raumschiff der California-Klasse. Klingt episch, ist es aber eigentlich nicht. Die Bewaffnung ist eher spärlich und für längere Forschungsmissionen eignet sich die Kiste auch nicht. Stattdessen wird die Cerritos immer dann herangezogen, wenn Aufgaben anstehen, für welche die Elite viel zu wichtig ist. Unter dem Kommando von Captain Carol Freemann kümmert sich die Besatzung primär um den sogenannten Zweitkontakt mit fremden Spezies. Neue Verbündete für die Sternenflotte zu gewinnen ist Aufgabe der Big Player, um alle nachfolgenden Probleme kümmern sich die weniger bedeutsamen Angestellten – egal, wie banal diese auch ausfallen. In Sachen Hierarchie folgt die Crew aber demselben eisernen Kodex: Die Brückencrew ist wichtig, der Rest entbehrlich. Aber natürlich erfüllen auch die kleinen Zahnräder in der Maschine ihre Aufgabe. Zum Beispiel Kisten im Laderaum stapeln. Kaputte Shuttles reparieren. Oder Quartiere putzen. Ja, dafür lebt man doch gerne!

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Trotzdem ist die Aussicht, auf einem Schiff der Sternenflotte zu dienen, ziemlich spannend. Genau so empfindet auch die frischgebackene Kadettin D´Vana Tendi, die als erste Orionerin ihren Dienst auf der Cerritos antritt und nur so vor Euphorie sprüht. Das alteingesessenere Personal auf den unteren Decks hat die Trostlosigkeit seines Alltags allerdings längst begriffen. Darunter befindet sich auch Brad Boimler, dessen überkorrekte Art und das permanente Streben danach, sich bei der Führungscrew beliebt zu machen, immer wieder zu abstrusen Situationen führen. Der halb zum Cyborg umgerüstete Fähnrich Rutherford ist nicht minder pflichtbewusst, begeistert sich aber etwas zu sehr für alles, was irgendwie mit Technik zu tun hat. Für Chaos an Bord sorgt dagegen regelmäßig Wildfang Beckett Mariner, die eigentlich hervorragende Voraussetzungen für den Job in der Sternenflotte mitbringt, aufgrund ihrer rebellischen Art aber immer wieder degradiert und versetzt worden ist, bis sie schließlich auf der Cerritos landete. Für Mariner ist das eine besonders nervige Situation, denn ihre Mutter ist niemand geringeres als der Captain (was allerdings ein gut gehütetes Geheimnis ist, also Schnauze halten)! 

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Die von allen so verehrte Führung ist in Wirklichkeit aber auch nicht gerade das Gelbe vom Ei, immerhin weiß dort jeder ganz genau, wie unwichtig man eigentlich ist. Während Captain Freeman permanent nach Möglichkeiten sucht, ihre Tochter wieder loszuwerden und der erste Offizier Ransom sich gleichermaßen durch Heldenmut und Schamlosigkeit auszeichnet, nimmt der kampfeslustige bajoranische Sicherheitschef Shaxs seinen Kriegercodex etwas zu ernst und schießt gewöhnlich lieber, bevor er Fragen stellt. Um die Verletzten kümmert sich dann vertrauensvoll die Caitianerin T´Ana – das aber auch nur, wenn sie nicht gerade in der Mauser ist. Trotzdem bewundern die einfachen Angestellten ihre Bosse fast kritiklos, alleine schon wegen der besseren Replikatoren. Gemeinsam reist die Cerritos unermüdlich von einer Krise zur nächsten und bekommt es dabei mit Völkern wie den grenzdebilen Pakled, ebenso aber auch immer wieder hausgemachten Problemen zu tun. Im Notfall hält man aber immer zusammen – eben auch, weil keiner wirklich Lust hat, für so einen Sauladen wie die Sternenflotte den Löffel abzugeben…

Die Rezension

Eine Parodie auf Star Trek war längst überfällig. Und ich rede hier nicht von unfreiwillig komisch wie Star Trek: Discovery, sondern gewollt komisch! Dass so ein Unterfangen am ehesten als Trickserie funktionieren würde, war Serienschöpfer Mike McMahan von Anfang an klar. Der bis dahin als Autor für die Kultserie Rick & Morty tätige Chicagoer steht erwartungsgemäß nicht gerade für zurückhaltenden Humor, was zum Glück auch in Star Trek: Lower Decks gut zur Geltung kommt. Stattdessen wird hier hemmungslos mit den Marotten und Klischees des Franchises gespielt und Kleinigkeiten, über die man sich bisher kaum Gedanken gemacht hat, rücken plötzlich in den Fokus ganzer Episoder. Diese erfrischend konträre Betrachtungsweise der Sternenflotte samt ihrer Untergebenen inklusive ihrer zahlreichen Querverweise auf die klassischen Serien und Filme hat maßgeblich dazu beigetragen, dass ich mit Boimler, Beckett und Co. mehr Spaß hatte, als mit irgendeinem anderen Format in diesem Jahr. 

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Hier zeigt sich, dass sich hinter den überwiegend namenlosen Rot-, Gelb- und Blauhemden eben mehr verbirgt, als nur williges Kanonenfutter. Allerdings: Wenn die sich auf den anderen Schiffen genauso dämlich und chaotisch verhalten, ist es schon verständlich, dass deren Persönlichkeiten bisher eher unerwähnt geblieben sind. Trotzdem oder gerade deswegen wächst einem die Crew unglaublich schnell ans Herz. Und im Kern bietet Lower Decks eigentlich alles, was ein ernsterer Ableger sonst auch hat: Ein modernes Raumschiff, einen filmreifen Soundtrack und epische Gefechte. Nur, dass das hier alles mit so viel Selbstironie durch den Kakao gezogen wird, dass dabei definitiv kein Auge trocken bleibt. Hättet ihr zum Beispiel gedacht, dass Gorn-Hochzeiten extrem romantisch sind? Oder gewisse Völker sehr eigene Ansichten von guten Parties haben? Wirklich alle Referenzen und Anspielungen versteht man allerdings nur, wenn man sich vorher einmal quer durch das gesamte Franchise geschaut hat. Aber auch so bietet Lower Decks genug, um auch Einsteigern eine Menge Lacher zu bescheren. 

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Wer sich mit dem Setting und dem offensiven Humor arrangieren kann, darf sich bis zum filmreifen Staffelfinale auf zehn exzellente Episoden freuen. Die deutschen Sprecher sind erstklassig gewählt, weshalb die Serie auch auf Deutsch bestens unterhält. Zwischen der toll getricksten Action und dem anarchischen Witz bleibt aber immer Zeit für die ruhigen Momente. Das schwierige Verhältnis zwischen Mariner und Freeman gipfelt gelegentlich in überraschend emotionalen Momenten, gleichzeitig bekommt auch der Rest der Crew genug Zeit, um auch mal andere Seiten abseits des alltäglichen Trubels an Bord der Cerritos zu zeigen. Mike McMahan und seinem Team ist hier wirklich eine fantastische Serie gelungen, welche die komische Seite der Sternenflotte mit viel Respekt vor der Vorlage, aber auch sehr viel Anarchie beleuchtet. Das Ergebnis ist ein absolut empfehlenswert, die zweite Staffel sogar noch besser. Eine weitere Fortsetzung ist längst in Arbeit, weshalb ich die große Hoffnung hege, dass uns die Crew der Cerritos auch noch in den nächsten Jahren begleiten wird. Verdient hätte sie es in jedem Fall. 

Die Blu-Ray

Ich weiß, was ihr jetzt sagt: Warum sollte ich Geld für eine Blu-Ray ausgeben, wo ich die komplette Serie doch bequem im Stream abrufen kann? Nun, zum einen ist nicht jeder Kunde bei Amazon Prime, zum anderen bietet so eine Veröffentlichungen immer qualitative Vorteile gegenüber Streaming – selbst bei stärksten Internetleitungen. Zunächst kann man sagen, dass Star Trek: Lower Decks wirklich klasse animiert ist, was für eine Comedyserie alles andere als Standard ist. Das sah schon im Stream gut aus, kommt auf Blu-Ray aber nochmal ein gutes Stück besser zur Geltung. Über Kompressionsartefakte und Co. muss man sich hier keine Gedanken mehr machen, sondern kann die fantastischen Master in nativem 1080p bei konstant hohen Datenraten genießen. Die Bildschärfe ist nahezu makellos und arbeitet selbst in hektischeren Szenen auch feinere Konturen optimal heraus. Lediglich in einigen wenigen Momenten produziert die Blu-Ray dasselbe offenbar herstellungsbedingte Kantenflimmern, dass man auch schon im Stream wahrnehmen konnte. Richtig störend ist das aber nie. 

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Farblich ist die Serie bestes Material, um den heimischen Fernseher zu kalibrieren – und das selbst ohne Support für HDR und dergleichen. Alleine die Primärtöne bei den einzelnen Uniformen liefern konstante Highlights, aber auch das Schiff selbst setzt immer wieder schöne Akzente. Wenn dann Außenaufnahmen dazukommen, beispielsweise bei Raumschlachten oder wenn sich die Cerritos wieder mal auf einem frendem Planeten verirrt hat, pumpt die Blu-Ray quasi Leuchtkraft am Fließband raus. Das sieht kombiniert alles wirklich unglaublich gut aus und ist in vielerlei Hinsicht ein Maßstab, an dem sich auch unser Animeportfolio zukünftig zu messen hat. Im Kontrastbereich punkten sattes Schwarzanteile und strahlendes Weiß. Wäre da nicht das angesprochene Kantenflimmern, gäb´s von mir die perfekte Bewertung beim Bild, so bleiben kleinere Abstriche, die einen jedoch absolut nicht vom Kauf abhalten sollten. 

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Was gut aussieht, klingt auch sehr gut – obwohl Paramount die hiesige Blu-Ray wieder nur mit veraltetem Dolby Digital 5.1 für alle sechs an Bord untergebrachten Sprachen (darunter sogar Japanisch) ausgestattet hat. Sutatorekku wa nihongo mo totemo jozudesuga, dennoch dürfte der allgemeine Bedarf in dieser Region eher gering ausfallen. Den Platz hätte man brauchbarer nutzen können. Sei es drum, denn auch wenn wir anders die Amerikaner keine verlustfreie Tonspur kriegen, kann sich das Gebotene wirklich hören lassen und liegt in Sachen Gesamtdynamik nur minimal dahinter. Die Dialogverständlichkeit im Center ist durchgehend makellos, der Score läuft hörbar über alle Lautsprecher mit, gerät darüber aber nie aufdringlich. Effekte wie das Geräusch öffnender Türen oder des Turbolifts kommen klar zur Geltung, während man im Raumschlachten eine schöne Mittendrinkulisse mit sauber platzierten Effekten geboten bekommt, der es wie erwähnt ab und an mal hörbar an Dynamik mangelt, sonst aber im Bassbereich immer noch solide abliefert. 

Die Extras

Sämtliches Bonusmaterial befindet sich an Bord einer dritten Disc, die uns von Paramount bedauerlicherweise nicht zugesandt wurde. Werten wollen wir deshalb an dieser Stelle nicht. Was wir aber sagen können ist, dass sich dort über eine Stunde Extras tummeln, wovon ein gutes Viertel ausschließlich aus Interviews mit Cast und Crew besteht, die aufgrund der pandemischen Situation allesamt von zuhause aus agieren. Der Rest widmet sich ausführlich der Produktion selbst. Die Entstehung von Sequenzen und Effekten wird vom Storyboard bis zum fertigen Ergebnis ausführlich abgedeckt. Auch der mehr als gelungene Score darf sich über ein eigenes Featurette freuen. Klingt gut, hätte ich selbst gerne gesehen, kann man nichts machen. 

Fazit

profilbildapril„Zunächst hatte ich Star Trek: Lower Decks überhaupt nicht auf dem Schirm. Eine Trickserie im Universum von Picard und Co., dabei kann ja nicht viel herumkommen. Erst als ich mitbekommen habe, wer sich hinter dem Projekt verbirgt und dass es sich dabei um eine Parodie handelt, habe ich einen Blick riskiert – und die komplette Staffel danach in einem Stück verschlungen. Wer sich mit der Cerritos und ihrer grenzdebilen Crew in das Weltall vorwagt – nämlich dahin, wo irgendwann schonmal zuvor jemand gewesen ist – bleibt garantiert kein Auge trocken. Vor allem Kenner des Franchises dürfen über die vielen versteckten Anspielungen lachen. Unbedingt mehr davon! Die Blu-Ray zur ersten Season liefert bis auf kleinere Abstriche ein wunderbares Bild, nur beim Ton verweigert sich Paramount einmal mehr zukunftstauglichen Formaten. Klingen tut die Serie aber trotzdem gut. Nicht nur für Fans absolutes Pflichtprogramm. Unbedingt ansehen!“  

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