Blu-Ray: „Given, Volumes 1-3“

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                                                          Getestet und verfasst von Exe

                                                         Ab sofort erhältlich als Blu-Ray, DVD und via Crunchyroll

91DjkOkgfZL. SL1500 Die Japanerin Natsuki Kizu hat mit Given einen vielfach adaptierten Manga erschaffen, der auf überaus feinfühlige Weise von der Liebe innerhalb einer reinen Männerband erzählt. Und obwohl das Boys-Love-Genre eigentlich weit abseits meines persönlichen Geschmacks liegt, konnte ich den Lobpreisungen von Michel – meinem hochgeschätzten Pressekontakt bei KAZÉ – nicht widerstehen und entschied mich schließlich dazu, die Serie zu sichten. Wie sich gezeigt hat, war das nicht die schlechteste Entscheidung. 

Die Serie

Der Oberschüler Ritsuka Uenoyama staunt nicht schlecht, als er an seinem bevorzugten Rückzugsort innerhalb des Schulgebäudes eines Tages auf den introvertierten Mafuyu trifft, welcher dort planlos versucht, die gerissenen Seiten seiner Gitarre zu reparieren. Um den unliebsamen Platzbesetzer möglichst schnell wieder loszuwerden, bietet Ritsuka – seines Zeichens talentierter Gitarrist und Teil einer Band – notgedrungen seine Hilfe an, nur um wenig später überrascht feststellen zu müssen, dass Mafuyu überhaupt keinen Schimmer davon hat, wie man auf dem Instrument spielt. Mafuyus Bitte, ihm in der Freizeit das Gitarrespielen beizubringen, schlägt der notorische Einzelgänger Ritsuka zunächst aus. Dafür gibt´s doch genug Clubs an der Schule! Erst als sich herausstellt, dass Mafuyu über eine engelsgleiche Stimme verfügt, ist Ritsuka Feuer und Flamme – und das auch auf einer Ebene, die er bisher niemals für möglich gehalten hätte. 

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Der Zufall will es, dass seine Band schon ewig auf der Suche nach einem Vokalisten ist. Viel zu lange schon musste sich die Gruppe um Bassist Haruki und Schlagzeuger Akihiko mit rein akkustischen Gigs zufriedengeben. Das soll sich nun ändern. Doch kann der schüchterne Rotschopf überhaupt vor Publikum singen? Während sich Ritsuka mit der Zeit seinen immer stärkeren Gefühlen für Mafuyu stellen muss und dabei einem dramatischen Vorfall aus dessen Vergangenheit auf die Spur kommt, der unmittelbar mit dessen Gitarre zu tun hat, müssen sich auch Haruki und Akihiko eingestehen, dass da weit mehr im Spiel ist als nur Freundschaft. Das Liebeschaos kommt zum ungünstigsten Zeitpunkt, denn ein wichtiger Auftritt steht an. Und Mafuyu hat immer noch keine Lyrics für den geplanten Song zu Papier gebracht. Der Schlüssel dazu liegt in der Vergangenheit begraben, sich damit auseinanderzusetzen ist jedoch alles andere als leicht…

Die Rezension

Wie gesagt, mein Genre ist Boys´ Love normalerweise nicht. Trotzdem hat mich die Geschichte um Ritsuka, Mafuyu und Co. sehr berührt. Das liegt primär an der bodenständigen Erzählweise, welche das Thema auch für eisern heterosexuelle Zuschauer wie mich schmackhaft machen. Mit glaubwürdigen, sympathischen Charakteren mitten aus dem Leben, einer unverbrauchten Kernthematik rund um das Miteinander als Band und einem exzellenten musikalischen Einschlag ist Given ein idealer Einstieg in eine möglicherweise fremde Welt. Das für die Umsetzung verantwortliche Studio Lerche hat die elfteilige Serie (das entspricht in etwa der ersten Hälfte aller bisher erschienenen Mangas) sehr nahe an der Vorlage umgesetzt. Wer wissen will, wie es im Anschluss daran weitergeht, kann sich freuen: Ein knapp einstündiger animierter Spielfilm setzt genau dort an, wo die Serie endet und ist gegenwärtig im Original mit Untertiteln für alle Abonnenten von Crunchyroll kostenlos abrufbar. 

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Given ist eine wunderbare Serie über Liebe, Musik, Freundschaft und Verlust. Nichts vom Gezeigten wirkt zu irgendeinem Zeitpunkt aufgesetzt oder aufdringlich. Jede Figur erhält ausreichend Zeit, um sich zu entfalten. Einfach eine runde Sache, die trotz ihrer speziellen Thematik für jedermann zugänglich ist. Was das angeht, sind die Japaner dem Westen mittlerweile weit voraus. Während einem hierzulande aus allen Ecken längst Diversität und woke Agendas gnadenlos mit der Holzhammermethode eingeprügelt werden, beweist man in Fernost, dass man auch ganz ohne Regenbogenflaggen und Co. Verständnis für alternative Lebensweisen erwecken kann, indem man sich einfach auf die Geschichte und ihre Figuren konzentriert, anstelle beides durch forcierte Inklusion zu ruinieren.

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Die exzellente Animationsqualität und gute deutsche Sprecher tragen ihr Übriges dazu bei, dass sich Given über seine gesamte Laufzeit von knapp über vier Stunden einfach wie eine toll erzählte Story anfühlt, über die man alles andere ganz einfach vergisst, weil es so lächerlich normal erscheint. So und nicht anders sollte es doch eigentlich sein, oder? Wer sich für gut geschriebene Liebesgeschichten oder einfach nur gute Musik interessiert, wird hier auf jeden Fall bestens bedient. Für mich ist beides Grund genug, zukünftig auch abseits aller Empfehlungen ein waches Auge auf Neuerscheinungen in diesem speziellen Genre zu werfen. Als „Herzensprojekt“ hat Michel die Serie seinerzeit mir gegenüber angepriesen. Jetzt weiß ich auch, wieso. Eine zweite Staffel würde ich jederzeit begrüßen. Angesichts des großen Erfolgs der Serie und der Tatsache, dass die Vorlage noch immer nicht auserzählt ist, erscheinen die Chancen dafür übrigens gar nicht mal schlecht zu sein. 

Die Blu-Ray´s

Auf drei Volumes hat KAZÉ die Serie aufgeteilt. Fast zu großzügig, bedenkt man den happigen Komplettpreis. Aber dazu gleich mehr, denn jetzt wollen wir uns wie immer erst etwas näher mit den technischen Aspekten befassen. Und hier gibt´s wirklich nichts zu kritisieren. Alle Episoden liegen als Transfer in nativem 1080p vor, wobei die Blu-Ray´s aufgrund der Verteilung wirklich mehr als genug Platz haben, damit man sich als Konsument nie Sorgen um Kompressionsprobleme aller Art machen muss.

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Die 2019 erstmals in Japan ausgestrahlte Serie besticht in High Definition mit exzellenter Detailwiedergabe, besonders die Charaktere stechen durch feine Konturen und Schattierungen positiv vor den ebenfalls sehr aufwendig gestalteten Hintergründen hervor. Bisweilen lassen sich sogar kleinere, weit entfernte Schilder mühelos lesen. Begleitet wird die Geschichte von einer sehr natürlichen Farbgebung, welche weniger auf knallige Highlights setzt, sondern viel mehr auf eine möglichst realistische Darstellung, was gut zu der allgemeinen Stimmung der Serie passt. Die gelungen aufeinander abgestimmten Kontraste untermalen diesen Grundgedanken zusätzlich. 

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Den Sound gibt es wie immer zweisprachig in Deutsch und Japanisch, beide Fassungen werden im verlustfreien Format DTS-HD MA 2.0 angeboten, überwiegend sauber lokalisierte Untertitel liegen für Liebhaber der Originalfassung ohne ausreichende Sprachkenntnisse bei. Given ist wieder eine jener Serien, die von einer Abmischung mit vollwertigem Raumklang durchaus profitiert hätten, aber auch so sorgt die Band für guten Sound im Frontbereich. Sämtliche Dialoge sind durchgehend optimal verständlich, der Soundtrack kommt stets wunderbar zur Geltung und überrascht mit viel Dynamik. 

Die Extras

Knappe vierzig Euro werden pro Volume fällig – das summiert sich natürlich und ist für gerade einmal elf Episoden wirklich eine Menge verlangt. Um der Käuferschaft den hohen Preis zumindest einigermaßen schmackthaft zu machen, geht das Berliner Label dafür bei der Ausstattung keine Kompromisse ein. Wer zunächst befürchten musste, dass Given nur in einer schmucklosen Plastikhülle ausgeliefert wird, darf sich jetzt freuen: KAZÉ hat Aufmachung und Ausstattung komplett von der japanischen Retailversion übernommen. Alle Volumes erscheinen in einer umweltfreundlichen Pappschatulle im CD-Case-Format, wobei die erste Volume zusätzlich mit einem schicken Sammelschuber ausgeliefert wird. 

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Darin befinden sich ein jeweils hochwertig verarbeitetes Booklet, ein Artbook mit zahlreichen Konzeptgrafiken zur Serie sowie ein Stickerbogen mit vier Aufklebern. Dazu gibt es ein Plektrum, ein Poster und sogar eine Illustration Card hat es noch mit in die Box geschafft. Letztere findet man auch in den folgenden Volumes, auch ein passendes Booklet wird grundsätzlich ausgeliefert, Volume 2 erscheint mit einem weiteren Artbook, worauf die dritte Volume verzichten muss. Die kommt dafür aber mit einem insgesamt achtundvierzig Seiten starken Original Comic. Man kriegt also einiges für sein Geld. Ob das letztendlich genug ist, um insgesamt einhundertzwanzig Euro auf den Ladentisch zu legen, muss wie immer jeder für sich entscheiden. 

Fazit

profilbildapril„Ich will ganz ehrlich sein: Anfangs hat es mir widerstrebt, ein Format wie Given in unser Portfolio aufzunehmen. Nicht weil ich der Thematik ablehnend gegenüber stehen würde, sondern deswegen, weil sie einem über die letzten Jahre in allen westlichen Produktionen mit so viel roher Gewalt und begleitet von immer bekloppteren Thesen in den Rachen geschoben wurde, dass man drastisch ausgedrückt wirklich nur noch Kotzen will. Und dann kam Given: Eine Geschichte über Homosexualität, ganz unaufdringlich mit viel Feingefühl für die Figuren und ihre Gefühle erzählt, dazu gibt´s auch noch jede Menge guter Musik. So zugänglich und bodenständig inszeniert, mit gutem Gespür für Dramatik in den richtigen Momenten weckt man Interesse und Verständnis! Eine Kunst, die der Westen längst vergessen hat. Die Blu-Ray´s sind sowohl in Bild als auch Ton und Ausstattung absolute spitzenklasse, angesichts des hohen Preises aber alles andere als ein Schnäppchen.“

    Entsprechende Rezensionsmuster sind uns freundlicherweise vorab von KAZÈ zur Verfügung gestellt worden. 
                       Quelle Bildmaterial: „©Natsuki KIZU, SHINSHOKAN/ given committee. All rights reserved.

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