Blu-Ray: „DOREIKU The Animation, Volume 1 & 2“

doreiku the animation 5f5d33d5a573b

                                                    Getestet und verfasst von General M 

81PNggflXsL. SL1500 Dass auf Basis eines Manga nicht selten auch Animeadaptionen entstehen, dürfte treuen Lesern unserer Testberichte längst klar sein. DOREIKU The Animation geht da aber noch einen Schritt weiter und basiert auf einem Manga, welches wiederrum auf einer Romanreihe basiert. Ganz schön verwirrend, aber für uns eigentlich gar nicht so wichtig, denn wir sind heute ausschließlich für die zwölfteilige Serie hier. Und die hat es thematisch ganz schön in sich, dreht sich dabei doch alles um eine ganz besonders fiese Form menschlicher Versklavung. Alles beginnt mit einem kleinen Gadget und einem einfachen Spiel. Aber enden tut es erwartungsgemäß in einer Katastrophe. Neugierig? Ausgezeichnet, wir nämlich auch! 

Die Volumes 1 & 2

In den Straßen von Tokio geht ein Gerücht um: Angeblich existiert ein Gerät, mit dem man andere Menschen zu seinem ganz persönlichen Sklaven machen kann. Voraussetzung dafür ist lediglich ein verlorenes Spiel nach Wahl. Das kann ein Duell am Flipperautomaten sein, aber auch eine einfache Partie Schere-Stein-Papier. Der Verlierer ist fortan gezwungen, sämtliche Befehle seines neuen Meisters auszuführen, solange diese keine akute Gefährdung für das eigene Leben darstellen. Auch die Gefühle lassen sich dadurch nicht beeinflussen. Das Gerät zu entfernen ist zwecklos und verursacht mit der Zeit schwerste Entzugserscheinungen, die bis zum Wahnsinn reichen können. Nur die direkte Befreiung durch den Meister kann den Sklavenstatus wieder aufheben. Allerdings können Sklaven auch jederzeit den Besitzer wechseln, wenn diese oder ihr Meister ihrerseits ein Spiel verlieren.

doreiku1

Eir Arakawa ist eine junge Japanerin in den besten Jahren. Gleichermaßen attraktiv, risikofreudig und klug, aber vom ständigen Gefühl begleitet, ihr wahres Potenzial nicht richtig ausschöpfen zu können. In der zufälligen Begegnung mit dem Studenten Yuga Ohta scheint nun endlich eine Gelegenheit aufzutauchen, dieses Manko endlich zu beseitigen. Denn Yuga ist längst Besitzer der zahnspangenähnlichen Gadgets mit Namen SCU („Slave Control Method“) und sieht es als Herausforderung, möglichst viele Menschen damit zu versklaven. Das Risiko, dabei selbst jemandem untertan zu werden, hat ihn davon aber bisher abgeschreckt. In Eir sieht er einen verwandten Geist und eine vertrauenswürdige Lebensversicherung. Das Angebot: Eir unterstützt Yuga bei seinem Vorhaben und tut alles in ihrer Macht stehende, um Yuga notfalls aus dem Sklavenstatus zu befreien. Sollte die Sache irgendwann einmal schiefgehen, steht Eir sein sechs Millionen Yen schweres Sparbuch zur freien Verfügung. 

doreiku2

Währenddessen ein Missbrauchsopfer plant, ihren Peiniger zu unterwerfen, hat sich die Hostess Ayaka in einer anderen Ecke der Stadt vorgenommen, ihren Kollegen und Schwarm Seiya mithilfe des SCU endgültig für sich zu gewinnen. Weil der aber glücklich mit seiner Freundin Julia lebt und keinerlei Ambitionen hegt, diese zu verlassen, soll es nun der Zwang richten. Zunächst mit Erfolg, verlieren Mistress und Sklave aber nur wenig später ihre Freiheit an Eir und Yuga, dürfen ihr Leben aber vorerst ganz normal weiterführen. Gleichzeitig sammelt der geheimnisvolle Ryuuou Edogawa immer mehr Sklaven um sich und schreckt dafür auch nicht vor schmutzigen Tricks zurück. Ehe sich die Probanden versehen, ist ein heilloses Chaos ausgebrochen und keiner kann mehr so recht durchschauen, wer eigentlich wessen Befehle befolgt. Das Spiel um den freien Willen ist eben eines, dass man besser gar nicht erst hätte anfangen sollen…

Die Rezension

Als DOREIKU The Animation auf meinem Schirm aufgetaucht ist, war ich erstmal ziemlich zwiegespalten, ob sich eine so düstere Geschichte überhaupt für den Kanal eignen würde. Aber der Reiz, sich einmal einem ganz neuen Thema abseits von Romanzen, Superhelden und Co. anzunehmen, war dann doch stärker. Fast so ähnlich muss es Eir gehen, die sich aus Neugierde heraus ebenfalls auf das Spiel eingelassen hat, nur um gleich zu Beginn im Voice-Over zu bemerken, dass sie dies als größten Fehler ihres Lebens erachtet. Es ist schon verdammt bedrückend, was manche der Charaktere unter der Herrschaft ihrer neuen Meister tun müssen, während man sie gleichzeitig in ihrem tiefsten Inneren verzweifelt dagegen anschreien hört. Man fragt sich, ob man deswegen Mitleid empfinden, oder eher nach der Devise „Sie wollten es so, nun müssen sie auch mit den Konsequenzen leben“ fortfahren sollte. 

doreiku6

Darauf eine Antwort zu finden, sich mit den Charakteren und deren Motivation für die Teilnahme am SCU auseinanderzusetzen, darin liegt die große Last des Zuschauers. Am Ende der zwölf Episoden bleibt man aber trotz allem Potenzial ziemlich enttäuscht zurück. So viele Fragen bleiben offen, so viele Chancen werden konsequent verschenkt. Wirklich spannend wäre nämlich gewesen, sich damit auseinanderzusetzen, was es für die Gewinner bedeutet, sämtliche Aspekte eines fremden Lebens zu kontrollieren. Welche Konsequenzen ergeben sich daraus, auch auf moralischer Ebene? Der Umgang mit den Sklaven bleibt durchgehend oberflächlicher Natur, deren Halter in ihren Motiven schnell durchschaubar. Da hätte man so viel mehr daraus machen können, was einem spätestens dann bewusst wird, wenn man die Novellen von Shinichi Okada heranzieht, auf denen die gesamte Serie basiert. Dass die Macher all das so sehr an der Oberfläche behandeln, sorgt leider dafür, dass die auf den ersten Blick verstörenden Geschehnisse von DOREIKU The Animation immer nur sehr kurz nachhallen. 

doreiku4

Visuell kommt das Ding ebenfalls nicht ohne Kompromisse aus. Die Animationen sind gemessen an dem eher kleinen Budget sowie der Tatsache, dass die Serie bereits fast zehn Jahre auf dem Buckel hat, schon in Ordnung. Die vielen dunklen Szenen kaschieren oftmals aber nur sehr schlecht, dass man weder genug Zeit noch Geld hatte, die Hintergründe so detailreich zu gestalten, wie man es von anderen Produktionen kennt. Die deutschen Sprecher sind gut gewählt, können aber qualitativ nicht ganz mit dem japanischen Original mithalten. Wer sich an DOREIKI The Animation wagen will, bekommt also trotz frappierender Schwächen im Storytelling zumindest für das Auge noch einiges geboten. Für mich persönlich ist das letztendlich jedoch nicht genug, um der Serie eine Empfehlung aussprechen zu können. Wer sich für das Thema interessiert und der japanischen Sprache in Wort und Schrift mächtig ist, wird mit den ursprünglichen Novellen sehr viel besser bedient. 

Die Blu-Ray´s

Zwölf Episoden, gesplittet auf zwei Volumes mit einer jeweiligen Gesamtlaufzeit von circa zweieinhalb Stunden – keine Herausforderung, welche die Blu-Ray nicht stemmen könnte. Ein Eindruck, welcher sich in der Praxis rasch bestätigt. Sämtliche Episoden liegen als Transfer in nativem 1080p vor, bezieht man zusätzlich das bereits erwähnte Alter der Serie und deren produktionsbedingt vorhandenen visuellen Schwächen in die Wertung ein, entsteht insgesamt ein zufriedenstellender Eindruck. Ein Feuerwerk an Details liefern die Blu-Ray´s natürlich nicht, das gibt das Ausgangsmaterial einfach nicht her.

doreiku5

Positiv bewerten kann man hier die gute Konturzeichnung, welche Charaktere und Hintergrund gut voneinander abhebt. Auch eignet sich das bewusst gewählte düstere Setting nicht nur, um ein paar Inkonsequenzen zu überdecken, sondern passt prima zur Story. Den Schwarzanteilen im Kontrastbereich ist deswegen auch besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Überwiegend satt und kraftvoll, dabei nur ganz selten mal etwas blass, erledigen die jeweiligen Veröffentlichungen ihren Job sehr zuverlässig. Für farbliche Highlights bleibt aber trotzdem noch ausreichend Raum, nur davon eben nicht allzuviel. Alles in allem holen beide Releases das bestmögliche Ergebnis aus den Mastern heraus, Referenzmaterial darf man jedoch zu keinem Zeitpunkt erwarten. 

doreiku3

Der Sound liegt wie immer zweisprachig auf Deutsch und Japanisch im verlustfreien Format DTS-HD MA 2.0 vor. Beide Tonspuren profitieren von der Tatsache, dass DOREIKU The Animation eine primär dialoglastige Serie ist. Probleme bei der Verständlichkeit gibt es nicht, jedes gesprochene Wort ist ohne nerviges Nachjustieren problemlos verständlich. Tummeln sich im Bild mal größere Menschenmassen, liefert der Sound die dafür passende Geräuschkulisse und überzeugt auch hier mit guter Dynamik. Auf großen Krawall wird dafür komplett verzichtet, was aber hauptsächlich daran liegt, dass die Serie dafür einfach keinen Nährboden offeriert. Exorbitante Schwächen sind bei der Sichtung aber nie aufgefallen. 

Die Extras

Beide Veröffentlichungen schlagen bei uns als Amaray mit Pappummantelung auf, wobei jeder Volume ein mit acht Seiten sehr dünnes Booklet beiligt. Die erste Volume bekommt zusätzlich ein Poster spendiert, auf der Disc befinden sich abschließend noch titelfreie In- und Outros. Wenn man bedenkt, dass pro Volume im Schnitt saftige fünfundvierzig Euro fällig sind, ist mit das persönlich einfach zu wenig. 

Fazit

profilbildapril„Was würde dich dazu antreiben, dir einen oder mehrere Sklaven zuzulegen? Rache? Lust? Langeweile? Oder einfach nur Spaß an der Freude? DOREIKU The Animation sorgt in seinen besten Momenten dafür, dass man sich selbst genau diese Frage stellen muss. Leider gibt es von diesen Momenten einfach viel zu wenige. Das Geschehen bleibt über weite Strecken viel zu oberflächlich, lässt das immense moralische Potenzial der Vorlage vollständig ungenutzt und verschenkt auch bei den Charakteren tonnenweise Gelegenheiten für einen tieferen Einblick in menschliche Abgründe. Die dazugehörigen Blu-Ray liefern innerhalb ihrer masterbedingten Möglichkeiten gute Ergebnisse bei Bild und Ton, ohne dabei je in Referenzbereiche vorzudringen. Die dünne Ausstattung bei den Extras ist gemessen am hohen Preis ebenfalls kein Kaufargument.“ 

                                                      Quelle Bildmaterial: „©Hiroto Oishi, Shinichi Okada/Futubasha,
                                                              Everystar/DOREIKU The Animation. All rights reserved.“ 

Die hier veröffentlichte Meinung stellt lediglich die Meinung des Autors dar und muss nicht zwangsläufig auch die von Wrestling-Point.de, M-Reviews und allen unterstehenden Mitarbeitern sein.


                                               ©2022 Wrestling-Point.de/M-Reviews