Blu-Ray: „Black Christmas“

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                                                       Getestet und verfasst von General M 

                                                 Quelle Bildmaterial: „©2019 Universal Pictures. All rights reserved.“

                                           Ab 23. April 2020 erhältlich als Blu-Ray und DVD

71Eln8ia77L. SL1200 Wer die Ursprünge des bis heute vielbedienten Slashergenres zurückverfolgen will, wird früher oder später unweigerlich auf Black Christmas stoßen. Bereits 1974, also noch ein paar Jahre vor Halloween – Die Nacht des Grauens preisgünstig in Kanada abgedreht, trug der Film nachträglich zur steigenden Popularität einer ganz neuen Form von Horror bei. Weit über ein halbes Jahrhundert später legt Regisseurin Sophia Takal den Klassiker unter der Erfolgsschmiede Blumhouse neu auf. Mit dem Original hat das Ergebnis aber höchstens noch den Namen gemein. Wir haben uns noch vor Heimkinostart für euch auf Mördersuche begeben und warnen vor: Wer sich an überbohrend zur Schau gestelltem Feminismus stört, sollte sofort den Browser schließen.

Der Film

Nachdem Schülerin Lindsey auf dem Nachhauseweg brutal von einer Gruppe Maskierter mit einem Eiszapfen ermordet wird, herrscht auf dem Campus des renommierten Hawthorne College zunächst große Aufregung. Viel Zeit zum Trauern bleibt aber nicht, denn das Weihnachtsfest steht unmittelbar vor der Tür und bis auf wenige Ausnahmen haben die Meisten längst ihre Koffer gepackt, um die anstehenden Feiertage bei Freunden und Familie zu verbringen. Zu den wenigen Verbliebenen zählt unter anderem die Waise Riley Stone (Imogen Poots, Need for Speed), die immer noch mit ihrer drei Jahre zurückliegenden Vergewaltigung durch den im Anschluss ausschließlich aufgrund von Verdachtsmomenten exmatrikulierten Brian zu kämpfen hat und sich seitdem mit ihren Verbindungsschwestern vehement für die Abschaffung des allgegenwärtigen Chauvinismus auf dem Campus einsetzt. 

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Das sorgt natürlich für zahlreiche Anfeindungen seitens der männerdominierten Schülerschaft, vor allem wo doch bereits Institutionsgründer Hawthorne zu Lebzeiten als offen frauenfeindlicher Sklavenhalter bekannt war. Die Petition, den Gründervater ersatzlos aus den Annalen der Schuldgeschichte zu streichen, stößt dementsprechend nur auf wenig Begeisterung. Und dann will auch noch gegen den fiesen Professor Gelson (Cary Elwes, SAW) vorgegangen werden, der sich konsequent weigert, in seinem Literaturkurs Werke weiblicher Schriftsteller zu besprechen. Als Riley sich entschließt, für eine ihrer Komillitoninnen bei der jährlichen Talentshow in den Räumen der Männerverbindung Delta Kappa Omicron aufzutreten und die Mysogynisten in Anwesenheit des zurückgekehrten Brians mit einem anklagenden Song bloßzustellen und ein Video davon anschließend auf dem Campus viral geht, rechnen Riley und ihre beteiligten Freundinnen Kris und Marty mit Racheaktionen.

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Statt Eierwürfen und brennenden Kottüten geraten die drei Feministinnen allerdings ins Visier der Maskenmänner, die nun unerbittlich Jagd auf die Mädchen machen und bereits einen ansehnlichen Bodycount angehäuft haben. Mit Mühe und Not gelingt es zwar, einen der Killer zu überwältigen, doch damit ist der Horror noch längst nicht vorbei. Geht es hier wirklich nur um Rache, oder steckt hinter der Jagd auf die Schülerinnen am Ende doch mehr? Bei der Suche nach Antworten kommen Riley und Co. einem uralten Ritual auf die Spur, dessen Urheber sich der Rückeroberung männlicher Dominanz in Zeiten von #MeToo auf die Fahnen geschrieben haben…

Die Rezension

Besser als grausige Remake von 2006, aber qualitativ immer noch Welten vom Original entfernt, so lässt sich die zweite Neuverfilmung von Sophia Takal wohl am allerbesten beschreiben. Mehr als den Schauplatz sowie den Namen haben Remake und Original aber nicht mehr gemein. Stattdessen nutzt die auch am Drehbuch beteiligte Regisseurin das klassische Slashergenre als Gelegenheit, unter dem Deckmantel jugendgerechten Teeniehorrors unverhohlen politischen Aktivismus für die Generation #MeToo zu machen. Hier werden die Männer durchgehend als frauenfeindliche Arschlöcher dargestellt, gegen die es mit allen Mitteln anzukämpfen gilt. Wie fernab diese Verallgemeinerungen von der Realität sind, muss kaum näher erläutert werden. Was spaßig und mit einer gewissen Selbstironie präsentiert durchaus Vergnügen bereitet hätte, ergießt sich bereits nach dem noch am ehesten klassisch gehaltenen Opening in gut eineinhalb Stunden unerträglichem Geschlechterduell.

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Was in dem bewusst für ein jugendliches Publikum konzipierten Machwerk dabei erwartungsgemäß völlig auf der Strecke bleibt, ist der Horror selbst. Wirklich gruselig sind stattdessen eher die immer wieder aufgekochten Klischees des bösen, generell frauenfeindlich gesinnten Mannes, die vermengt mit okkulten Elementen schließlich in einem hanebüchenen Finale resultieren, über das ich persönlich nur den Kopf schütteln konnte. Statt ein gesundes Bewusstsein für Gleichberechtigung zu schaffen, hat Black Christmas eher peinlich radikalisierenden Charakter und bemüht sich auch nicht groß, seine Intentionen halbwegs verdaulich zu verpacken. Für das altehrwürdige Genre und die Vorlage als zeitlos gutem Wegbereiter eine Beleidigung sondergleichen. Warum die Erfolgsschmiede Blumhouse so ein Machwerk überhaupt produziert hat, bleibt für mich ein Rätsel. Wer sich für das Anprangern von Misogynie, also chronischer Frauenfeindlichkeit, ganz und gar der Misandrie als Gegenteil hingibt, ist wirklich nicht mehr ernstzunehmen. 

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Deshalb: Wer einen Film mit starken Frauenfiguren sucht, der ganz ohne unnötige Hetze am laufenden Band auskommt, sollte lieber zum neuen Terminator greifen. Generell hätten die Macher gut daran getan, sich bei der Umsetzung des Films mehr an James Cameron zu orientieren. Der schafft es nämlich bereits seit 40 Jahren, Feminismus zu feiern, ohne dabei der Lächerlichkeit zu verfallen. Wer allerdings die Neugierde verspürt, mal das krasse Gegenteil davon zu erleben, ist mit Black Christmas definitiv optimal bedient. Allen anderen rate ich: Finger weg! Stattdessen lieber nochmal das Original sichten und genießen. Bei allen miesen Kritiken und einem sehr mageren Einspielergebnis kann man nur hoffen, dass wir zukünftig von so einem Mist verschont bleiben. Nicht als Männer, Frauen und allem dazwischen – sondern als Cineasten und somit als Fans guter Filme. 

Die Blu-Ray

Genug geärgert, werfen wir nun mal einen Blick auf die technischen Spezifikationen der Blu-Ray. Um optisch bewusst ein wenig altbacken zu wirken, entschied man sich zum Dreh auf klassischem Super 35mm-Material. Basierend darauf fertigte man in der Postproduktion ein 2K Digital Intermediate an, welches hier herabskaliert auf die üblichen 1080p ebenfalls Verwendung findet. Eine UHD zum Film wird generell nicht erscheinen, zumal der Mehrwert einer solchen Veröffentlichung wahrscheinlich ziemlich gering wäre. Denn es ist es gerade dieser arg stilisierte Look, der Referenzwerte in irgendeiner Form generell unmöglich macht. So haben wir es hier immer wieder mit Schwankungen in allen Bereichen zu tun, angefangen bei unterschiedlich stark auftretender Körnung und damit in den schlimmsten Momenten einhergehenden Bildunruhen bis hin zu sichtbaren Unterschieden bei der Detailwiedergabe ist hier wirklich alles vertreten, was Technikenthusiasten nachts um den Schlaf bringt. Die Farbgebung? Nicht wirklich warm, aber auch nicht wirklich kühl. Kraftvoll aufploppende Highlights gibt´s nur ganz selten mal. Bei den Kontrasten gibt es ähnliche Probleme. Mal wirkt das Bild entschlackt, dann plötzlich dank harscher Kontrastflanken wieder übersättigt. Diese chronische Unstetigkeit ist es, die der Blu-Ray gemessen an der ursprünglichen optischen Intention in Sachen Bild nie über mehr als schlichtes Mittelmaß hievt.

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Genau so verhält es sich letztendlich auch bei der akkustischen Ausstattung. Universal legt den englischen und deutschen Ton einmal mehr in verlustfreiem DTS-HD MA 5.1-Format vor, aber wie man es auch dreht und wendet, Demomaterial bieten die jeweiligen Tonspuren gemessen am Genre nie. Die Stimmverständlichkeit im Center ist gut, aber es mangelt auch hier an Highlights. In den Korridoren und Klassenräumen ist ein wenig Hall wahrnehmbar, ab und an mischen sich auch Nebengeräusche brauchbar unter das Geschehen. Abseits davon mangelt es aber einfach an atmosphärischen Highlights, besonders weil der Score in den nötigen Momenten viel zu zurückhaltend agiert. Der Subwoofer bekommt dabei ebenfalls kaum Gelegenheit, richtig Aktivität zu zeigen. Wer nun behaupten will, dass Horrorfilme (und als solcher versucht sich Black Christmas ja krampfhaft zu inszenieren) generell nur wenig Raum für tolle Effektkulissen bieten, hat unter anderem wohl Remake von Halloween mit seiner sehr gut abgemischten zusätzlichen Höhenebene verpennt. Auch hier also allenfalls solider Durchschnitt ohne nennenswerte Referenzmomente. 

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Wer schon mit dem Film Probleme hatte, kann sich den Blick in die Extras guten Gewissens sparen. Neben ein paar wenigen Deleted Scenes und einem alternativen (aber auch nicht besseren) Ende widmen sich die beiden angebotenen Featurettes hauptsächlich in gerade mal drei-vier Minuten langen Clips den weiblichen Hauptdarstellerinnen und ihrem Kampf gegen die Männerdominanz sowie der Regisseurin und ihrer Herangehensweise an die Produktion. Mehr davon findet sich schließlich in Form eines Audiokommentars. Dort berichten Lead Actress Imogen Poots und Sophia Takal nochmal von den Dreharbeiten, einiger Anekdoten vom Set gibt es obendrauf. Mit gerade einmal etwas über einer Viertelstunde Gesamtspielzeit sind die Extras aber insgesamt sehr mager geraten. Und das ist ausnahmsweise womöglich gar nicht schlecht. 

Fazit

55957770 2311144785603906 1491509483245928448 o„Das Original von 1974 zählt zu den großen Klassikern des Slashergenres. Das zweite Remake von 2019 dagegen ist nicht einmal mehr ein richtiger Horrorfilm. Stattdessen serviert der Film radikal-feministische Ansichten im spannungs- und ideenarmen Einschlag. Das hat mit der Vorlage ebenso wenig gemein wie die dargebotenen Klischees rund um das stark verallgemeinerte Feindbild des Mannes als frauenfeindliches Ekel mit der Realität. Ganz ehrlich: Ich würde mir lieber einen Fuß absägen, ehe ich mir dieses Machwerk ein weiteres Mal freiwillig antue. So ein Quatsch braucht die Welt nun wirklich nicht. Die dazugehörige Blu-Ray liefert allenfalls Mittelmaß bei Bild und Ton, dazu gibt es nur sehr wenig Bonusmaterial. Eine Veröffentlichung, die also auch abseits ihres Inhalts nicht zwingend in die Sammlung muss.“ 

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