BD: „Superfly“

                                  Getestet und verfasst von General M

                    Quelle Bildmaterial: „Superfly, ©2018 Columbia Pictures. All rights reserved.“ 

                      Seit 24. Januar 2019 erhältlich als Blu-Ray, DVD und Digital Purchase

91aDZGPGTHL. SL1500 Noch bevor die afroamerikanische Gemeinde ihre zentrale Ausdrucksform im Rap finden sollte, erschuf sie das Genre der Blaxploitation. Filme von Schwarzen über Schwarze prägten das Jahrzehnt der Siebziger und brachten Klassiker wie Shaft und Cleopatra Jones hervor. Oft mit billigsten Mitteln inszeniert und in ihrer Darstellungsform nicht selten überaus explizit, genießen viele der Filme heute einen gewissen Kultstatus, vor denen sich gegenwärtige Regisseure wie Quentin Tarantino auf eigene Weise ehrfürchtig verbeugt haben. Superfly ist ein Remake des gleichnamigen Genrevertreters von 1972 und erzählt die Geschichte eines Drogendealers, der aus seinem bisherigen Leben auszusteigen versucht – nicht aber, ohne es vorher nochmal richtig krachen zu lassen. Wie gut die Neubearbeitung gelungen ist, klärt wie immer unser Test. 

Der Film

Youngblood Priest (Trevor Jackson, American Crime Story) lebt den amerikanischen Traum auf seine ganz eigene Weise. Bereits seit dem elften Lebensjahr ist er als Dealer auf den Straßen von Atlanta unterwegs und hat sich längst einigen Wohlstand erarbeitet. Nach einer traumatisierenden Schießerei ist der Kokskönig aber gezwungen, sein Leben grundlegend zu überdenken. Ist das Leben im Luxus all die Gefahren wert, die von ständigen Konflikten mit rivalisierenden Banden dominiert werden? 

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Der Ausstieg gestaltet sich aber alles andere als einfach, denn Priest muss sich nicht nur weiterhin mit den rachsüchtigen Mitgliedern der verfeindeten Snow Patrol – Gang auseinandersetzen, auch die korrupte Polizistin Mason (Jennifer Morrison, Dr. House) ist alles andere als begeistert über dessen Ausstieg aus der Szene. Ein letzter großer Coup soll ausstehende Rechnungen begleichen und alles irgendwie in´s Lot bringen. Aber kann jemand, der sein ganzes Leben in der Kriminalität verbracht hat, wirklich einfach so einen Neustart hinlegen? 

Die Rezension

Für seinen dritten Spielfilm hat sich Director X, besser bekannt als Julien Lutz, an ein oft erzähltes Thema gewagt – den Ausstieg aus der kriminellen Szene. Das Vorhaben des vor allem als Regisseur von Musikvideos bekannten Kandadiers, den Blaxploitation – Klassiker in modernem Gewand neu zu erzählen, gelingt allerdings nur bedingt. Optisch macht der Film in der Tat einiges her, wirkt aber durchgehend derartig auf Hochglanz getrimmt, dass die Essenz der Vorlage und besonders dem Genre im Allgemeinen bereits daran völlig verloren geht. Mit knapp zwei Stunden Laufzeit ist der Film darüber hinaus viel zu lang ausgefallen und hangelt sich teils quälend gestreckt von Dialog zu Dialog. 

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Was dem Film besonders fehlt, ist der soziale Kontext. Blaxploitation war immer auch Ausdruck sozialer Konflikte innerhalb der afroamerikanischen Gemeinde. In der durchgestylten, von Luxus geprägten Welt von Superfly geht dieser aber komplett unter. So opfert der Film die Wirkung seiner Vorlage zugunsten eines eher konventionellen, aber immerhin gut besetzten Thrillers, der zudem mit einem guten Soundtrack aufwarten kann. Für Genrefans immerhin einen Blick wert. 

Die Blu-Ray

Der komplett digital entstandene Film überzeugt auf Blu-Ray vor allem durch die exzellente Detaildarstellung, besonders in den eher rar gesäten hellen Momenten glänzt Superfly im Heimkino und punktet dort mit knackscharfen Texturen, die in den Nahaufnahmen noch eine Spur imposanter wirken. Gleichzeitig bemüht sich der Film um eine möglichst natürliche Farbgebung, wobei in Szenen mit hohem Weißanteil ein Grünstich nicht zu übersehen ist. In den dominierenden dunklen Szenen stimmen die Kontraste, besonders die Schwarzwerte bewegen sich auf solidem Niveau und überzeugen auch bei der Durchzeichnung. Störend ist hier aber das sehr präsente Filmkorn, welches nicht selten in ein unangenehmes Rauschen übergeht. Auch in Sachen Bildschärfe kann das Remake nicht immer überzeugen. Somit haben wir es hier letztendlich mit einer mehr als nur soliden, nur eben nicht überragenden Heimkinoveröffentlichung zu tun. 

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Mit weniger Problemen schlägt sich dafür der Ton herum, der hier typisch Sony sowohl in deutscher als auch in englischer Sprache im verlustfreien DTS-HD MA 5.1 – Format vorliegt. Vor allem der basslastige Soundtrack dominiert die Lautsprecher der Heimkinoanlage und präsentiert sich in diesen Momenten äußerst kraftvoll. Aber auch abseits davon wird viel für´s Ohr geboten. Die Stimmverständlichkeit im Center ist sehr gut und muss sich dem restlichen Ambiente nie unterordnen. Außerdem sind zwischendurch immer wieder schöne Raumklangeffekte zu vernehmen. Der Score fügt sich ebenfalls passend in die Abmischung ein, Schusswechsel überzeugen akkustisch durch eine prima Dynamik bei gleichzeitig nachvollziehbarer Effektplatzierung. Stark! 

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In den knapp 25 Minuten Extras erfahren Interessenten mehr über die Herstellung des Films. Es gibt einen Audiokommentar des Regisseurs zu handverlesenen Szenen, eine Diskussion über die Musik von Superfly und ebenso wird auch der Versuch näher beleuchtet, das Original aus den Siebzigern in die Moderne zu bringen. Abgerundet werden die Bonusfeatures durch ein Musikvideo und das dazugehörige Making Of. Mehr als nettes Beiwerk stellt all das aber nicht dar. 

Fazit

ava5„Die Neuinterpretation des gleichnamigen Blaxploitation – Klassikers aus den frühen Seventies ist an sich kein schlechter Film, verlässt sich aber zu sehr auf seine Optik und verliert darüber den Fokus für die Stärken des Ausgangsmaterials sehr schnell aus den Augen. Sozialkritik oder gar ein kritischer Einblick in das Milieu bleiben dem Zuschauer hier vorenthalten. Wer aber auf solide Thrillerkost und Hochglanzbilder samt starkem Soundtrack steht, sollte dem Remake definitiv eine Chance geben. Die Blu-Ray dazu bietet abseits kleinerer Kritikpunkte gewohnt gute Sony – Qualität und auch der Ton weiß hier  zu überzeugen. Die Extras sind aber eher belanglos und behandeln die Produktion meistens an der Oberfläche.“

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