Getestet und verfasst von General M
Quelle Bildmaterial: „Ku´Damm 59, ©Universum Film“
Nach dem großen Erfolg des ZDF – Dreiteilers „Ku´Damm 56“ versammelte das Gespann aus Regisseur Sven Bohse und Autorin Annette Hess erneut die muntere Darstellerriege des dreiteilen Events um sich, um mit der Fortsetzung „Ku´Damm 59“ unmittelbar an die Ereignisse des Vorgängers anzuknüpfen. Wieder als dreiteiliges Event – Movie konzipiert, gibt es für die bekannten Figuren wieder allerlei Probleme zu bewältigen. Genügend Zeit haben sie dafür jedoch alle, braucht man als Zuschauer doch einiges an Sitzfleich, um sich über die Gesamtlaufzeit von 280 Minuten (also weit über vier Stunden) durch die abermals dreiteilige Fortsetzung zu arbeiten. Ist es die Mühe auch wert?
Der Film
Kurz nach den weitreichenden Ereignissen von „Ku´Damm 56“ steht die mittlerweile hochschwangere Monika Schöllack (Sonja Gerhardt, „Deutschland 83“) wieder ganz alleine in Berlin vor der Tanzschule ihrer herrischen Mutter (Claudia Michelsen, „Polizeiruf 110“) und wird von dieser prompt abgewiesen. Die Wehen setzen ein, erst Tage später kommt sie im Krankenhaus wieder zu sich und muss prompt feststellen, dass die neugeborene Tochter auf Arrangement der Mutter zu Monikas Schwester und ihrem Mann Wolfgang gegeben worden ist. Besonders letzterer freut sich über den plötzlichen Familienzuwachs, ist es für ihn doch eine willkommene Gelegenheit, seine versteckte Homosexualität zu verbergen, welche die Ehe ohnehin seit langem stark belastet.
Nach einem verlorenen Sorgerechtsprozess stürzt sich Monika mit Kindsvater Freddy (Trystan Pütter, „Toni Erdmann“) wieder auf die Karriere. Ein geplanter Filmdreh birgt dabei auch für Mutter Catarina Gelegenheit für eine neue Liebschaft. Doch ein aufkommender Skandal droht finstere Schatten über die Ambitionen aller Beteiligten zu werfen und auch Monikas Schwester Eva kämpft mit schweren Problemen, leidet sie doch massiv unter ihrem sadistischen Mann. Und dann taucht mit Fabrikantensohn Joachim auch noch ein scheinbar idealer Mann für Monika auf der Bildfläche auf. Nur ist der auch nicht ganz ohne Leichen im Keller. Für die Familie Schöllack gilt es also, bis zum Ende einige Prüfungen zu meistern…
Die Rezension
„Ku´Damm 59“ ist Melodram in Reinkultur und strotzt nur so voller Handlungsstränge und Dramatik. Dabei übernimmt sich der Dreiteiler aber auch gelegentlich und wirkt manchmal etwas zu komplex und überladen. Für Genrefans und solche, welche bereits den Vorgänger genossen haben, wird hier aber beste Unterhaltung geboten, darunter auch viel für´s Auge. Die Kulissen sind grandios, allgemein wird die Atmosphäre und Lebensart der damaligen Zeit stets toll eingefangen und präsentiert. Knapp 15 Jahre nach Ende des zweiten Weltkriegs steckt man mitten in der langsamen Aufarbeitung der Geschichte, Themen wie Homosexualität, die damals bei weitem nicht die Toleranz erfahren hat, wie es heute der Fall ist, zeichnen ein fast befremdliches Bild einer so nicht mehr existierenden Deutschen Gesellschaft.
Sonja Gerhardt weiß in der Rolle der Monika Schöllack abermals zu begeistern und reichert diese hier nochmal mit etwas mehr Gefühl an. Claudia Michelsen ist auch dieses Mal klasse als karrierefixierte Mutter, die stets zuerst an den Erfolg ihrer Tanzschule denkt und dabei notfalls auch über Leichen geht. Und auch der restliche Cast spielt gut aufgelegt und überzeugend. Zu jeder Zeit spürt und sieht man den Aufwand, welchen die ZDF – Produktion bei der Umsetzung der Fortsetzung betrieben hat. Und das Ergebnis konnte sich sehen lassen: Mit durchschnttlich fünfeinhalb Millionen Zuschauern war der im März debütierte Dreiteiler wieder ein großer Zuschauererfolg.
Die Blu-Ray
Alle drei Episoden befinden sich auf einer Blu-Ray – Disc, was angesichts der Tatsache, dass der Dreiteiler nicht allzu viel Bildrate benötigt, durchaus vernünftig ist. Bildschärfe und Schwarzwerte stimmen absolut positiv, auch die Farbgebung passt gut ins Setting und präsentiert sich satt und doch natürlich. Da gibt es nichts zu meckern.
Der ausschließlich auf Deutsch verfügbare Ton kommt in einer prima abgemischten und verlustfreien DTS-HD 5.1 – Spur daher und überzeugt mit kraftvollem Center. Hintergrundgeräusche und Hall kommen ebenfalls gut und klar zur Geltung, fordern aber gute Heimkinosysteme kaum heraus. Schade ist, dass die Blu-Ray keinerlei Zusatzmaterial bietet. Gerade so opulente Melodramen bieten oft viel interessantes Hintergrundmaterial, auf welches man bei der Heimkinoveröffentlichung aber leider gänzlich verzichtet hat.
Fazit
„Eine gute Portion Sitzfleisch benötigt man als Zuschauer tatsächlich, wird dafür aber wie beim Vorgänger auch hier mit einem gut geschriebenen und toll in Szene gesetzten Melodram belohnt. ´Ku´Damm 59´ setzt die Geschichte um die Tanzschule Schöllack und die dazugehörige Familie nahtlos fort und sorgt so für zahlreiche neue Herausforderungen, denen sich die Charaktere zu stellen haben. Gelegentlich treten dabei einige Längen auf, wirklich langweilig wird es aber nie. Nebenbei zeichnen der Dreiteiler auch ein schönes, authentisches Bild eines Deutschlands nach, welches sich noch immer noch ganz von den Nachbeben des zweiten Weltkriegs erholt hat. Durchaus sehenswert!“
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