Die Serie
Als Makoto eines Tages jedoch mitsamt Juri´s Bruder von unbekannten Gangstern entführt wird und für deren Freilassung ein hohes Lösegeld verlangt wird, offenbart der Großvater seiner Enkelin ein gut gehütetes Familiengeheimnis: Die Mitglieder Yukawa-Familie verfügen nämlich über die Fähigkeit, mithilfe eines uralten Rituals die Zeit nach Belieben anhalten zu können. In der sogenannten Stasis kann man sich anschließend frei bewegen, während um einen herum alles zum Stillstand gelangt. Mithilfe dieser Kräfte wollen Juri, ihr Vater Takafumi und der Großvater nun die Entführten sicher nach Hause bringen.
Das Unterfangen gelingt zwar, doch auf dem Rückweg müssen die Zeitwanderer feststellen, dass sie nicht die einzigen sind, die sich in der Stasis bewegen können. Ein finsterer Kult mit ganz eigenen Plänen stellt sich den Befreiern entgegen. Um dessen Pläne zu verhindern, müssen die Yukawa´s erstmals gemeinsam an einem Strang ziehen, Barrieren überwinden und über sich selbst hinauswachsen. Das Schicksal aller Beteiligten droht sich im Laufe eines winzigen Augenblicks zu entscheiden…
Die Rezension
Was sich auf dem Papier noch extrem kurzweilig und unterhaltsam liest, entpuppt sich in der tatsächlichen Umsetzung leider als elendig zähe Auseinandersetzung mit dem spannenden Thema Zeitmanipulation. Woran liegt´s? Jedenfalls nicht an der interessanten Hauptfigur Juri, die sich in nur zwölf Folgen glaubhaft vom stets versagenden Mauerblümchen zur taffen, magiebeseelten Kämpferin entwickelt. Die Probleme findet man eher bei allem, was Kokkoku – Moment für Moment sonst so aufwartet. Blasse Schurken zum Beispiel. Die sogenannte Organisation für die wirklich wahre Liebe (alleine das ist schon kein passender Name für Schurken, sondern eher für eine Glücksbärchi-Gewerkschaft) unter Leitung von Sagawa und seinen Unsterblichkeitsambitionen agiert so träge wie eine Schnecke bei der Straßenüberquerung, dazu gibt es ständig eingestreute Rückblicke, um dessen Motivation deutlicher hervorzuheben und selbst die tragen irgendwie überhaupt nichts brauchbares dazu bei, die Gegenspieler von Juri und Co. glaubhafter zu gestalten.
Dem Pacing tut das überhaupt nicht gut. Nach den ersten Folgen, die vor allem die grundlegenden Charaktere und die Stasis selbst in den Vordergrund rücken, sackt die erzählerische Qualität der Serie bis zum Finale immer weiter ab. Immer neue Tatsachen werden eingestreut, ohne dass dafür je eine brauchbare Erklärung geliefert wird, frei nach dem Motto „Ich mach mir dir Welt, wie sie mir gefällt“. Die Prämisse über Zeitmanipulationen bietet so viel Potenzial, wird aber nur sehr mittelprächtig ausgenutzt. Ich kann mir gut vorstellen, dass es schwierig ist, sowas wie Tempo in eine Serie zu bringen, die im Stillstand der Zeit spielt, dass sich die Geschehnisse aber spätestens nach der ersten Hälfte dann doch wie Kaugummi ziehen würden, bis am Ende dann alles ganz plötzlich vorbei ist, das hätte ich nicht gedacht. Selbst die Zeitwandler, mythische Kreaturen, die alle im Stillstand befindlichen Personen schützen, kommen viel zu kurz, obwohl alleine dort erzählerisch schon einiges herauszuholen gewesen wäre.
Wenn man dann im Abspann Juri in einen Minimum an Kleidung in lasziven Posen bestaunen darf, wirkt das fast wie eine Belohnung dafür, dass man bis zum Ende dran geblieben ist. Was bleibt, ist eine zumindest optisch dank zahlreicher Computertricks toll animierte Serie, hervorragend und professionell auf Deutsch synchronisiert und mit einem der ohrwurmlastigsten Titelsongs seit langem. Nur ist das bei weitem nicht genug, um über die vielen inhaltlichen Schwächen hinwegzusehen. Wenn ausgerechnet der namenlose Großvater noch zum spannendsten gehört, mit dem die Macher aufwarten, dann weiß man eigentlich alles, was man über Kokkoku – Moment für Moment wissen muss. Alles andere entpuppt sich als ebenso banal wie der Versuch, den Manga von Saita Horio in bewegte Bilder zu transportieren. In den besten Momenten hat man es mit einem leisen Drama über den Wert von Zeit und Familie zu tun. In allen anderen Momenten mit einer uninspiriert umgesetzten Serie, deren roter Faden nicht nur voller kleiner Knoten ist, sondern sich auch in seiner Wegführung wieder und wieder in der Bedeutungslosigkeit verliert.
Die Blu-Ray
Universum Film hat die komplette Serie auf zwei Blu-Ray´s gesplittet, wobei jeweils sechs Folgen auf einen Silberling entfallen. Bei knapp etwas über viereinhalb Stunden Gesamtlaufzeit eine gute Entscheidung, alleine schon aus Gründen der Komprimierung. So bestechen die einzelnen Folgen durch eine saubere Bildqualität mit sehr guten Schärfewerten, die Konturen optimal voneinander separiert und auch bei den Kontrasten überzeugen kann. Die sehr natürliche Farbgebung passt zum Setting, ein stets präsentes, leichtes Bildrauschen untermalt den gewählten Stil optimal, ohne je aufdringlich zu wirken. Hier gibt es gar nichts zu meckern.
Der Ton präsentiert sich wie immer zweisprachig in Deutsch und Japanisch und kommt jeweils im verlustfreien DTS-HD MA 2.0 – Format her, bleibt also ausschließlich auf die Front beschränkt. Das ist aber hier ausnahmsweise durchaus zu verschmerzen, denn in einer Welt, in der sich quasi ab der zweiten Episode nichts mehr bewegt, ist Raumklang natürlich obsolet. Die Dialoge sind jederzeit gut verständlich, von links und rechts bekommt man ebenfalls einiges an Dynamik auf die Ohren…so hatte ich zumindest nie das Gefühl, trotz Stereoton irgendwas zu vermissen.
Der mit coolem Artwork versehenen Box liegt noch ein 24 Seiten starkes Booklet bei, auf die Discs selbst haben es neben den Originaltrailer noch ein jeweils textfreies In- und Outro geschafft. Der Preis für all das ist aber happig, denn für die Komplettbox mit allen zwölf Episoden werden momentan stolze 78€ abgerufen.
Fazit
„Kokkoku – Moment für Moment hätte eigentlich das Zeug dazu gehabt, zu einer der spannendsten Serien der letzten Wintersaison zu werden. Leider bleibt das immense Potenzial über die Folgen und Wirren der Zeitmanipulation weitestgehend ungenutzt. Stattdessen wartet die Serie mit fast durchgehend langweiligen Figuren auf, die sich durch zwölf Folgen inkonsequent erzählter, spannungsarmer Story quälen. Nach dem forciert wirkenden Ende bleiben dementsprechend auch eine Menge Fragen offen. Die wenigen guten Momente reichen leider nicht aus, um der Serie das Prädikat einer sehenswerten Mangaumsetzung zu verleihen. Besser machen es Bild und Ton, hier leistet die Blu-Ray saubere Arbeit, kommt aber auch zu einem gegenwärtig fast unverschämt hohen Preis daher.“
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