Blu-Ray: „Das perfekte Geheimnis“

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                                                       Getestet und verfasst von General M 

                            Quelle Bildmaterial: „©2019 Constantin Film GmbH. All rights reserved.“ 

                                                    Ab sofort erhältlich als Blu-Ray und DVD

81s8FzzBawL. SL1500 Gesellige Abende unter Freunden dürfen auch im Digitalzeitalter keineswegs fehlen. Und doch ist die Welt hinter dem gläsernen Display unserer Handys immer auch eine ganz eigene, parallel zur Wirklichkeit verlaufende, in der man möglicherweise jemand ist, der man selbst gegenüber langjährigen Freunden nie zuzugeben bereit wäre. Was passieren kann, wenn sich Virtuelles und Wirkliches miteinander vermischen, zeigt uns Regisseur Bora Dagtekin mit Das perfekte Geheimnis, der deutschen Umsetzung des weltweit längst mehrfach adaptieren italienischen Kinohits Perfetti Sconosciuti aus dem Jahr 2016. 5 Millionen Kinobesucher konnte der Allstarcast in die Lichtspielhäuser locken. Ob auch die Blu-Ray das Zeug zum Hit hat, haben wir für Euch gestestet. 

Der Film

Schon seit frühester Kindheit sind Rocco, Leo, Simon und Pepe die allerbesten Freunde. Und obwohl sich das mittlerweile längst erwachsen gewordene Quartett beruflich in gänzlich unterschiedliche Richtungen entwickelt hat und jeweils in festen Ehen, bzw. Beziehungen lebt, hat sich das dieser Tatsache bis heute scheinbar nichts geändert. Als der gut situierte Schönheitschirurg Rocco (Wotan Wilke Möhring, 25 km/h) gemeinsam mit seiner Ehefrau, der Psychologin Eva (Jessica Schwarz, You Are Wanted!) zum Abendessen lädt, rechnen Gastgeber und Gäste mit einem gemütlichen Abend bei mieser Hobbyküche und literweise gutem Wein. Der nach der Geburt von Zwillingen zunehmend unter der Elternzeit leidende Werbefachmann Leo (Elyas M´Barek, Dieses bescheuerte Herz) schlägt gemeinsam mit seiner völlig überarbeiteten Ehefrau Carlotta (Karoline Herfurth, Sweethearts) auf, später folgen auch der stets übertrieben liberal-freigeistig auftretende Simon (Frederick Lau, Nightlife), der die Tierhomöopathin Bianca (Jella Haase, Vielmachglas) als neue Freundin im Schlepptau präsentiert. Lediglich Lehrer Pepe (Florian David Fitz, Der Vorname) schlägt als letzter Gast solo in der Runde auf. 

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Bei mexikanischem Schokohühnchen, undefinierbar gefüllten Ravioli und Tiramisu wird bei Weinflasche um Weinflasche zunächst locker-flockig gescherzt und konsequent mit Zufriedenheit und perfekten Beziehungsbildern geprahlt, ehe später am Abend gemeinsam die anstehende Mondfinsternis bewundert werden soll. Als die Gruppe angeregt über das Thema Ehrlichkeit diskutiert, kommt Eva die Idee zu einem verhängnisvollen Spiel: Alle sollen ihre Handys entsperrt in die Mitte des Esstisches legen, eintreffende Anrufe und Nachrichten ausnahmslos mit allen anderen geteilt werden. Was nach einigem Zögern als harmloser Spaß beginnt, droht mit dem Eintreffen pikanter Nachrichten von Bianca´s Ex-Freund aber schnell zu eskalieren. Brenzlig wird die Situation aber erst, als Leo in wohlwissender Erwartung um täglich zur selben Zeit eintrudelnder Fotos seiner heimlichen Affäre das Handy mit dem von Pepe vertauscht. Als sich dort dann ein homosexueller Liebhaber meldet, droht der gemütliche Abend endgültig im Chaos zu versinken. Schnell wird klar, dass alle Anwesenden brisante Geheimnisse hüten, die nicht nur Ehen und Beziehungen auf den Prüfstand stellen, sondern auch jahrelange Freundschaften zu ruinieren drohen…

Die Rezension

Schon während der Dreharbeiten zu Fack Ju Göthe 3 befand sich Regisseur Bora Dagtekin auf der Suche nach einem weniger derben und etwas erwachsenerem Thema für sein Folgeprojekt. Mit der Adaption von Perfetti Sconosciuti entschied sich der Hannoveraner schließlich für ein munteres Leinwandkammerspiel, bei dem sich die Creme de la Creme der gegenwärtigen deutschen Schauspiellandschaft die Klinke in die Hand drückt. Gut gelaunt und mit toller Leinwandchemie spielen sich die Darsteller über knapp zwei Stunden Spielzeit durch ein immer größere Schluchten schlagendes Abendessen, welches von schamlosem Gelächter bis hin zu bitteren Tränen einmal durch die komplette Bandbreite menschlicher Emotion zu einem dann doch sehr aufgesetzt und seltsam unpassend wirkenden Ende findet. 

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Was als leise Kritik an der heutigen Abhängigkeit von modernen Mobilgeräte und den via WhatsApp, Social Media und Co. aufgebauten Parallelexistenzen beginnt, mündet aber bis zur gut ausbalancierten erzählerischen Mitte des Films zu schnell in Diskussionen über Sexualität, Vorurteile und üblische Klischees, die sämtliches Drumherum arg in den Hintergrund drücken. Dann sind eigentlich nur noch jene Momente interessant, die sich zwischen entlarvtem Spießertum und Akzeptanzdebatten abspielen – und von diesen gibt es bis zum Finale dann leider auch viel zu wenige, um den Film vor seinem inhaltlichen Absturz bewahren zu können. Unter sehr ähnlicher Prämisse (und ebenfalls mit Florian David „Es geht um einen Tisch? Ich bin dabei!“ Fitz besetzt) im letzten Jahr inszeniert ist Der Vorname dank moderner und präziser gestrickter Thematik da nicht nur treffsicherer, sondern auch konstant witziger gemacht.

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Das perfekte Geheimnis ist im Kern kein schlechter Film und lebt sehr von den guten Darstellerleistungen und gänzlich unterschiedlichen Charakteren. Die große Stärke des Kammerspiels liegt in der häppchenweise präsentierten Entlarvung scheinbar perfekter Ehen und Beziehungen, der Offenbarung heimlicher Sehnsüchte und Wünsche sowie den damit einhergehenden Reaktionen der übrigen Gäste. In genau diesen Momenten ist Bora Dagtekin´s Adaption am allerbesten. Die nicht mehr ganz zeitgemäße Debatte über Homosexualität, welche die zweite Hälfte des Films viel zu sehr dominiert und die so im Original aus Italien überhaupt nicht vorkommt, wirkt allen Stärken aber mit viel negativem Gewicht entgegen. Was bleibt, ist ein gut gespieltes, kurzweilig unterhaltsam erzähltes Leinwandstück, dass Zuschauer mit den gleichen Verdauungsschwierigkeiten zurücklassen dürfte wie Rocco´s Küche. Definitiv ansehbar, aber nicht durchgehend empfehlenswert. 

Die Blu-Ray

Allen Recherchen zufolge wurde Das perfekte Geheimnis nicht digital gedreht, sondern auf analogem 35mm gebannt. Das Ergebnis resultiert in Form der Blu-Ray in einem durchgehend knackig scharfen Bild mit guter Detailwiedergabe. Nahaufnahmen offenbaren nicht nur feine Bartstoppeln und Falten, auch Texturen an Kleidungsstücken und Co. kommen gut zur Geltung. Dafür könnten Hintergründe gelegentlich etwas knackiger rüberkommen. Gar nicht übel ist zudem die gewählte Farbgebung, die von Anfang bis Ende kräftige warme Töne anschlägt. Schon die erste Szene in der Küche des Ehepaares Koch offenbart zwischen sattgrünen Kräutern, buntem Gemüse und einer knallig roten Küchenschürze erste Beispiele der toll über die Blu-Ray wiedergegebenen Palette.

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Bei den Hauttönen kommt die Veröffentlichung dann aber ein kleines bisschen ins Straucheln. Während die wenigen Szenen außerhalb der Gastgeberwohnung hier wunderbar natürlich wiedergegebenen werden, weisen die Gesichter am Tisch durchgehend einen leichten Gelbstich auf, der aber zum Glück nicht in kränklich wirkende Ergebnisse ausartet. Alles in allem liefert die Blu-Ray aber ein solides Bild, welches zu keinem Zeitpunkt den dringenden Wunsch nach einer UHD erweckt. 

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Der ausschließlich deutsche Ton liegt primär im leider minimal verlustbehafteten DTS-HD HR 5.1 – Format vor, dazu gibt noch (zu welchem Zweck auch immer) eine Variante in Dolby Stereo sowie die obligatorische Hörfilmfassung, ebenfalls als Stereovariante. Im Vordergrund stehen hier natürlich ganz klar die Dialoge, welche über die komplette Spielzeit stets hervorragend verständlich aus dem Center präsentiert werden. Entsprechend ruhig bleibt es bei den restlichen Lautsprechern, aus denen höchstens dann Aktivität zu vernehmen ist, wenn mal etwas Musik eingespielt wird. Gar nichts zu tun hat dagegen der Subwoofer, der hier komplett im Tiefschlaf zu verweilen scheint. Mangels entsprechender Gelegenheiten für ein großes Heimkinofeuerwerk ein typischer Kandidat für die „Macht, was er soll“ – Kategorie. 

Die Extras

Der Blick auf das Bonusmaterial offenbart sofort, dass wir es hier mit einer Veröffentlichung aus dem Hause Constantin Film zu tun haben. Satte 25 Minuten an Interviews mit Cast und Crew stellen den Großteil der angebotenen Featurettes, dazu gibt es noch eine erweiterte Version der bereits im Abspann teilweise gezeigten Outtakes. Interessanter ist da schon der Audiokommentar von Elyas M´Barek und Florian David Fitz, den Fans sich definitiv geben sollten. Ein paar zusätzliche Szenen, die es am Ende nicht mehr in die schon recht lange Kinofassung geschafft haben, lass sich ebenfalls unter den Extras finden. Ein kurzer Blick hinter die Kulissen sowie ein gerade mal einminütiges Featurette vom Setaufbau runden das Paket zusätzlich zu Trailer und Teaser ab. Auch eine Hörspielprobe hat auf dem Silberling noch Platz gefunden.

Fazit

55957770 2311144785603906 1491509483245928448 o„Etwas ernstere Töne wollte Bora Dagtekin nach der mega erfolgreichen Fack Ju Göhte – Reihe anschlagen, deren halbe Besetzung nahm er dafür dann auch gleich mit. Das perfekte Geheimnis funktioniert bis zur ersten Hälfte als gelungene Adaption des modernen italienischen Klassikers über unser oft diversifiziert dargestelltes Leben im Zeitalter von Smartphones und Internet. Aber auch das spielfreudige Ensemble kann nicht verhindern, dass sich der Film ab der zweiten Hälfte dank übermäßigem Fokus auf sexuelle Ansichten im klischeebehafteten Mittelmaß verliert und dann auch recht gekünstelt endet. Wer trotzdem einen Blick riskieren will, wird mit der Blu-Ray dank guter Bild- und Tonqualität bei jeweils nur minimalen Schwächen gut bedient. Dafür wird wie immer bei Constantin in Sachen Bonusmaterial mehr auf Masse statt Klasse gesetzt.“  

Die hier veröffentlichte Meinung stellt lediglich die Meinung des Autors dar und muss nicht zwangsläufig auch die von Wrestling-Point.de, M-Reviews und allen unterstehenden Mitarbeitern sein.
   

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