BD: „BTOOOM! – Blu-Ray-Gesamtausgabe“

                                   Getestet und verfasst von General M 

                               Quelle Bildmaterial: „BTOOM!, ©2019 KAZÉ. All rights reserved.“

                                                                  Ab sofort erhältlich

81JycRY4gtL. SL1500 Zwischen 2009 und 2018 begeisterte BTOOOM! aus der Feder von Autor und Zeichner Junya Inoue seine Leser mit einem interessanten Mix, der im wesentlichen an Serienerfolge wie LOST oder andere Produktionen erinnert, in denen ganz unterschiedliche Menschen in unwirklicher Umgebung ums Überleben kämpfen müssen. Dass hier aber nach den Regeln eines Videospiels Kämpfe ausgetragen werden, ist dann doch einzigartig. Ein Teil der erfolgreichen Reihe wurde bereits 2009 als Animeserie umgesetzt und fand mit der Zeit auch den Weg zu uns. Jetzt gibt es alle 12 Folgen erstmals auch in einer Blu-Ray-Gesamtausgabe. Und wir haben dazu natürlich den passenden Test parat. Auf auf, die Insel wartet! 

Die Serie

Im wahren Leben ist der 22 Jahre alte Sakamoto ein Bilderbuchlappen par excellence. Arbeitslos lebt er in den Tag hinein, wohnt immer noch daheim und streitet sich mit seiner verzweifelten Mutter regelmäßig über seine Zukunft. Arbeiten will er schon, aber wenn, dann ausschließlich für die Softwareschmiede Tyrannos, in deren weltbekanntem Onlinespiel BTOOOM! Sakamoto jede freie Sekunde verbringt und wo er gemeinsam mit seinem Team zu den besten Spielern der Welt zählt. Die Regeln des Spiels sind denkbar einfach: Statt sich mit konventionellen Schusswaffen einzuheizen müssen sich die Teams mit verschiedenenen Bombentypen behaken. Der geschickte Einsatz der unterschiedlichen Sprengkörper und einem guten Ausweichvermögen sind der Schlüssel zum Sieg. Hier wird er nach jenem Sieg frenetisch von der Community gefeiert, sogar über eine Ehefrau verfügt er in der virtuellen Welt. 

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Als sich Sakamoto im Wink eines Augenblicks vorerst ohne jedwede Erinnerung an einem Fallschirm baumelnd im Blattwerk einer einsamen Karibikinsel wiederfindet, ist die Überraschung zunächst groß. Außer einem kleinen Vorrat an Wasser und Nahrung sowie einem seltsamen Handimplantat besitzt der leidenschaftliche Gamer nichts weiter als eine Tasche mit Bomben, die denen von BTOOOM! erschreckend ähnlich sehen. Es dauert nicht lange, da wird Sakamoto bereits von einem weiteren Ausgesetzten angegriffen, der ebenfalls über einen beachtlichen Bombenvorrat verfügt. Der Tagträumer kommt nur knapp mit dem Leben davon, muss aber schnell feststellen, dass der Albtraum damit längst nicht am Ende ist. Denn auf der abgelegenen Insel wurden viele weitere Menschen ausgesetzt, die allesamt ebenfalls BTOOOM! – Spieler sind und nun von einer geheimnisvollen Organisation gezwungen werden, sich nach den Regeln des Spiels zu bekämpfen, um die Insel wieder verlassen zu dürfen. 

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Mehr und mehr finden die Gestrandeten zusammen und verbrüdern sich zunächst in fragilen Gruppen. Doch im Kampf um die kostbaren Versorgungsabwürfe und dem Ticket zurück nach Hause sind viele nur zu gerne bereit, sich den mörderischen Regeln des perversen Spiels zu unterwerfen. Was Sakamoto nicht ahnt: Auch Schülerin Himiko, die Person hinter seiner virtuellen Ehefrau, ist auf der Insel gelandet. Ein Zufall? Und wer steckt eigentlich hinter allem?

Die Rezension

Welcher Gamer hat sich nicht irgendwann einmal überlegt, wie es wohl wäre, ein realer Teil seines liebsten Videospiels zu sein? Die Welten von Azeroth und Skyrim zu durchstreifen, nur eben nicht als Spieler, sondern als Teil der Realität? Wo Virtual Reality – Technologie zumindest mehr und mehr Möglichkeiten bietet, tiefer und tiefer in Spielewelten eintauchen zu können, geht BTOOOM! einen ganzen Schritt weiter und schickt eine Handvoll Gamer tatsächlich unter realen Kampfbedingungen auf ein einsames Eiland mitten im Nirgendwo. Damit trifft die Serie den aktuellen Zeitgeist der Branche wahrscheinlich besser als zu ihrem tatsächlichen Enstehungszeitpunkt. Heute dominieren Battle Royales das Genre des Gamings, in immer neuen Ablegern kämpfen Menschen auf riesigen Karten darum, alleine oder im Team der Last Man Standing zu sein. 

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Wie es dann plötzlich abläuft, wenn Menschen sich unter realen Bedingungen dem Überlebenskampf stellen müssen, zeichnet die Serie aber auch für alle verständlich nach, die in ihrem Leben bisher nie ein Gamepad in den Händen hatten und die auch sonst nicht viel mit Videogaming am Hut hatten. Im Fokus steht ganz klar die Frage, wer im Hintergrund die Strippen zieht, ebenso aber auch die ganz unterschiedlichen Charaktere aus allen Gesellschaftsschichten, die hier aufeinandertreffen und mehr schlecht als recht versuchen, gemeinsam von der Insel zu entkommen. Härten gibt es dabei einige, besonders der präsente Aspekt von sexuellem Missbrauch, der vor allem Denken und Handeln der Figur Himiko dominiert, wurde relativ drastisch in Szene gesetzt und bleibt als solcher in Gedanken des Zuschauers präsent. 

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Mit der Figur des Sakamoto zeichnen die Macher einen eher stereotypischen Gamer nach, der auf drastische Weise lernen muss, seine Rolle im wahren Leben einzunehmen. Ferner behandelt die Serie die Frage abbauender Hemmschwellen. Wenn man über Jahre virtuelle Feinde tötet, ist es dann nicht auch ganz einfach, das in der Wirklichkeit umzusetzen? BTOOOM! verfolgt nicht nur deswegen einen insgesamt sehr interessanten erzählerischen Ansatz. Da die Serie inhaltlich allerdings nur etwas weniger als die Hälfte der Mangareihe abdeckt, musste für das Finale ein eigener, offenerer Abschluss her. Der aber ist stimmig und befriedigend genug, dass man danach zufrieden zur nächsten Serie weiterpendeln darf – oder ganz einfach direkt mit den Mangas weitermacht. Lohnenswert ist das allemal. Von meiner Seite definitiv eine Empfehlung wert. 

Die Blu-Ray´s

DIe HD – Premiere der knapp sieben Jahre alten Serie kann sich sehen lassen. Satte Grüntöne sorgen auch auf dem heimischen Bildschirm für Inselfeeling, die insgesamt warme und natürliche Farbgebung weicht lediglich in den Rückblicken eher düsteren Tönen, was aber absolut gewollt ist und für einen angenehmen stilistischen Unterschied sorgt. Etwas Schärfe lässt das Bild zwar gelegentlich immer mal wieder vermissen, grobe Abstürze sind aber nicht auszumachen. Dafür darf man sich über kräftige Kontraste freuen, weshalb BTOOOM! auch nach Sonnenuntergang viele sehenswerte Momente bietet. An der Blu-Ray – Umsetzung gibt es also zumindest in Sachen Bildqualität nichts nennenswertes auszusetzen.

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Die zwölf Episoden warten mit guten deutschen Sprechern auf, aber natürlich hat KAZÉ die jeweiligen Folgen wie immer auch mit japanischem Originalton versehen. Beide Tonspuren präsentieren sich im üblichen DTS-HD MA 2.0 – Format, bleiben also komplett auf die Front beschränkt. Dort darf man sich immerhin über annehmbare Dynamik, gute Stimmverständlichkeit und eine gute Effektverteilung freuen. Inmitten von Dschungeln und Co. hätte ich mich hier aber doch mindestens über eine 5.1 – Abmischung gefreut, denn das Setting eignet sich eigentlich hervorragend für die Einbindung von Raumklangeffekten. Dieses Potenzial bleibt hier aber leider auf der Strecke. Und auch bei den Extras zeigt sich das Berliner Label wieder überraschend knausrig, denn abseits des schicken Schubers enthält die Veröffentlichung über keinerlei Beigaben, weder physisch noch als Teil eventuellen Bonusmaterials auf den jeweiligen Discs. Schade. 

Fazit 

ava7„Nach der Sichtung von BTOOOM! ist wohl in jedem leidenschaftlichen Gamer endgültig der Wunsch gestorben, realer Teil seiner liebsten virtuellen Welten zu sein. In World of Warcraft durch den Wald von Elwynn zu streifen, kann nett sein, aber wer hat schon Lust darauf, vor der Taverne von Goldhain hemmungslos über den Haufen geknüppelt zu werden? Wer will in Skyrim schon gerne vom Drachenfeuer geröstet werden? Oder in Battlefield  inmitten einstürzender Bauten verrecken? BTOOOM! ist aber mehr als das, denn hinter der Grundprämisse steckt eine interessante und ungewöhnliche Charakter- und Millieustudie, die einen selbst dann packt, wenn man mit Gaming nicht viel am Hut hat. Die HD – Veröffentlichung überzeugt durch gute Bild- und Tonqualität, enttäuscht aber bei den Extras.“

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