Der Film
Mittels experimenteller Medikation wollen die Gauner unter Anführer Lucas (Ryan Guzman, Heroes Reborn) MacDonald dazu bringen, sich an das Versteck der Beute zu erinnern. Während der unter der Medikation Höllenqualen durchleidet, klappern die Gangster als Erinnerungshilfe zahlreiche Stationen von MacDonald´s Vergangenheit ab, in der Hoffnung, dabei irgendwann auf einen brauchbaren Hinweis zu stoßen. Doch auch der Cop Sykes (Sylvester Stallone, John Rambo), der den Fall nie zu einem Abschluss bringen konnte, heftet sich mitsamt des F.B.I. an die Fersen der Entführer…
Die Rezension
Die Vergangenheit hat uns eine Sache gelehrt: Große Namen machen nicht immer einen großen Film. Auf Backtrace trifft dieser Umstand bedauerlicherweise überdeutlich zu. Der leidet nämlich an einem der wohl schlechtesten Drehbücher des Jahrzehnts, was die Frage aufwirft, weshalb sich ausgerechnet der eigentlich noch immer gut im Geschäft befindliche Stallone sich für dieses Machwerk hergegeben hat. Die Antwort darauf findet man wohl beim lieben Geld: Sechs Millionen Dollar standen Regisseur Brian A. Miller für den Dreh zur Verfügung, wovon sich Stallone gerüchteweise mal eben die Hälfte einsackte. Mit dem für eine Filmproduktion verbliebenen, lächerlich kleinen Budget lies sich dann scheinbar auch nicht mehr viel bewältigen. Ein hoher Preis, wenn man bedenkt, dass Sly trotz prominenter Nennung auf dem Cover eher eine Nebenrolle spielt, die nicht mal ansatzweise glaubhafte Präsenz zeigt. Da kann man alleine schon von Etikettenschwindel sprechen.
Der eigentliche Hauptdarsteller, nämlich Matthew Modine, quält sich gleichermaßen wie der Zuschauer durch 96 Minuten auf Fernsehniveau inszenierter Story mit dem Spannungslevel einer Blähung nach dem Verzehr von zu viel Kohl. Und auch optisch macht der Film nur wenig her, sondern versucht chronisch, mit dem permanenten Einsatz von Handkameras den Eindruck von Tempo zu vermitteln, wo eigentlich keines ist. Dazwischen gibt es gefühlt eine Nahaufnahme nach der nächten, nur um irgendwie zu kaschieren, dass man für anständige Sets einfach keine Kohl mehr hatte. Backtrace scheitert eigentlich an allem: Die auf dem Papier eigentlich ganz brauchbare Story verliert sich in hanebüchenen Wendungen und Wirrungen, sämtliche Darsteller agieren unmotiviert und gelangweilt und wirklich gute Action sucht man abseits von ein paar billig gemachten Shootouts sowieso vergeblich.
Lasst euch also nicht vom auf der Verpackung omnipräsenten Stallone täuschen. Backtrace ist in jeder Hinsicht ein Schuss in den Ofen. Als solcher, das muss man mit aller Deutlichkeit sagen, taugt er allerhöchstens als Beitrag für eine zukünftige Staffel der SchleFaZ – Reihe auf Tele 5. Wer aber gewillt ist, sich auch ohne die humorvollen Sprüche von Kalkofe und Rütten durch den Film zu ackern, sollte zumindest vorher einen Defibrilator bereitstellen, denn Wiederbelebungsmaßnahmen könnten danach durchaus nötig sein.
Die Blu-Ray
Backtrace ist nicht nur ein schlechter Film, er sieht auch noch unterdurchschnittlich aus. Dem Bild der Blu-Ray mangelt es nicht minder an Kraft wie den Darstellern des eigentlichen Films. Die Probleme beginnen bei der Farbgebung. Statt Natürlichkeit wird das Bild von Gelbtönen dominiert, was nur in wenigen Einstellungen wirklich zum Geschehen passt, in den allermeisten Momenten aber einfach nur unnatürlich erscheint. Davon bleiben auch Hauttöne nicht verschont, weshalb man oft vermuten mag, dass sich der gesamte Cast aus Personen zusammensetzt, die an starken Leberschäden leiden. Und auch die Kontraste können nicht vom Hocker hauen, dafür sind dunkle Momente zu hell und helle Momente zu blass. Auch der kaschierende Einsatz von Lens Flare – Effekten kann diese Probleme nicht verdecken, sondern untermalt sie stattdessen noch. Lediglich in den zahlreichen Nahaufnahmen kommt so etwas wie Qualität auf, hier punktet das Bild mit guten Schärfewerten. Die verknautschten Gesichter der alternden Darsteller gewinnen dann aber natürlich erst recht keinen Schönheitswettbewerb mehr. Immerhin, Artefakte oder störendes Banding sucht man vergeblich. Die Gesamtpräsentation enttäuscht dennoch auf ganzer Linie und sagt beinahe noch mehr über die Produktion aus als deren Inhalt.
Der Ton hat sowohl in englischer als auch in deutscher Sprache seinen Weg als DTS-HD 5.1 Spur auf die Scheibe gefunden, bietet also keinen Master Ton. Trotzdem nutzt der Film die wenigen Momente, um guten Raumklang zu produzieren, annehmbar aus. Schüsse kommen gut platziert aus den korrekten Richtungen, an Dynamik und Kraft mangelt es dabei nicht. Lediglich der Subwoofer agiert unter seinen Möglichkeiten und glänzt in den Momenten, wo man ein wenig Wumms erwarten würde, eher mit Stille und zeigt sich am ehesten beim Score präsent. Dafür ist die Stimmverständlichkeit im Center zu jeder Zeit gut. Auffällig ist aber, dass die deutsche Tonspur im Vergleich zum Originalsound in nahezu allen Aspekten leiser ist, hier musste ich an der Anlage nachjustieren, um zum englischen Ton aufschließen zu können. Aber selbst dann wird natürlich auch hier kein durchgehendes Effektfeuerwerk geboten. Das gibt der Film einfach nicht her.
Wenig befriedigend fallen zu guter letzt die Extras aus. Neben einem deutsch- und englischsprachigen Trailer zum Film gibt es lediglich ein gerade mal sechsminütes Making Of zum Film, welches aber bis auf kurze Interviews mit dem Regisseur und den eher weniger bekannten Nebendarstellern nichts zu bieten hat, was einen in irgendeiner Form interessieren könnte oder gar die Handlung etc. näher beleuchtet. Der groß auf dem Cover beworbene Stallone glänzt hier wenig überraschend durch komplette Abwesenheit. Interviewkommentare waren wohl in den 3 Millionen Dollar Gehalt nicht mehr mitinbegriffen.
Fazit
„Ich frage mich ja, ob Backtrace ein besserer Film geworden wäre, wenn sich Stallone für seine Nebenrolle nicht die Hälfte des ohnehin schon knapp bemessenen Budgets unter den Nagel gerissen hätte. Je mehr ich aber darüber nachdenke, desto mehr komme ich zu dem Schluss, dass auch das nichts geändert hätte. Denn abseits der billigen Inszenierung und dem immerwährenden Versuch, die Produktion teurer erscheinen zu lassen als sie letztendlich gewesen ist, kränkelt Backtrace vor allem an seinem furchtbaren Drehbuch, einem generell unmotivierten Cast und einer Regie, die höchstens für ein paar Episoden des RTL – Nachmittagsprogramms taugen würden. Dort gibt es meistens sogar bessere Geschichten zu sehen. Und das sagt glaube ich eine Menge aus. Selbst knallharte Stallone – Fans und Genrevielseher sollten sich zweimal überlegen, ob sie sich Backtrace wirklich antun wollen.“
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