BD: „25 km/h“

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         Quelle Bildmaterial: „25 km/h,© 2017 SUNNY SIDE UP GMBH und
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                                            Ab sofort erhältlich als Blu-Ray und DVD

81kT0kD2U6L. SL1500 Gefühlt gab es eine Zeit, in der es vor Roadtrips in Kinos nur so wimmelte. Nach erfolgreichen Filmen wie dem unter anderem 2010 veröffentlichten Vincent will Meer, der der sich wie andere Genrevertreter jener Zeit hauptsächlich an ein jüngeres Publikum gewendet hat, orientierte sich der deutsche Film aber erstmal wieder in andere Richtungen. Mit 25 km/h griff Regisseur Markus Goller das Thema Ende letzten Jahres dann erneut auf und lieferte einen hervorragend besetzten Film über zwei ungleiche Brüder ab, die auf einer gemeinsamen Mofatour nicht nur sich selbst, sondern auch einander wieder näher kommen. Seit dem 2. Mai ist der Film auch im Heimkino erhältlich. 

Der Film

In ihrer Kindheit waren die Brüder Christian und Georg unzertrennbar. In jeder freien Minute wurden Zukunftspläne geschmiedet, darunter ein gemeinsamer Roadtrip an die Ostsee, begleitet von zahlreichen verrückten Herausforderungen. Seitdem ist viel Zeit vergangen, beide Brüder sind längst in ihren Vierzigern angekommen und haben jeweils völlig unterschiedliche Pfade eingeschlagen. Auf der Beerdigung ihres an Krebs verstorbenen Vaters treffen Jetsetter Christian (Lars Eidinger, Dumbo) und Tischler Georg (Bjarne Mädel, Der Tatortreiniger), der den Vater bis zuletzt gepflegt hat, nach Jahren erstmals wieder aufeinander. Das Verhältnis ist längst kühl und distanziert.

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Nach einer Runde Tischtennis und jeder Menge Alkohol schwindet die Distanz wenigstens kurzzeitig. Als die Brüder in Vater´s Schuppen dann ihre beiden alten Mofas finden, beschließen sie im Suff kurzerhand, den als Kinder geplanten Roadtrip nachzuholen. Doch nach einem enthusiastischen Beginn machen sich bereits am nächsten Morgen verkatert erste Zweifel an der Unternehmung bereit, die große Kluft zwischen den beiden Brüdern wird mehr als deutlich.

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Doch die weiteren Etappen bringen Georg und Christian dann schließlich doch wieder näher zusammen und offenbaren sogar manches gut gehütete Geheimnis. Zwei frustrierte Ehefrauen (Als Gäste: Franka Potente und Alexandra Maria Lara), die komplette Speisekarte im griechischen Restaurant und ein seltsamer Ausflug zu einem spirituellen Ökofestival sorgen beiden Mittvierzigern für immer neue Erkenntnisse. Am Ende der schicksalshaften Reise steht plötzlich weitaus mehr, als nur noch in die Ostsee zu pinkeln…

Die Rezension

Geschwister sind was Tolles. Eigentlich. Wie kompliziert so eine Blutsverwandtschaft besonders als Erwachsener sein kann, zeigt Regisseur Goller mit 25 km/h auf gleichermaßen leicht verdauliche wie berührende Art und Weise. Goller, der bereits mit Friendship! einige Erfahrungen mit ungewöhnlichen Leinwandreisen sammeln konnte, arbeitete hier erstmals wieder nach einem Drehbuch von Oliver Ziegenbalg, der sich auch für das Skript zu Frau Müller muss weg! verantwortlich zeigte. Auf kluge und gut pointierte Dialoge muss man dementsprechend auch hier nicht verzichten.

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Getragen wird der gelungene Mix aus Komödie und Roadmovie aber vor allem von seinen beiden talentierten Hauptdarstellern, die nicht nur dank toller Chemie überzeugen, sondern auch ihre jeweils sehr unterschiedlichen Rollen glaubhaft darstellen. Aber auch Gastdarsteller wie Jella Haase und Wotan Wilke Möhring werten den Film bis in die Nebenrollen noch weiter auf. Kameramann Frank Griebe sorgt für tolle Bilder, die allesamt zeigen, welch wunderschönes Fleckchen Deutschland doch ist. 

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25 km/h gelingt es, trotz seines eher ruhigen Tempos nie langweilig oder gar langatmig zu wirken, auf aufgesetzte Tränendrüsenmomente verzichtet der Film ebenso wie unnötigen Slapstick. Der Witz wird sich allerdings nur einem etwas älteren Publikum wirklich erschließen, will aber auch genau dieses primär ansprechen. Zwar entpuppt sich die Handlung als weitestgehend vorhersehbar und überraschungsarm in ihrer Entwicklung, dank spielfreudigem Ensemble, coolem Soundtrack und der guten emotionalen Balance wird man über knapp zwei Stunden Spielzeit aber dennoch angenehm kurzweilig unterhalten. 

Die Blu-Ray

Die hervorragende Kameraarbeit wirkt sich auch positiv auf die Qualität der Heimkinoveröffentlichung aus. Die Blu-Ray punktet mit einer warmen Farbgebung, die besonders auf erdige Töne setzt, was bestens zum Setting des Films passt. Kräftige Kontraste, besonders die wirklich guten Schwarzwerte, runden den gelungenen Transfer ab. Auch die Bildschärfe bewegt sich zu jeder Zeit auf hohem Niveau und offeriert ein angenehm detailreiches und zeigefreudiges Bild. Hier gibt es wirklich gar nichts zu kritisieren.

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Einer rein deutschen Produktion entsprechend hat Sony die jeweiligen Veröffentlichungen auch ausschließlich mit Originalton bestückt, im Fall der Blu-Ray im verlustfreien DTS-HD MA 5.1 – Format. Eine Hörfilmfassung gibt es ebenfalls. Der dialoglastige Film bekommt abseits des Soundtracks allerdings nur wenig Gelegenheit, im räumlichen Spektrum nennenswerte Akzente zu setzen, die Stimmverständlichkeit im Center ist dafür makellos. Wenn dann mal Musik zu hören ist, liefert auch der Subwoofer passende Bässe ab. Davon abgesehen bleibt der Ton insgesamt aber sehr frontlastig und liefert im Rahmen seiner genrebedingten Möglichkeiten ein mehr als nur akzeptables Ergebnis. 

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Etwas mager sind dafür die Extras ausgefallen. Neben einem knapp vierminütigen Blick hinter die Kulissen und einem nicht viel umfangreicheren Featurette von der Filmpremiere hat es lediglich der Trailer auf die Disc geschafft. 

Fazit

ava7„Mit 25 km/h hat Regisseur Markus Goller eine unterhaltsame Mischung aus Roadtrip und Komödie abgeliefert, die sich besonders an ein Publikum ab Vierzig Plus richtet, aber auch für jüngere Interessenten genug Schauwerte bietet, um einen Blick rechtfertigen zu können. Bis in die Nebenrollen exzellent besetzt, erzählt der Film gleichermaßen humorvoll wie emotional von einer ungewöhnlichen Reise zweier entfremdeter Brüder, die unterschiedlicher kaum sein könnten und darf sich aufgrund seiner inszenatorischen Qualität durchaus in die Riege der besten deutschen Roadmovies der letzten Jahrzehnte einreihen. Die Blu-Ray überzeugt qualitativ bei Bild und Ton, bleibt aber bei der Bonusausstattung überraschend mager.“ 

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