Battlefield™ V – „Eine Sinfonie der Zerstörung, Teil I“

                                 Getestet und verfasst von General M 

                 Ab 20. November 2018 regulär erhältlich für PC, Playstation 4 und XBOX One

                                                             Teil I 

Battlefield V Cover ArtUnerbittlich erstrahlt die Sonne über der lybischen Wüste. Im Hintergrund nähert sich ein Panzerkonvoi. Auf der gegenüberliegenden Seite bezieht auch der Gegner Stellung. Die feindlichen Kolonnen eröffnen das Feuer aufeinander. Trommeln. Die nächste Szene. Ein Verbund von Flugzeugträgern durchquert den Ozean. Eines der bekanntesten Leitmotive der Spielegeschichte setzt ein: DADADA DA DADA! DADADA DA DADA! So begann vor über 16 Jahren das Intro zu Battlefield 1942 und sorgte für einige Gänsehautmomente. Seitdem hat sich die Serie konsequent weiterentwickelt. Über moderne Schauplätze, der fiktiven Zukunft bis hin zu den Schlachtfeldern des Vietnamkrieges. Mancher Ableger besser als der andere, aber jeder einzelne dennoch Garant für epische Mehrspielergefechte. Nach dem Ausflug in den ersten Weltkrieg kehrt Battlefield V erstmals wieder zurück zu seinen Ursprüngen und schickt sich an, die Krone im Mehrspielergeschehen zu erobern. Wir sind eine Woche lang mit der Releaseversion für euch in den Krieg gezogen und klären, ob das Vorhaben gelingt, oder ob die Macher von DICE nahe an der Kapitulationserklärung stehen. 

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                    Hinweis: Sämtliche Screenshots stammen aus der PC – Version unter Anwendung maximaler Details. 

Kriegsgeschichten

Klar, der Kern der Reihe lag nie darin, umfangreiche Einzelspielererfahrungen zu gewähren. Battlefield V stellt da wie auch sein Vorgänger keine Ausnahme dar. So lassen sich auch hier wieder eine Handvoll Kriegsgeschichten für Solisten finden, die zwar allesamt überdurchschnittlich solide inszeniert worden sind, dennoch aber kaum darüber hinwegtäuschen können, dass sie hauptsächlich den Zweck erfüllen, die Spieler mit der Umgebung und den grundlegenden Gameplaymechaniken vertraut zu machen. Insgesamt fünf dieser Geschichten warten im Hauptmenü darauf, gespielt zu werden, wobei die erste Geschichte mit gerade mal 15 Minuten durchschnittlicher Laufzeit eher Introcharakter erfüllt und einen kurzen Querschnitt über die jeweiligen Schauplätze von Battlefield V bietet. Subtrahiert man dann noch eine zweite Episode von der Gesamtsumme, die erst Anfang Dezember kostenfrei nachgeliefert wird, warten gerade mal drei magere Geschichten mit einer jeweils durchschnittlichen Spielzeit von 50-70 Minuten. Vier Schwierigkeitsgrade stehen zur Auswahl, von Leicht bis Hardcore kann die nötige Zeit bis zum Ende natürlich ein wenig variieren. 

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Die erste Episode erleben wir in der Haut des britischen Bankräubersprosses Billy, der aus dem Gefängnis heraus für ein Spezialkommando rekrutiert wird, welches in Nordafrika waghalsige Sabotageaktionen hinter feindlichen Linien durchführen soll. Doch der Jungspund hat zu Anfang einige Schwierigkeiten, sich in den Kriegsalltag einzufügen. Als er und sein Partner plötzlich einer deutschen Übermacht gegenüber stehen, muss Billy zeigen, was in ihm steckt. Anschließend geht es ins tief verschneite Norwegen. Hier betreibt die Wehrmacht eine Fabrik zur Gewinnung von schwerem Wasser, einem nötigen Element für den Bau von Atomwaffen. Diese Episode erlebt man aus der Perspektive von Solveig, der kämpferischen Tochter einer lokalen Widerstandsführerin, die sich gegenwärtig in deutscher Gefangenschaft befindet. In der vorerst letzten spielbaren Geschichte verschlägt es den Spieler an die Westfront. Als junger Koloialsoldat Deme, der als Senegalese für ein Land kämpft, dass er noch nie mit eigenen Augen gesehen hat, steht er an der Seite der sogenannten Tirailleurs einem ganzen Corps erfahrener deutscher Fallschirmjäger gegenüber. 

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Zugegeben, die Charaktere haben allesamt Potenzial, gleiches gilt für die Geschichten, die Entwickler DICE hier kurz und knackig in bekanntem Episodenformat erzählt. Leider verhindert die stets extrem kurze Spielzeit, dass man näheren Einblick in die jeweiligen Figuren gewinnen kann. Zwischen den jeweils zwei Missionen wirkt der Erzählfluss stark komprimiert und entsprechend auf das notwendigste beschränkt. Das ist schade, denn gerade Solveig hat mir extrem gut gefallen und erinnerte mich in ihren besten Momenten an eine rebellischere Lara Croft. Unterschiedliche Herausforderungen und eine Handvoll Sammelobjekte lockern das Geschehen ein wenig auf und laden zum Erkunden der jeweiligen Handlungsorte ein, für 100% Abschlussquote belohnt einen das Spiel mit besonderen Waffen, die man später im Multiplayer zum Einsatz bringen darf. Ob weitläufiges Wüstenareal oder düsteres Fabrikgelände inmitten von Eis und Schnee, die Schauplätze orientieren sich oft stark an den größeren Mehrspielervarianten, bieten dabei aber genügend eigene Impulse, um nicht der Recyclingkeule anheim zu fallen. So ganz in den klassische Battlefield – Geschehen wollen sich die Kriegsgeschichten aber nicht einfügen. Statt der großräumigen Massenschlachten setzen die einzelnen Missionen oft stark auf Heimlichkeit, die man höchstens auf den leichteren Schwierigkeitsgraden getrost ignorieren kann. Klassisches Franchise – Feeling kommt hier leider nicht auf. Das verspricht dann eher die noch nicht erschienende Episode, in der man in die Rolle eines deutschen Panzerkommandanten schlüpfen wird. Der Teaser im Intro hat hier zumindest einiges mehr an Zerstörungspotenzial angedeutet. 

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Man darf bei der kurzen Gesamtspielzeit aber nicht vergessen, dass Battlefield V eben in erster Linie ein Multiplayer – Game ist. Die Kriegsgeschichten sind entsprechend höchstens als kleine Beigabe zu verstehen, die dafür zumindest inhaltlich weit bessere Kost liefern, als manch anderer DICE – Titel in den letzten Jahren. Eine vollwertige Kampagne ersetzt das natürlich trotzdem nicht. Das sollte und muss man wissen, wenn man Battlefield V ohne Online – Intention anschafft. 

Die Schlachtfelder von Battlefield V

Gerade mal acht Karten stehen zum Release zur Verfügung, jeweils zwei pro Schauplatz. Das ist natürlich relativ mager, allerdings hat Entwickler DICE versprochen, über die kommenden Wochen und Monate stetig neuen Nachschub zu liefern – und das glücklicherweise völlig kostenfrei. Denn Battlefield V funktioniert nach dem Games as Service – Modell und setzt auf stetigen Fluss an neuen Herausforderungen und Erweiterungen. Und all das ganz überraschend für EA – Verhältnisse ohne Premium – Modell oder Season Pass. Scheinbar hat man aus dem Battlefront II – Debakel die richtigen Lehren gezogen, so wird die Community nicht voneinander separiert und jeder darf sich über die gleichen Inhalte freuen. Nun wollen wir einen detaillierten Blick auf die einzelnen Schauplätze werfen, die zum Start aus den Niederlanden, Norwegen, Frankreich und Nordafrika bestehen. 

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Den Anfang machen die Niederlande. Rotterdam ist eine reine Stadtkarte mit vielen verzweigten Gassen und Hinterhöfen, zwischen denen man sich heftigste Infanteriegefechte auf kurze Distanz liefern kann. Allierte und Deutsche stehen sich zudem in brutalen Häuserkämpfen gegenüber und rangeln gleichzeitig um die Herrschaft über etwas weitläufigere Areale wie Brückenübergänge und Marktplätze. Besonders für Infanteristen bietet sich die Karte an, denn Fahrzeuge sind hier nur wenig nutzbringend, wenngleich trotzdem vorhanden. Optisch betritt man hier allerdings nur wenig Neuland, besonders Battlefield 1 – Veteranen erkennen die teils frappierende Ähnlichkeit zur dortigen Karte Amiens, die von vielen identischen Assets Gebrauch macht. Die zweite Karte im Bunde, nämlich Zerstörung, spielt ebenfalls in Rotterdam, allerdings in völlig verwüstetem Zustand. Viel mehr als verbrannte Erde und Ruinen haben die Deutschen hier nämlich nicht zurückgelassen, was das Gameplay der anderen Rotterdam – Karte gänzlich auf den Kopf stellt. Hier betreten nämlich nun auch mächtige Kampffahrzeuge das Schlachtfeld, während sich Infanteristen auf weitaus weniger Deckungsmöglichkeiten im Kampf und zentrale Eroberungspunkte einstellen müssen. Besonders Heckenschützen profitieren von dieser Ausgangssituation, während alle anderen gezwungen sind, sich mit Sprengstoff provisorische Deckungen zu schaffen, um nicht zu Schießbudenfiguren zu verkommen. Alles in alem zeigen sich die Niederlande in Battlefield V aber besonders innovationsarm und bauen zu sehr auf Bewährtes und Bekanntes. Spaß machen die Gassenschlachten aber immer noch. 

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Abwechslungsreicher wird es in Nordfrankreich. Arras ist ein lauschiges kleines Paradies inmitten großflächiger Rapsfelder und kleinen Höfen. Nur wird es natürlich nicht lange in diesem Zustand verweilen, denn nicht nur, dass schwere Panzerfahrzeuge und wendige Flugmaschinen bevorzugt Jagd auf die inmitten der Felder ungeschützte Infanterie machen, auch hier machen Scharfschützen unermüdlich Jagd auf unvorsichtige Ziele. Anpirschen und Ausschalten sind hier der Schlüssel zum Sieg, während sich weitere Kampfverbände verbissen um die Kontrolle der kleinen Gebäudekomplexe bekriegen. Im Fokus von Verbogener Stahl, der zweiten Frankreichkarte, steht eine gewaltige, halb zerbombte Brücke im Mittelpunkt der Auseinandersetzungen zwischen Deutschen und Alliierten, die den strategisch wichtigen Übergangspunkt um jeden Preis für sich gewinnen wollen. Aber auch um den mächtigen Stahlkoloss herum gibt es einiges zu tun. Im leicht versumpften Untergrund haben es Fahrzeuge zwar etwas schwerer, dafür freuen sich Infanteristen über explosive Grabenkämpfe und versierte Piloten über explodierende Gräben. Hussar! Beide Karten bieten viel Charme und sorgen für ein Höchstmaß an Abwechslung. Besonders, weil bei der Brückenverteidigung auch das neue Feature des Deckungsbaus angenehm präsent zum Einsatz kommt. Darüber aber später mehr.
 
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Die größte Karten im Spiel bietet zweifelsohne Nordafrika. Hamada entstand in Anlehnung an eine der größten Panzerschlachten des zweitens Weltkriegs, dementsprechend stehen die Fahrzeuge hier auch im Vordergrund, Flugzeuge natürlich abermals inklusive. An der ägypisch-libischen Grenzen darf aber auch die Infanterie zeigen, was sie drauf hat. Denn während die Panzerkolonnen sich im flachen Ruinenland gegenseitig die Hölle heiß machen, müssen die Fußsoldaten auf deutlich höherem Terrain um die Vorherrschaft der dort gelagerten strategischen Punkte kämpfen. Klar, dass kein Battlefield ohne eine Fahrzeugkarte ausgeliefert wird. Wer sich gerne hinter das Steuer von schwerem Kriegsgerät hockt, ist mit Hamada also bestens bedient. Besonders viel Spaß hat mir die zweite Karte im Bunde gemacht, nämlich Flugplatz. Von dem ist allerdings außer wenigen intakten Hangars und einigen Barracken nicht mehr viel übrig, aber selbst die wollen natürlich erobert und/oder verteidigt werden. In den engen Zugangskorridoren kann man sich epische Gefechte auf kürzeste Distanz liefern, der geschickte Einsatz von Granaten und anderen Sprengstoffen kann dabei verheerende Schäden anrichten. Außerhalb davon wartet eher weitläufigeres, aber auch sehr hügeliges Gebiet darauf, durchquert und besetzt zu werden. Hier kommen dann auch wieder verstärkt Fahr- und Flugzeuge zum Einsatz. Nordafrika macht nicht nur im Eroberungsmodus viel Spaß, sondern spielt seine besonderen Stärken auch in den vielen anderen Modis optimal aus. Auch hier später mehr. 

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Zu guter letzt wollen wir auch auf Norwegen einen genaueren Blick werfen. Die beiden Karten Narvik und Fjell 652 könnten unterschiedlicher nicht sein, wenngleich sie sich das selbe, verschneite Setting teilen. Narvik wird vor allem Betaspielern längst gut bekannt sein, zumal die Karte auch während der Vorberichterstattung zum Spiel sehr prominent in den Fokus gesetzt wurde. Verdientermaßen, denn in Sachen Atmosphäre gehört der Kampf um die Hafenstadt zum Besten, was Battlefield V aufbietet. Hier dreht sich der Kampf um eine wertvolle Eisenbahnlinie. Dafür kommt alles zum Einsatz, was das Arsenal zu bieten hat, denn trotz eher geringer Größe bietet die Karte vielseitige Möglichkeiten für jeden Anspruch. Anders sieht es hoch oben in den Bergen aus: Fjell 652 spielt weit über Narvik und richtet sich eher an Infanterie und Flugzeuge. Die liefern sich auf weiter Fläche nicht nur epische Dogfights, sondern setzen auch den Soldaten im dichten Schneegestöber zu. Eine gute Luftabwehr ist das A und O, um dem stetigen Bombardement Herr werden zu können. 

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Nachdem ich mehrere Stunden auf jeder der einzelnen Karten verbracht habe, haben sich die Favoriten auch recht schnell herauskristallisiert. Besonders die Schauplätze in Norwegen und Nordfrankreich machen optisch einiges her und bieten in meinen Augen am meisten Flexibilität. Das soll nicht heißen, dass die Niederlande und Nordafrika Spielspaß vermissen lassen, denn auch hier geht natürlich im Laufe eines Gefechts wieder alles zu Bruch, was nicht längst zerlegt worden ist. Die jeweils zwei Karten setzen sich aber nur wenig von bereits bekannten Karten der Vorgänger ab. Die acht Maps zu Release haben nun allesamt die schwere Bürde vor sich, die Spieler bis zur Veröffentlichung von Nachschub Anfang 2019 bei Laune zu halten. Dann soll mit Griechenland der nächste Kriegsschauplatz erscheinen. Wenn DICE dieses Mal nicht wieder Ewigkeiten zwischen neuen Inhalten verstreichen lässt wie beim Vorgänger, sollte es sich lohnen, dran zu bleiben oder zumindest regelmäßig zum Spiel zurückzukehren. Denn die Premiumkarten von Battlefield 1 waren am Ende überwiegend gelungen und übertrumpften die Startkarten teilweise deutlich. 

Klassen mit Klasse

Das umfangreiche Arsenal aus Waffen, Gadgets und Fahrzeugen bedient sich natürlich nicht von selbst, sondern muss stets von versierten Soldaten bedient werden. Mehr als je zuvor legt Battlefield V den Fokus dabei wieder auf seine unterschiedlichen Klassen. Battlefield – Veteranen werden sich hier schnell wieder zuhause fühlen, denn die grundlegende Aufteilung der Vorgänger in Sturmsoldat, Sanitäter, Versorgungssoldat und Aufklärer wurde beibehalten. Der Sturmsoldat stellt dabei wieder den Allrounder dar, der bevorzugt mit Sturmgewehren und Karabinern in den Kampf zieht, mit Dynamit und Panzerfaust aber auch effekt gegen gepanzerte Fahrzeuge und Gebäudestrukturen ist. Versorgungssoldaten setzen auf leichte Maschinengewehre mit verheerender Zerstörungskraft, sind aber auf mittlere bis weite Entfernungen extrem verwundbar und auch nicht gerade mobil. Dafür eignen sie sich hervorragend zur Verteidigung enger Korridore und hilfreichem Sperrfeuer. Außerdem versorgen sie verbündete Spieler konstant mit neuer Munition, was sie zu unverzichtbaren Einheiten macht.

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Sanitäter dienen natürlich primär dem Zweck, verletzte Kameraden zu heilen oder notfalls wiederzubeleben. Dank guter Bewaffnung können sie aber auch im Kampf kräftig austeilen und sich auch selbstständig deutlich schneller von Verletzungen erholen als andere Klassen, viel mehr als eine Granate passt aber nicht mehr in den Rucksack, was Sanitäter zu leichten Zielen für Scharfschützen und Fahrzeuge macht, die um jeden Preis beschützt werden sollten. Last but not least darf auch der Aufklärer nicht fehlen, der mit seinem Scharfschützengewehr am liebsten aus der Distanz angreift und dabei auch die Positionen von Feinden präzise feststellen kann. Als Meister der Taktik verlassen sich die Distanzkämpfer zusätzlich auf Minen und Attrappen, um angreifende Feinde in die Falle zu locken und die eigene Flanke abzusichern. Im Gefecht auf kurze Distanz ist er aber leicht zu erledigen. 

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Wer Battlefield 1 gespielt hat, wird bei den Klassen kaum inhaltliche Neuerungen finden. Aber das muss auch gar nicht sein, denn das Zusammenspiel der verschiedenen Spezialisierungen hat bereits dort sehr gut funktioniert. Dafür hat DICE deutlich an der Balance geschraubt, was sich angenehm positiv auf das Gameplay in Battlefield V auswirkt. Zuallererst starten die Einheiten nämlich allesamt mit deutlich weniger Munition als in bisherigen Teilen. Das soll besonders Aufklärer am Dauercampen hindern und die Versorgungssoldaten stärker ins Geschehen einbringen. Gleiches gilt für die Sanitäter, denn je nach erlittenem Schaden heilen sich die Spieler nicht mehr automatisch innerhalb weniger Sekunden auf 100 Lebenspunkte hoch. Schade nur, dass die meisten Sanitäter trotzdem noch immer wenig Interesse zeigen, die Verbündeten zu versorgen. Nicht selten wird man einfach zum Verbluten zurückgelassen, um bloß nicht den Abschuss zu verpassen. Aber dafür kann DICE ja nichts, denn die Intention ist hier definitiv die Richtige und sorgt für mehr Klassendynamik untereinander. Alleine schon, dass die sonst festgefrorenen Scharfschützen gezwungen sind, regelmäßig aufzumunitionieren, nimmt viel altbekanntes Frustpotenzial aus dem Spiel. Ebenso kann man sich nicht in Windeseile neuen Sprengstoff besorgen, der jetzt besonders langen Nachschubzeiten unterliegt. Damit gehört auch der nervige Nadespam der Vergangenheit an. 

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Auch das Spielen in der Gruppe rückt nun noch stärker in den Fokus. Erstens wird gutes Zusammenspiel untereinander mit besonders vielen Punkten belohnt, zweitens können sich Squadmitglieder nun auch unabhängig von der Klasse wiederbeleben. Ist man allerdings nicht als Sanitäter unterwegs, dauert das Aufheben dafür auch deutlich länger. Das man alleine nicht viel auf dem Schlachtfeld erreichen kann, merkt man schnell. Battlefield V soll in der Gruppe gespielt werden und macht in einer solchen auch am meisten Spaß. Es ist klasse, wenn man an eine engagierte Gruppe gerät, die am aktiven Zusammenspiel interessiert ist. Nicht selten durfte ich mich als Teil einer solchen Gruppe am Ende über den Titel der besten Squad freuen. Freuen wird das dann besonders die Truppführer, denn je besser die sich beim Verteilen von Befehlen schlagen, desto mehr Punkte können sie für die neuen Versorgungsbefehle ausgeben. Munitionsnachschub aus der Luft lässt sich auf diese Weise bequem anfordern, aber auch Panzer und sogar ein verheerender Flächenangriff kann so angefordert werden – wobei das natürlich mit besonders hohen Kosten verbunden ist. 

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Drastische Änderungen hat man aber auch abseits der Infanterie an den Panzern vorgenommen, die jetzt nicht mehr übermächtig alles plätten, was sich ihnen in den Weg stellt. Die schweren Fahrzeuge brauchen nun ebenfalls stetig neue Munition, außerdem bewegt sich der Geschützturm deutlich langsamer als bisher, was Angriffe mit Dynamit und Minen deutlich fairer gestaltet. Zusätzlich wirken sich Beschädigungen viel stärker auf das Fahrverhalten aus. Kaputte Ketten machen den Panzer langsam, Schäden am Turm sorgen für deutlich unpräzisere Schüsse oder sogar für Totalausfälle. Eine willkommene Neuerung. Übrigens verabschiedet sich mit Battlefield V auch das Spotspammen. Denn präzise Feindpositionen gibt jetzt nur noch der Aufklärer durch. Alle anderen Klassen können in zeitlich begrenzten Abständen höchstens verdächtige Gebiete markieren, die es dann abzusuchen gilt. Das ist besonders deswegen praktisch, weil dadurch den Flugzeugen die Möglichkeit genommen wird, hemmungslos eine Markierung nach der anderen zu zerlegen und sich dafür tausende von Punkten einzusacken. Alles in allem finden sich in Battlefield V viele gute Neuerungen ein, die das Gameplay deutlich ausgewogener gestalten. Und das ist wirklich einiges wert. 

Männlein, Weiblein und die liebe Historie

Der Aufschrei bei Veröffentlichung des ersten Trailers war gewaltig: Halbnackte Kerle im Wikingerdress? Futuristisch anmutende Armprothesen? Frauen?! Nachdem DICE die geplanten Designentscheidungen zunächst frei nach dem Motto: „Wenn´s euch nicht gefällt, kauft es halt nicht“ verteidigt hat, ist man am Ende doch nach dem anhaltenden Shitstorm teilweise von diesen Ideen abgerückt, denn das fertige Spiel präsentiert sich deutlich erdiger und realistischer als zunächst gedacht. Optisch passen die zahlreichen verschiedenen Skins gut in die Zeitperiode, dem Wikinger hat man offenbar Lebewohl gesagt. Und auch von den Prothesen ist nichts mehr zu sehen. Geblieben sind dafür die Frauen. Und damit habe ich ehrlich gesagt überhaupt kein Problem, denn Battlefield V orientiert sich an historischen Ereignissen und stellt diese nicht akribisch nach. Klar haben Frauen vereinzelt im zweiten Weltkrieg gekämpft. Vielleicht nicht in dieser Form, aber das Gute für alle Nörgler und Mimosen ist, dass man sich wie schon bei Battlefront stets frei entscheiden kann, mit welchem Geschlecht man an den Start gehen will. Lediglich die Deutschen müssen auf asiatische und schwarze Charaktervorlagen verzichten. Aber mal ganz im Ernst: Das Spiel bietet derart hohes Tempo, dass man nur selten Zeit hat, einen Charakter wirklich aus der Nähe zu betrachten. 

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Störender finde ich da als Geschichtsfan eher andere historische Freiheiten. Der Tiger – Panzer kam nämlich erst in den letzten Atemzügen des Krieges zum Einsatz, hat also entsprechend an den meisten Spielfronten zeitlich noch gar nicht existiert. Das gilt auch für manche Ausrüstungsgegenstände. Aber wie gesagt, wir haben es hier nicht mit einem Geschichtssimulator zu tun, sondern mit einem Spiel, welches sich aus Gründen der Unterhaltung eben einfach Freiheiten erlaubt. Der Atmosphäre schadet das nämlich überhaupt nicht. Gleiches gilt auch für die Tatsache, dass man wie schon Call of Duty: WWII komplett auf Hakenkreuze und Co. ebenso verzichtet wie die Erwähnung von Hitler oder dem Nationalsozialismus. Während das beispielsweise in Wolfenstein ein absoluter Atmosphärenkiller war, spielen diese Zusammenhänge mangels Narration einfach keine Rolle, dementsprechend vermisst man sie auch nicht. Die Schuld dafür sollte man nicht Deutschland zuschieben, da sich das Reglement hier zuletzt sehr zum Positiven gelockert hat. Aber es gibt eben auch noch andere Länder, die sich an solchen Darstellungen stören. So ist man hier am Ende auf Nummer Sicher gegangen und lässt wenigstens keinen Spieler außen vor. Unter anderen Umständen hätte man sich sonst eher darüber chauffieren können. Hier aber macht es einfach nichts aus. 

                                                        WEITER ZU TEIL II

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