Als direkte Nachfahren des legendären König Leonidas, der einst sein Leben im Kampf gegen die Perser ließ, verfügt der präferierte Charakter über dessen Speer, der wie sich später herausstellt, über besondere Kräfte verfügt. Bis die aber wirklich Gewicht bekommen, geht man in den Wirren des Krieges hauptsächlich dem Tagesgeschäft nach. Und da es sich bei Alexios und Kassandra um waschechte Söldner handelt, besteht dieses zumeist darin, für andere Leute die Drecksarbeit zu erledigen. Und wie macht man das am Besten? Richtig, mit roher Gewalt! Denn immerhin spielt Odyssey weit vor der Gründung des eher auf Heimlichkeit bedachten Assassinenordens, der hier entsprechend kaum zum Tragen kommt. Was das für die Geschichte insgesamt bedeutet und ob wir es deswegen hier überhaupt noch mit einem richtigen Assassin´s Creed zu tun haben, wollen wir im Fazit genauer betrachten.
Die präsenten Motive der Reihe bestanden oftmals aus zwei zentralen Themen: Familie und Rache. In genau dieser Reihenfolge. Und auch hier kommen diese Themen im Verlauf der Hauptgeschichte wieder verstärkt zum Tragen. Es gibt Verschwörungen, Twists und eine fiesen Geheimbund, der die Weltherrschaft an sich reißen will. Mehr zu verraten würde bedeuten, bereits zu viel zu verraten. Was nach Schema F klingt, weiß letztendlich auch treue Serienveteranen noch gelegentlich positiv zu überraschen, bietet abseits davon aber eher gewohnte Kost. Odyssey bietet euch übrigens erstmals die Gelegenheit für Romanzen. Die bieten aber kaum irgendeinen Mehrwert, sondern eigentlich nur harmlose Sexanimationen. Wem´s gefällt. Abseits davon gibt es auch ein Wiedersehen mit der Abstergo – Mitarbeitern Leyla Hassan, die in der Gegenwart weiter bedeutenden Artefakten hinterher jagt. Dies zum Glück in so geringem Umfang, dass man dabei weder den roten Faden zu verlieren droht, noch zu viel Zeit auf die gewohnt unterdurchschnittlich umgesetzte Nebenhandlung verschwenden muss. Kleine Idee für das nächste Assassin´s Creed: Den Gegenwartsmist einfach komplett streichen.
Antiker Sandkasten
Hat man sich erstmal durch die Einführung gekämpft und sich mit den wichtigsten Spielmechaniken vertraut gemacht, entlässt uns Ubisoft dann auch frei in die riesengroße Spielwelt von Odyssey, welche wir von dort an mit unserem Schiff frei bereisen dürfen. Und die ist nicht nur doppelt so groß ausgefallen wie die bereits riesige Map von Origins, sondern beinhaltet tatsächlich ganz Griechenland! Von der Insel Kythira im Süden über bis nach Mazedonien im Norden steht euch eine gewaltige Spielewelt offen, die es zu erkunden gilt. So sehr es einen aber auch in den Fingern jucken mag, direkt die Segel zu den am weitesten entfernten Orten zu setzen, wirklich ratsam ist das nicht. Denn wie auch im Vorgänger werden die zahlreichen Gebiete von unterschiedlich starken Feinden bevölkert, die blutjungen Söldnerseelen im Handumdrehen das Licht auspusten. Stattdessen empfiehlt es sich, wirklich erst einige Stunden der Handlung zu folgen, sich ein paar Sporen in Form von Erfahrungspunkten zu verdienen und dann frisch gestärkt mit guter Ausrüstung und passenden Fertigkeiten auf Entdeckerfahrt zu gehen. Auf diese Weise gelangt man ohnehin früher oder später an alle interessanten Orte. Und von denen gibt es wirklich immens viele.
Eine Freiheit im Tausch für eine andere
Als Söldner schlagen wir uns wie bereits erwähnt eben nicht nur mit eigenen Problemen herum, sondern auch mit denen der Einwohner, denen wir gegen klingende Münze und andere Belohnungen natürlich nur zu gerne bei der Lösung behilflich sind. Diese Nebenaufgaben rutschen aber immens schnell in die erzählerische Belanglosigkeit ab. So beklagt sich beispielsweise ein Händler über Diebe und gibt uns den Auftrag, die Langfingerei doch bitte dauerhaft zu beenden. Also ziehen wir los, spüren das Lager der Diebe auf und legen einfach jeden um. Der Händler ist zufrieden, die Erwartungshaltung des Spielers dagegen schnell enttäuscht. Gerne hätte ich erfahren, warum die Diebe klauen. Vielleicht hätte ich ihnen ja gerne geholfen. Die spielerische Freiheit im Rahmen einer offenen Welt ist aber immer nur so immersiv wie die Geschichten, die sie erzählt. Und hier scheitert das Spiel grandios, stattdessen bekommt man immer wieder die selben blöden Aufgaben aufgehalst.
Mehr Rollenspiel will Odyssey sein, dafür weg von den klassischen Wurzeln der Reihe. Dafür verfügt es sogar erstmals über ein Dialogsystem, welches mehrere Antwortmöglichkeiten bietet, die sich allesamt auf den späteren Spielverlauf auswirken sollen. Je nach Verhalten offenbaren sich so ganze neun Unterschiedliche Spielausgänge. Das große Problem ist nur, dass das Spiel diese Ansätze kaum ausreichend vertieft, um von der Rollenspielkonkurrenz ernstgenommen werden zu können. Die tatsächlichen Auswirkungen eurer Taten und Entscheidungen sind nämlich derart marginal, dass es kaum einen Unterschied macht, auf welche Weise ihr Odyssey spielt. Und auch die neun Endsequenzen trennt letztendlich so wenig voneinander, dass es auch hier völlig egal ist, was ihr zuvor getan oder nicht getan habt. Spielerische Freiheit muss nicht immer zwangsläufig auch Entscheidungsfreiheit bedeuten. Erstere bestimmt nur, wohin ihr geht. Entscheidungsfreiheit dagegen definiert das „Wie“. Dazwischen existiert ein gewaltiger Unterschied. Und genau das scheinen die Macher nicht so recht verstanden zu haben. Die schreiben euch den Ausgang einer Aufgabe nämlich grundsätzlich vor und betrachten das „Wie“ lediglich darin, ob ihr die Feinde lieber verdeckt aus dem hohen Gras heraus meucheln wollt, aus der Ferne zuschlagt oder euch einfach blind in den Nahkampf stürzt. Und das hat mit tatsächlichen Rollenspielmechaniken eines Witcher III, Dragon Age: Origins oder Fallout: New Vegas überhaupt nichts gemein. Nein, wahre Entscheidungsfreiheit hätte bedeutet, selbst entscheiden zu können, ob man tötet oder nicht. Eine Wahl, die Odyssey schlichtweg nicht bietet.
Man muss sich dabei aber auch mit den hanebüchenen Rechtfertigungen der jeweiligen Questgeber herumschlagen. Nehmen wir abermals die Nebenaufgabe mit den Dieben als Beispiel. Klar, ich wäre auch sauer, wenn mir jemand meine Waren stibitzt, aber beauftrage ich deswegen gleich einen Söldner, um die Bande einfach abzuschlachten? Nein! Wäre eine solche Mission in The Witcher III verfügbar gewesen, hätte Geralt wahrscheinlich im Verlauf von zwei Stunden eine tiefsinnige Geschichte aufgedeckt, die Familie der Diebe kennengelernt und anschließend den Händler als Chef einer Fisstech – Bande entlarvt. Odyssey gibt sich einfach keine Mühe, seine Aufgaben inhaltlich nachvollziehbar oder nur ansatzweise interessant zu verpacken. Und verliert damit im Rahmen seines RPG – Anspruchs eine Menge Glaubwürdigkeit und Substanz. Einen angenehmen Lichtblick stellen da höchstens die wenigen hochwertigen Missionen dar, die ihr von zeitgeschichtlichen Persönlichkeiten wie Sokrates und Co. erhaltet. Und gerade in diesen Momenten kommen dann auch die alten Tugenden wieder toll zur Geltung, denn Historie war schon immer die zentrale Stärke des Franchises und hat einem manchen Vorteil im Geschichtsunterricht verschafft. Schade, dass eben diese Momente hier zur Seltenheit verkommen und Platz machen müssen für die Unmengen belangloser Fließbandquests.
Schiff ahoi!
Was mit Black Flag seinerzeit den Höhepunkt erreichte, kehrt nun in etwas abgeschwächter Form auch in Odyssey zurück. Die Rede ist natürlich von den Seeschlachten, die ihr an Bord eures eigenen Schiffes austragen könnt, Entermanöver natürlich inklusive. Zwar bestimmt dieser Aspekt das Spielgeschehen bei weitem nicht so sehr wie Edward Kenway´s Piratenabenteuer in der Karibik, eine essentielle Komponente stellt er dennoch dar und verfügt zudem über einige interessante neue Mechaniken, die wir in diesem Abschnitt näher für euch beleuchten wollen. Über Mörser und Kanonen hat man natürlich im antiken Griechenland noch nicht verfügt, weshalb sich Gefechte auch nicht ganz so effektvoll spielen wie man vielleicht noch aus Black Flag gewohnt ist. Dafür verfügt man in Odyssey über eine ganz besondere Crew, die sich eben nicht nur aus namenlosen Kielholkandidaten zusammensetzt, sondern nützliche, teils sehr unterschiedliche Boni bringt.
Um die nutzen zu können, lassen sich in der Spielwelt auf viele verschiedene Arten spezielle Offiziere rekrutieren, die wir anschließend samt deren Fertigkeiten auf See zum Einsatz bringen können. Zwar wirkt deren Namensgebung teils willkürlich vom Computer geneiert und daher nicht selten völlig unpassend (sogar das Geschlecht wird da gerne mal durcheinandergebracht), das Grundprinzip ist aber sehr einfach zu durchschauen und ebenso einfach in der Anwendung. Praktischer Vorteil: Auch neue, mächtige Ausrüstung lässt sich dadurch freischalten. So gesellen sich nicht selten neue Rekruten in die eigenen Reihen, weil man schlichtweg an deren Bewaffnung interessiert ist. Etwas unsinnig ausgefallen ist dafür aber die Art und Weise der Rekrutierung im Rahmen der Entermanöver. Findet man nämlich auf einem Feindschiff einen potenziell nützlichen Offizier, knüppelt man diesen einfach nieder und beendet den Rest der Schlacht wie gehabt. Nach dem siegreichen Gefecht findet sich der Neuzugang dann einfach auf unserem Schiff wieder und verhält sich so, als wäre er schon immer fester Bestandteil der Mannschaft gewesen.
Natürlich dürfen wir auch das Schiff selbst mit immer neuen Verbesserungen aufrüsten. Dafür bedarf es allerdings massig Rohstoffen. Selbstverständlich benötigen bessere Upgrades auch immer seltenere Materialien. Daher gilt bei der Schiffsreise das gleiche Prinzip wie bei der Erkundung zu Fuß: Schwache Schiffe sollten sich vorerst von gefährlichen Wässern fernhalten, anderenfalls erleidet man schnell Schiffbruch. Wenn ihr also auf der Karte Dinge wie „Kraken“ lest und euer Name nicht Davy Jones lautet, steuert nicht gleich blind darauf zu. Glaubt mir, ihr würdet es bereuen. Alles in allem ist das Gefecht zur See aber extrem spaßig ausgefallen und ist eine willkommene, wiederkehrende Ergänzung zum restlichen Geschehen, die sich zudem auch angenehm sinnvoll in die Geschichte einfügt.
Zwischen Schleichen und Schnetzeln
Mit Origins wurden Kampf- und Inventarsystem komplett überarbeitet. Diesen Ansatz greift Odyssey auf und erweitert ihn an zahlreichen Stellen. Neben der grundlegenden Charakterstufe verfügen auch die zahlreichen Ausrüstungsgegenstände, darunter Rüstungen und Waffen sowie Schilden aller Art über eine eigene Qualitätsstufe, die von gewöhnlich bis legendär reicht. Je besser diese Stufe ist, desto mehr zusätzliche Perks befinden sich auf der Ausrüstung. Um euer Arsenal immer auf dem neuesten Stand zu halten, können mit der Zeit schwächelnde Gegenstände gegen klingende Münze beim Schmied auf eure aktuelle Stufe hochgerüstet werden. Das ist aber unverhältnismäßig teuer und angesichts der Tatsache, dass ihr sowieso alle Nase lang neue Items erhaltet, gar nicht nötig, sofern ihr eine besondere Waffe nicht besonders ins Herz geschlossen habt. So weit, so gut. Neu in Odyssey sind aber Resistenzen bei den zahlreichen Gegnern. So lässt sich nicht mehr jeder Feind effektiv in Brand stecken oder aus dem Hinterhalt attackieren. Das sorgt zwar dafür, dass man seine Taktik je nach Situation effektiv anpassen muss, was für mehr Tiefgang und Rollenspieldynamik sorgt, gleichzeitig entstehen dadurch aber auch sehr unangenehme Frustmomente. Denn was für die Gegner gilt, gilt natürlich auch für den Spielercharakter.
Habt ihr diesen nämlich beispielsweise komplett auf den Angriff aus dem Hinterhalt spezialisiert und bekommt es mit Gegnern zu tun, die über solche Attacken nur lachen, wird es sehr schnell brenzlig. Besonders auf höheren Schwierigkeitsstufen, wo diese Resistenzen und natürlich auch Schwächen noch mehr Gewicht erfahren, ist man dann umständlich gezwungen, im Ernstfall erstmal völlig neue Ausrüstung zu sammeln und dann sein Glück erneut zu versuchen. Daher empfiehlt es sich, immer mehrere verschiedene Sets im Rucksack zu haben, um bei Bedarf schnell flexibel wechseln zu können. So löblich diese tiefschichtigen Mechaniken am Ende auch sind, so wenig haben sie mit der Essenz eines Assassin´s Creed abseits der Tatsache, dass man immer noch auf alles klettern kann, was gerade so in der Gegend herumlungert, am Hut. Zwar macht das in Origins eingeführte Kampfsystem immer noch viel mehr Spaß als das langweilige Konterattackieren der alten Ableger und bietet dank unterschiedlicher Waffengattungen auch viele unterschiedliche Vorgehensweisen, das Element der Heimlichkeit spielt aber angesichts des großen Offensivarsenals nur noch eine untergeordnete Rolle, da sie einen eben nicht immer zwangsläufig zum Ziel führt. Auch wieder so eine missverstandene Art von spielerischer Freiheit. Übrigens: Wer für jeden sichtbar bergeweise Leichen auf den Straßen hinterlässt oder klaut, was nicht niet- und nagelfest ist, bekommt schnell hartnäckige Söldner auf den Hals gehetzt. Und die haben leider die nervige Angewohnheit, immer dann aufzutauchen, wenn es gerade furchtbar unpassend ist. Zwar könnt ihr euren „Fahndungslevel“ gegen bare Münze senken, aber wirklich gut durchdacht ist das System nicht. Denn wer sich mitten in einer Mission im Gebüsch anpirscht und plötzlich auftauchende Jäger am Hals hat, kann die entsprechende Mission meist knicken.
Wenigstens der Talentbaum gestaltet sich übersichtlich und bietet dabei zahlreiche spaßige Fertigkeiten, die zum Experimentieren einladen. Wem mit Schwert und Schild nur schwer beizukommen ist, kann dafür sehr anfällig für Angriffe von zähmbaren Wildtieren oder den Einsatz von Gift sein. Es lohnt sich also, regelmäßig seine Fertigkeitenpunkte zu investieren und gelegentlich auch ein wenig Erfahrung zu grinden. Das ist manchmal sogar zwingend notwendig, um in der Hauptgeschichte weiter voranschreiten zu können. Da schafft auch der abermals integrierte Echtgeldshop nur wenig Abhilfe. Der bietet zwar gegen bare Münze zufällige legendäre Ausrüstung, die ist aber auch immer nur so stark wie das gegenwärtige Level des Spielers. Da sich die kostbare Ausrüstung aber auch zuhauf ohne zusätzliche Investitionen im Spiel sammeln lässt und der Echtgeldshop damit nahezu komplett obsolet wird, bzw. keinerlei spielerische Vorteile gewährt, sehen wir in dem Fall auch von einer Abwertung ab. Zumal das Sammeln immer besserer Ausrüstung extrem motiviert. Schade nur, dass sich angesichts der ab einem gewissen Zeitpunkt mitskalierenden Gegner nie ein Gefühl der Überlegenheit einstellen will. Denn auch dies ist eigentlich ein wichtiger Teil der Motivation im Rahmen eines Rollenspiels. Dafür bekommt man im späteren Spielverlauf dank der neu entdeckten Kräfte von Leonidas´ Speer zahlreiche mächtige Fähigkeiten spendiert, die allesamt bequem per Tastenkombination abrufbar sind und verheerende Schäden verursachen. Dynasty Warriors lässt grüßen! Und nicht nur dort.
Zwischen zwei Fronten
Ein Söldner interessiert natürlich wenig, für welche Seite er in den Kampf zieht. So lassen sich Kassandra und Alexios nicht nur für den Peleponnesischen Bund anheuern, sondern ziehen die Waffen auch für die Athener. Beide Parteien begegnen sich dann als jeweilige Hundertschaft auf dem Schlachtfeld, auf dem auch wir uns einfinden dürfen. Zwischen zahlreichen plänkelnden Fußsoldaten lassen sich dabei auch immer wichtige, wesentlich schlagkräftigere Ziele ausmachen, die es ins Jenseits zu befördern gilt, um der gewählten Macht den Sieg zu sichern. Das Kampfgeschehen wirkt nur leider oftmals derart überladen, dass man seine hehre Mühe damit hat, sich überhaupt zum Ziel durchzukämpfen, sofern man es denn überhaupt ohne Umwege ausmachen kann.
Die Belohnungen können sich allerdings durchaus sehen lassen, weshalb es ratsam ist, sich trotzdem gelegentlich in die Schlacht zu stürzen. Wirklich spürbar sind die Konsequenzen von Sieg und Niederlage aber leider auch hier nicht. Das Kräfteverhältnis am Ende des Spiels hat zwar ebenfalls Einfluss auf den letztendlichen Ausgang, aber auch dieser strotzt nur so voller Bedeutungslosigkeit, was einfach schade ist, da die Schlachten an sich eine nette Beigabe sind, die durchaus viel erzählerisches Potenzial geboten hätten, aber leider viel zu wenig in die Haupthandlung eingebunden worden sind. So bleiben die Schlachen allenfalls eine nette Nebenbeschäftigung, die sich aber schnell abnutzt.
Das Auge isst mit
Ohne Frage, Odyssey sieht einfach nur wunderschön aus und überzeugt mit toller Beleuchtung, dichten Landschaften und einer immersiven, lebendigen Atmosphäre. Und so gut wie es aussieht, klingt es auch. Die deutschen Sprecher leisten typisch Ubisoft hervorragende Arbeit und wurden bis in die Nebenrollen toll besetzt. Der Soundtrack ist passend, hochdynamisch und wenn einem im Pausenmenü eine Variation von Ezio´s Thema entgegenklingt, bekommt man sofort Gänsehaut. Wie bei Origins stechen dabei aber die Charaktere selbst ein wenig negativ hervor. Mimiken und Animationsqualität bewegen sich leider nie auf dem hohen Niveau des Drumherums und fallen im direkten Vergleich damit doch stellenweise stark ab. Trotzdem ist Odyssey natürlich ein unglaublich ansehnliches Spiel geworden und bietet abermals einen zugänglichen Fotomodus, mit dem sich die schönsten Momente gekonnt einfangen lassen. Bleibt nur die Frage, wie gut sich das Spiel angesichts dieser Grafikpracht auf den einzelnen Systemen schlägt.
Grundlegend schlagen sich bereits die Standardmodelle recht gut. Auf der PlayStation 4 sowie XBOX One sieht das Spiel ähnlich gut aus wie Origins, beide Modelle haben allerdings mit häufig auftretenden kleinen Einbrüchen der Bildrate zu kämpfen, die besonders dann deutlich spürbar werden, wenn sich vieles auf dem Bildschirm tut. Die XBOX One hat mit diesen Problemen mehr zu kämpfen als die PlayStation, die sich oftmals näher und stabiler in Nähe der jeweils angestrebten 30 Frames pro Sekunde bewegt. Die SONY – Konsole bietet zusätzlich die grundsätzlich kräftigeren Kontraste und Farben, dagegen wirkt das Bild über alle XBOX – Versionen hinweg eher blass und etwas milchig. Gut spielbar sind aber beide Fassungen. Bewegen wir uns auf der Leiter eine Stufe höher, steht der Vergleich zwischen One X und PlayStation 4 PRO an. Die bieten jeweils dank höherer Auflösung das schärfere Bild, auch Pop Up´s sind hier weniger stark vertreten. Zudem lassen sich durch die erhöhte Draw Distance mehr Details in der Entfernung ausmachen, auch die Vegetation ist geringfügig dichter. Die gelegentlichen Bildratenprobleme gibt es aber auch hier. Und grundsätzlich muss man auch mit langen Ladezeiten Vorlieb nehmen, die besonders das „Schnell“ im Wort Schnellreisen arg entwerten. Natives 4K bieten beide Konsolen jedoch nicht, sondern skalieren von dynamischen Auflösungen lediglich hoch. Ein wirklicher Unterschied ist am Ende abseits minimalster Schärfevorteile zugunsten der One X nicht auszumachen. Und HDR unterstützen sowieso sämtliche Konsolen.
Die PC – Version bietet mit ihrer unbegrenzten Framerate und nativem 4K – Support erwartungsgemäß das beste Ergebnis in Sachen Optik, zwingt aber auch stärkste Hardware unter die angepeilte 60 FPS – Marke. Dank einer Fülle verschiedener Optionen zur Feinjustierung lässt sich das Spiel aber auch angenehm spielbar an betagere Hardware anpassen. Alle getätigten Optionen lassen sich sofort im beigefügten Benchmark auf die Leistungsprobe stellen. Die vorbildliche Portierung der PC – Version ist hier wie bei Origins absolut vorbildlich ausgefallen und lässt einstige Totalschäden wie Unity in Vergessenheit geraden. Die beste Mischung aus Qualität und Leistung haben wir mit unserem Testrechner, in welchem ein Intel i7 8086K bei 6x 5 Gigahertz Taktleistung und eine Geforce GTX 1080ti im Verbund mit 32 Gigabyte Arbeitsspeicher werkeln bei 2K und maximalen Details erreicht. Hier haben wir mühelos 60 Frames erreichen können, zudem wirkt das Bild in zweifacher HD – Auflösung in meinen Augen immer noch ein gutes Stück homogener als das teils überschärfte 4K – Bild, welches die teils schwachen Texturen bisweilen sehr stark zur Geltung bringt. Dank SSD sind auf dem PC auch wesentlich kürzere Ladezeiten vorhanden. Trotz guter Zugänglichkeit mit Maus- und Tastatur muss man aber in Sachen Bedienung auch beim Rechenknecht zum Gamepad raten.
Fazit und Wertung
„Wie viel Assassin´s Creed steckt noch in Odyssey? Gut, wir stoßen hier inhaltlich auf dieselben Kernmotive, mit welchen sich die Reihe seit jeher wiederholt auseinandergesetzt hat. Und auch das Erklimmen von Gebäuden und Objekten erinnert an alte Zeiten. Doch abseits davon hat die gegenwärtige Entwicklung der Reihe kaum noch etwas mit einem Assassin´s Creed gemein. Das mag angesichts der drastisch ausgelutschten Mechaniken aller bis Origins veröffentlichten Titel nichts Schlechtes sein. Doch der forcierte Gang zu mehr Rollenspielelementen kommt zumindest dieses Jahr noch sehr holprig daher. Besonders in Hinsicht auf die Narration leidet das Spiel unter teils herben Schwächen und bietet neben innovationsarmen Charakteren und repetiven Nebenmissionen zu keinem Zeitpunkt die Möglichkeiten zur Charakterentwicklung samt Handlungsfreiheit, die ein Witcher oder Fallout: New Vegas offerieren. Auch schränken einen die vordefinierten Resistenzen der Gegner in Sachen Herangehensweise stets massiv ein. Dafür machen die Seegefechte trotz Logiklöcher bei der Offizierrekrutierung eine Menge Spaß, auch sonst spielen sich die Kämpfe angenehm dynamisch. Der wahre Star des Spiels ist die Welt selbst, die so voller Sehenswürdigkeiten steckt, dass man sich ruckzuck in ihr verlieren kann. Wenn die große Blase aber inhaltlich mit so viel Luft gefüllt ist wie diese, bleibt man trotz aller Begeisterung am Ende auch ein wenig enttäuscht zurück. Wohin das nächste Spiel führt, bleibt abzuwarten. Japan gilt ja als heißer Favorit. Wenn man die Transition zum Rollenspiel weiter vorantreiben will, sollte man dringend lernen, zwischen spielerischer Freiheit und Handlungsfreiheit zu differenzieren. Denn in der Hinsicht ist selbst die jahrealte Konkurrenz meilenweit voraus.“
Mikrotransaktionen/Pay-2-Win: Zwar verfügt Assassin´s Creed: Odyssey über einen Echtgeldshop, der gegen Bezahlung Lootboxen mit legendärer Ausrüstung anbietet, die Ausschüttung mächtiger Items ist aber grundsätzlich ohne Zuzahlung so fair und großzügig ausgefallen, dass man sich dadurch keinerlei spielerischen Vorteil erkaufen kann. Eine Abwertung nehmen wir diesbezüglich nicht vor.
PRO:
+ Riesengroße, frei erkundbare Karte, die ganz Griechenland umfasst
+ Lebendige Spielwelt, die überall etwas zu Entdecken bietet
+ Fantastische Panoramen
+ Schicke Unterwasserlandschaften
+ Wunderbare Lichtstimmungen
+ Hohe spielerische Freiheit
+ Teils spannende Hauptgeschichte
+ Exzellente Deutsche Sprecher (andere Sprachpakete lassen sich frei herunterladen)
+ Opulenter, passender Soundtrack
+ Immenser Umfang
+ Nur kurze Ausflüge in die Gegenwart
+ Umfangreicher Talentbaum
+ Grad der Spielhilfen zu Beginn frei wählbar
+ Imposant in Szene gesetzte Seeschlachten
+ Dynamisches, angenehm forderndes Kampfsystem
+ Niedrige Schwierigkeitsgrade gut ausbalanciert
+ Faire Ausschüttung qualitativ hochwertiger Beute
+ Foto – Modus
+ Zugängliche Bedienung
CONTRA:
– Wenig interessante Protagonisten…
– …die sich zudem nur minimal voneinander unterscheiden
– Story kommt nur sehr schleppend in Gang
– Stellenweise matschige Texturen
– Schwache Mimiken
– Im Kern hat das Spiel mit klassischen Assassin´s Creed – Spielen nur noch den Namen gemein
– Repetive Nebenmissionen…
– …denen oft belanglose, hanebüchene Hintergründe zugrunde liegen
– Romanzen ohne Tiefgang
– Historische Persönlichkeiten nur in begrenztem Maße präsent
– Keine Entscheidungsfreiheit im Rahmen der Missionserfüllung
– Höhere Schwierigkeitsgrade dank starker Gewichtung auf Resistenzen unausgegoren schwer
– Mit unter sehr unpassendes Auftauchen von Kopfgeldjägern
– Unübersichtliche Massenschlachten…
– …deren Auswirkungen zudem kaum spürbar sind
– Seltsam umgesetzte Rekrutierungsmechanik…
– …und noch seltsamere Offiziernamen
– Dialogentscheidungen haben kaum nennenswerte Konsequenzen…
– …auch die neun verschiedenen Enden gleichen sich im Kern viel zu sehr
– Lange Ladezeiten (Konsolen)
Die hier veröffentlichte Meinung stellt lediglich die Meinung des Autors dar und muss nicht zwangsläufig auch die von Wrestling-Point.de, M-Reviews und allen unterstehenden Mitarbeitern sein. ©2018 Wrestling-Point.de/M-Reviews