4K UHD | Blu-Ray: „Saw: Spiral“

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                                                    Getestet und verfasst von General M 

                                           Ab sofort erhältlich als 4K UHD, Blu-Ray und DVD

sawspiralSAW: Drei Buchstaben, welche das Publikum seit nunmehr achtzehn Jahren mit immer neuen grausamen Fallen in Angst und Schrecken zu versetzen – und nicht selten auch die hiesigen Jugendschutzwächter. Unter Regie von Serienveteran Darren Lynn Bousman, der mit den Teilen II bis IV drei der blutigsten Beiträge zum Franchise ablieferte und unter dessen Verantwortung die Reihe maßgeblich ins Ekelfach abdriftete, entstand nun mit Spiral eine Art Softreboot. Als Ideengeber mit an Bord ist hier niemand geringeres als Comedian Chris Rock, der dann (wo er schonmal da war) gleich noch die Hauptrolle übernahm. Ob der mittlerweile neunte Teil dem nicht enden wollenden Franchise dadurch wieder frischen Wind einhaucht, klärt unser Review.  

Der Film

Die Verfolgung eines Taschendiebes in die unterirdische Kanalisation nimmt für den Polizisten Marv kein gutes Ende: In einer Todesfalle ganz im Stile des längst verstorbenen Serienmörders John „Jigsaw“ Kramer gefangen droht dem Cop eine unschöne Begegnung mit einem heranfahrenden Zug – es sei denn, er reißt sich rechtzeitig die eigene Zunge aus dem Rachen. Marv zögert und verliert das grausame Spiel. Stunden später wird der für seine Einzelgänge bekannte Mordermittler Zeke Banks (Chris Rock, Kindsköpfe) gemeinsam mit seinem blutjungen Partner William Schenk (Max Minghella, The Handmaid´s Tale) an den Tatort gerufen. Weil von der Leiche des Cops kaum mehr übrig geblieben ist als ein paar Eimer voll Fleischbrocken, kann der verstorbene Kollege zunächst von niemandem identfiziert werden.

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Erst als Zeke eine anonym zugestellte Box enthält, in der ein maskierter Jigsaw-Nachahmer die Tat aufschlüsselt und gleichzeitig weitere Polizistenmorde ankündigt,  um die in seinen Augen korrupte Truppe auf ganz eigene Weise zu reinigen, bricht auf der Wache Panik aus. Und das nicht ganz ohne Grund, schließlich haben vor allem die alteingesseneren Beamten jede Menge Dreck am Stecken. Der Killer scheint nicht nur umfangreiches Wissen über diese Vergehen zu besitzen, sondern ist den Ermittlern bei ihren Bemühungen auch immer einen Schritt voraus. Nach und nach finden immer mehr Beamten ihr qualvolles Ende in den perversen Konstruktionen des neuen Jigsaw.

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Besonders prekär: Alle Ermorderten sind in der Vergangenheit immer wieder mit Zeke aneinandergeraten. Der ohnehin schon privat arg gebeutelte Cop findet sich plötzlich unter den Tatverdächtigen wieder und auch dessen entfremdeter Vater Marcus (Samuel L. Jackson, Glass) – seines Zeichens früher selbst ein hohes Tier bei der Polizei – gerät ins Visier der Polizei. Als sich der Killer auch noch William schnappt, brennen bei Zeke die letzten Sicherungen durch. Aber ist der wirklich nur ein weitere Marionette im kranken Spiel von Jigsaw, oder steckt hinter der ganzen Sache doch mehr, als die erste Betrachtung erahnen lässt? 

Die Rezension

Wenn Hollywood heute ein großes Finale ankündigt, kann man das längst nicht mehr ernstnehmen. Nach dem letzten Kapitel erfolgt meistens erst die Auferstehung, dann ein neuerliches Finale und ein Jahr darauf wird rebootet und die nächste Generation darf sich daran machen, das Werk fortzusetzen und weiter kräftig Kohle in das ideentechnisch längst komplett verwahrloste amerikanische Filmgeschäft zu spülen. SAW ist dafür ein klassischer Kandidat. Was nämlich einst als kleines Projekt der beiden Filmstudenten James Wan und Leigh Whannell begann, entpuppte sich rasch zu einer wahren Gelddruckmaschine. Billig in der Herstellung und schnell abgedreht, sollte Jigsaw seine Zuschauer fortan jedes Jahr zu Halloween mit immer ausgefalleneren Todesfallen heimsuchen. Was primär als psychologischer Thriller begann, mauserte sich mit der Zeit schnell zu einem hemmungs- und oftmals auch sinnlosen Gemetzel, durch den eine ganze Welle an Torture-Filmen losgetreten wurde. Eine Zeitlang fand das auch ein dankbares Publikum.

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Für die deutschen Sittenschützer muss das eine arbeitsreiche Zeit gewesen sein. Gewaltverherrlichung als Fließbandware, die monatlich herausgegebenen Listen aktueller Indizierungen und teilweise sogar Beschlagnahmungen platzten fast aus allen Nähten und die Kollegen von Schnittberichte.com musste angesichts der vielen teilweise stark zensierten Fassungen wahrscheinlich genauso viele Überstunden schieben wie die konservativen Moralwächter, um die ganzen Zensurmassaker zu dokumentieren. So sind von der ursprünglichen Heptalogie über die Hälfte der Beitrage nur teils stark zensiert im Heimkino erhältlich, von den teilweise noch unansehnlicheren Schnitttorsos für die Fernsehausstrahlungen wollen wir dabei erst gar nicht reden. Wer sich einen genaueren Überblick über die Zensurgeschichte der Reihe machen will, sei an die bereits erwähnten Kollegen verwiesen, die alle relevanten Informationen erst kürzlich in einem umfangreichen Special zusammengetragen haben. Spiral existiert glücklicherweise nur in einer Fassung und ist als solche auch komplett unzensiert mit der Freigabe ab achtzehn Jahren bei deutschen Anbietern erhältlich. 

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Wie dem auch sei, früher oder später findet alles mal ein Ende. Im Fall von SAW war es das stetig nachlassende Publikumsinteresse, welches die Macher dazu zwang, die Geschichte um John Kramer und seine Jünger bereits mit dem siebten Teil zu einem vorläufigen Abschluss zu bringen – nur um dann ein paar Jahre darauf mit Jigsaw gleich das nächste Kapitel aufzuschlagen (was eindrucksvoll bestätigt, was ich bereits in der Einleitung geschrieben habe). Danach wurde es um die Reihe dann erstmal still. Die Sehgewohnheiten hatten sich hin zu mehr Suspense und weniger expliziter Gewalt gewandelt, für das Franchise schien in dieser neuen Zeit kein Platz mehr zu sein. Als Chris Rock, seines Zeichens großer Fan der Reihe, einige Ideen an das Studio pitchte, nahmen die das zum Anlass, dem Dukatenscheißer von einst eine neue Chance zu geben. Das Softreboot sollte für Einsteiger problemlos zugänglich sein, wieder näher an den Wurzeln des Originals agieren und sich nicht mehr ausschließlich um die Fallen drehen. 

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Ein Vorhaben, welches Saw: Spiral weitestgehend gelungen ist. Auch wer bisher noch keinen Eintrag aus der Reihe geschaut hat, kommt leicht in die Handlung rein. Da die agierenden Figuren keinerlei Vorgeschichte mit den vorherigen Filmen verbindet, muss man sich um Schwierigkeiten bei der Zugänglichkeit ebenfalls keine Sorgen machen. ABER: Ein guter Film ist deswegen trotzdem nicht entstanden. Neue Ideen liefert der neunte Teil nämlich nicht. Der Versatz aus Copthriller mit Horrorelementen fühlt sich nie richtig frisch an, interessante Elemente wie die schwierige Beziehung zwischen Zeke und seinem Vater lässt das Skript fast komplett außen vor. Tatsächlich ist die Handlung sogar ziemlich vorhersehbar. Bis der Zuschauer das Mastermind hinter den Morden als solches entlarvt, dauert es nicht lange. Die Fallen sind gewohnt effektiv, für Kenner der Reihe aber längst kalter Kaffee. Das offene und extrem übereilte Ende impliziert die Möglichkeit weiterer Sequels, selbst eine TV-Serie war geplant. Ob das dank durchwachsener Kritiken noch realisiert wird, bleibt abzuwarten. Sein muss das in meinen Augen aber nun wirklich nicht. 

UHD und Blu-Ray: Das Bild

Auf technischer Ebene ist Saw: Spiral wesentlich interessanter als auf dessen inhaltlicher. Gedreht wurde ausschließlich digital, zum Einsatz kam ausschließlich die Sony CineAlta Venice, die mit maximal 6K am Output anlegt. In der Postproduktion entstand darauf basierend ein 4K Digital Intermediate, welches uns nun auch im Heimkino seine Aufwartung macht. Die Blu-Ray muss sich hier natürlich mit einem happigen Downscale auf 1080p zufriedenstellen, was aber insgesamt nicht in einem zu schlechten Ergebnis resultiert. Schon hier zeigt sich ein blitzsauberes Bild, was im Falle der Blu-Ray aber nicht immer gut ist: Besonders Nahaufnahmen der Darsteller produzieren gelegentlich überraschend softe Momente. Ich möchte nicht völlig ausschließen, das man hier nochmal speziell für die Blu-Ray nachgefiltert hat. Warum das so ist, will ich gleich gerne im Detail erläutern.

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Zunächst aber zu Farben und Kontrasten. Was hier bereits auffällt ist, dass sich Saw: Spiral komplett von der bewusst kränklich-grünen Farbgebung seiner Vorgänger verabschiedet und das Franchise mit intensiv-warmen erdigen Paletten zumindest visuell in eine komplett neue Richtung führt. Mit Natürlichkeit hat das natürlich nichts mehr zu tun, passt aber in das sommerlich warme Setting des Films und wirkt stellenweise wie ein Fiebertraum. Über die Blu-Ray wird das bereits sehr gut wiedergegeben, obwohl die Scheibe gelegentlich etwas unschön ins Grün-Gelbe abdriftet, bzw. in manchen Szenen wie der Fingerfalle etwas zu aggressiv ins Bläuliche tendiert. Dafür sind die Kontraste, speziell die Schwarzanteile, wirklich extrem ausgeglichen. Wer also über kleinere Mankos wie diese hinwegsehen kann, ist mit der knapp über dreizehn Euro gehandelten Scheibe schon brauchbar bedient. Dass es aber durchaus noch ein ordentliches Stück besser gehen kann, zeigt die mehr als doppelt so teure 4K UHD. 

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Was die nämlich alleine durch die nativ vierfach höhere Auflösung an zusätzlichen Details bietet, resultiert in einem qualitativen Quantensprung, der alleine den Aufpreis wert ist. Dazu gibt es Support für HDR10 und einem erweiterten Farbraum nach Rec.2020. Primär beseitigt die 4K UHD nicht nur sämtliche detailarmen Szenen der Blu-Ray, sondern fügt quasi JEDER Einstellung mehr Schärfe und Details hinzu. Davon profitieren besonders die bereits angesprochenen Nahaufnahmen sämtlicher Darsteller. Selbst kleinste Schweißtröpfchen und feine Hautporen werden hier makellos herausgearbeitet. Im direkten Vergleich möchte man annehmen, ein völlig anderes Master zu sehen, so gravierend sind die Unterschiede. Hausfassaden, Straßenschilder…ganz gleich, welches Detail man auch betrachtet, die 4K UHD legt in jedem Bereich eine gewaltige Schippe obendrauf. Die ohnehin schon intensive Farbgebung der Blu-Ray wird nochmals verstärkt und neigt auch nicht mehr zu Ausfällen ins Gelblich-Grüne, außer wenn dies explizit gewollt ist. 

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Im Kontrastbereich wird nochmals satteres Schwarz geboten, was aber nicht immer vorteilhaft ist. Der Film ist stellenweise sowieso schon extrem dunkel, so dass die 4K UHD in manchen Szenen Details verliert, welche über die reguläre Blu-Ray noch sichtbar sind. Nichts, was allzu sehr ins Gewicht fällt, aber erwähnenswert ist das natürlich allemal. Insgesamt überwiegen die Vorteile der 4K UHD aber bei weitem. Wer also die Chance hat, das Format bei sich zuhause abzuspielen, hat eigentlich gar keine andere Wahl. Mit der Blu-Ray ist man an sich nicht schlecht bedient, richtig klasse sieht der Film aber eben erst in dieser Form aus. 

UHD und Blu-Ray: Der Sound

Für den deutschen Vertrieb zeigt sich einmal mehr STUDIOCANAL verantwortlich, die sich bei aktuellen Veröffentlichungen nie lumpen lassen, wenn es um die Klangkomponente geht. Egal ob Blu-Ray oder UHD, sowohl die deutsche als auch die englische Tonspur liegen im Format Dolby Atmos mit verlustfreiem TrueHD-Kern vor. Das wird schon am Anfang deutlich. Die dichtgedrängte Menge schließt einen geräuschtechnisch komplett von jeder Seite ein, während das Feuerwerk ein paar coole Sounds von der Decke entfesselt. Ein wirklich intensives Mittendringefühl zum Start, welches definitiv Lust auf mehr macht! 

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Über den weiteren Verlauf des Films gibt´s dann immer wieder ein paar nachvollziehbare Einschübe von oben, das wahre Highlight der Tonspuren liegt aber eindeutig in den heimlichen Stars des Films, nämlich den Fallen. Wenn sich die Mechaniken der Apparate in Gang setzen, die Opfer vor Angst und Schmerzen panisch schreien…dann weiß man nicht, ob man sich lieber die Augen oder die Ohren zuhalten soll. Die Bässe könnten insgesamt etwas kräftiger ein. gar nichts auszusetzen gibt es dafür an der Dialogverständlichkeit. Mit einem klitzekleinen Manko kommt also auch der Ton nicht davon, alles in allem liefert das Label aber trotzdem eine verdammt gute Abmischung, die aus den gegebenen Möglichkeiten fast immer das bestmögliche Ergebnis herauskitzelt. 

Die Extras

Obwohl wir für eine Filmbesprechung bereits eine beachtliche Rezensionslänge erreicht haben, wollten wir trotzdem nicht vergessen, auch einen Blick auf das Bonusmaterial zu riskieren, welches tatsächlich sehr umfangreich ausgefallen ist. So werden einem gleich ganze zwei Audiokommentare angeboten, in denen wahlweise Regisseur Bousman, Co-Autor Josh Stolberg und der langjährige Serienkomponist Charlie Clouser ODER die Produzenten Mark Burg und Oren Koules zahlreiche Einblicke in die Herstellung des Films liefern und dabei süffisant über zahlreiche Aspekte angefangen von der Rückkehr zum Franchise bis zum Casting und vielem mehr sinnieren. Hörenswert ist das definitiv!

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In dem mit einer Stunde Laufzeit sehr umfangreichen, auf fünf Featurettes aufgeteilten Making Of werden diese Stories dann auch nochmal in visualisierter Form erweitert. Interviews mit Cast und Crew sowie intime Einblicke in die hintersten Kulissen der Produktion lassen absolut keine Fragen offen. Danach erklärt uns Darren Lynn Bousman im Detail, wie die Fallen für den Film gebaut worden sind, wo man bei praktischen Tricks gelegentlich etwas am Computer nachhelfen musste und sogar, wo man sich in Hinblick auf die bei Gewalt sonst eher liberal agierende MPAA beugen musste. Den Abschluss bietet neben einer Trailerschau noch ein knapp sechsminütiges Featurette, welches die zahlreichen teils sehr skurillen Marketingideen der Reihe näher beleuchtet. Also ein rundum gelungenes Bonuspaket für Fans und solche, die es noch werden wollen! 

Fazit

profilbildapril„Ihr merkt: Der Junge hat lange Zeit keinen Film mehr unter sein Testnäschen gelegt bekommen. Wo so vieles über die letzten Jahre ohne Umwege auf Streamingdienste ausgelagert wurde, warum noch groß Rezensionen zu den dadurch fast nutzlosen physischen Fassungen schreiben? Mit Saw: Spiral, dem mittlerweile neunten Beitrag zur langlebigen Blutorgie, will man das Franchise wieder näher zu seinen Wurzeln führen und statt Dauerfolter wieder mehr auf Spannung setzen. Der teilweise prominente Cast spielt zwar gut, kann aber auch nur bedingt innerhalb des schwachen, überwiegend ideenlosen Skripts glänzen. Spiral will viel, schafft aber nur wenig und eignet sich daher weder für Einsteiger, noch für langjährige Fans wirklich gut. Die stellenweise etwas schwache Blu-Ray wird von der um Welten besseren 4K UHD bei der Bildqualität massiv überragt, Ton und Ausstattung sind dagegen bei beiden Releases absolut vorbildlich. Mehr vom Film bzw. dem Franchise brauche ich persönlich aber nicht.“

                                                Quelle Bildmaterial: ©STUDIOCANAL GmbH. All rights reserved.

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