4K UHD | Blu-Ray: „Red Sonja“

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81wmzZNqVOL. SL1500 Für viele Cineasten gelten die Achtziger als Hochzeit in Sachen Testosteronkino. Kompromisslos, kurzweilig und selbst dem größten Videothekentrash konnte man noch irgendeinen Unterhaltungswert zusprechen. In diese Epoche fielen auch zahlreiche Produktionen über muskelbepackte Recken, die in mittelalterlichen Szenarien mit Schwert und Schild ganze Kriegerhorden effektvoll abmetzelten. Mit der Comicverfilmung Red Sonja von 1985 erhofften sich die Macher, im Fahrwasser von Conan der Barbar mitschwimmen zu können. Leider fiel der Film bei Fans und Kritikern komplett durch. Trotzdem bringt Studiocanal den Film fast vier Jahrzehnte später erstmals komplett remastered neu auf Blu-Ray und 4K UHD heraus. 

Der Film

Zu einer anderen Zeit, in einer anderen Welt: Die machthungrige Königin Gedren überfällt mit ihren Männern einen abgelegenen Tempel und gelangt nach viel Blutvergießen in Besitz eines mächtigen Talismans. Mithilfe von dessen unkontrollierbaren Kräften will sich die Tyrannin auch alle anderen Königreiche untertan machen. Nur der Priesterin Varna gelingt die Flucht. Schwer verletzt und dem Tode nahe gerät sie an den Krieger Kalidor (Arnold Schwarzenegger, Terminator: Dark Fate), der dem Wunsch der Sterbenden nachkommt und sich eilig auf die Suche nach ihrer Schwester Red Sonja (Brigitte Nielsen, Beverly Hills Cop II) macht. Die rothaarige Amazone hat sich einst Gedren widersetzt und musste dafür mitansehen, wie ein Großteil ihrer Familie brutal hingerichtet wurde, ehe sich die fleischeslüsternden Soldaten über sie hermachten. 

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Seitdem auf Rache an ihren Peinigern sinnend, hat sich Red Sonja zur kampfgestählten Kriegerin gemausert und gilt am Schwert als unübertroffen. Gerade rechtzeitig gelingt es Kalidor, die Schwestern wieder zu vereinen. Bevor Vorna stirbt, nimmt sie Red Sonja den Schwur ab, Gedren aufzuhalten und das Artefakt zu zerstören. Das seinerzeit erlittene Trauma hat jedoch eine große Abneigung gegen Männer hervorgerufen, weshalb sie sich zunächst ohne Kalidor auf die Reise in das entfernte Schloss Gedrens aufmacht. Auf ihrer Reise begegnet sie dem kindlichen Prinzen Tarn und dessen letzten verbliebenem Diener, deren Reich bereits durch die stetig anwachsende Macht des Artefakts in Schutt und Asche gelegt wurde. Und auch ein Wiedersehen mit Kalidor ist nicht weit entfernt. Gemeinsam wagt sich die ungleiche Gruppe ins Herz der Finsternis…

Die Rezension

1982 gelang Regisseur John Milius mit Conan der Barbar ein absoluter Überraschungserfolg, der seitdem oft kopiert, aber nie erreicht wurde. Zwei Jahre später folgte mit Conan der Zerstörer ein laues Sequel, welches bereits nicht mehr an Qualität und Erfolg des Vorgängers heranreichen konnte. Weil diese Filme aber relativ preiswert zu produzieren waren und sich um das Genre schnell ein loyaler Kreis an Zuschauer scharrte, wurde bis Ende der Achtziger fleißig Nachschub produziert. Red Sonja hatte dabei den Vorteil, im selben Universum zu spielen wie Conan. Und mit der Beteiligung von Schwarzenegger selbst – wenngleich aus Lizenzgründen in einer anderen, aber zweifelsohne sehr ähnlichen Rolle – sowie der Filmmusik von Ennio Morricone und der versierten Regie von Richard Fleischer erhoffte man sich definitiv einen ordentlichen Erfolg an den Kinokassen. 

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Große Namen sind aber eben nicht alles, um einen Film kassentauglich zu gestalten. Schnell wurde klar, dass sich Red Sonja als handfeste Mogelpackung entpuppte. Der groß auf den Plakaten beworbene Schwarzenegger glänzt über den halben Film durch Abwesenheit und hat auch sonst wenig zum Geschehen beizutragen als sich überwiegend wortkarg durch die immerhin hübschen Landschaftsaufnahmen zu schnetzeln und gelegentlich ein paar schwere Objekte anzuheben. Brigitte Nielsen, die sich ohne große Vorbereitung in ihrer allerersten Rolle als Darstellerin wiederfand, agiert so hölzern und ungeschickt, dass es schon fast wehtut und auch Sandahl Bergman kann ihrer Rolle als Oberschurkin kaum gerecht werden. Die schwache, episodenhafte und oftmals unfreiwillig komische Handlung taten ihr übriges dazu, um Red Sonja zum Flop avancieren zu lassen. Selbst Schwarzenegger spricht über den Film bis heute als schlechteste Produktion, an der er je mitgewirkt hat. 

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Trotzdem hat sich um den Film mit der Zeit eine loyale Gemeinde gescharrt. Die weitläufigen Panoramen (gedreht wurde übrigens in Italien), die exzellente Ausstattung bei Kostümen und Kulissen – besonders die Matte Paintings und Miniaturen sind hier positiv zu erwähnen – verleihen dem Streifen einen gewissen Charme. Allerdings ist klar, dass die Schwächen bei weitem überwiegen. Anders als der kompromisslose Conan der Barbar lässt sich Red Sonja eher als leichtes Abenteuer mit komödiantischen Elementen zuordnen. Der musikalische Beitrag von Ennio Morricone gilt in meinen Augen als eine der am wenigsten Eindruck hinterlassende Score in der langen Historie des Meisters und klingt über weite Strecken eher nach Western, weniger nach Barbarenfilm. An den phänomenalen Score von Basil Poledouris der Conan-Filme gelangt die Musik nicht einmal ansatzweise heran. Nach knapp neunzig Minuten ist der Film dann auch schon vorbei. Gute Erinnerungen sind leider nicht geblieben. 

UHD und Blu-Ray: Das Bild

Für die Neuveröffentlichung wurde Red Sonja in den USA neu in 4K vom originalen 35mm-Analogmaterial abgetastet und anschließend Frame für Frame bei Hiventy Laboratory in Frankreich überarbeitet. Wer die älteren Veröffentlichungen auf DVD und Blu-Ray gesehen hat ahnt, was für ein Aufwand das gewesen ist. Verschmutzungen, Beschädigungen…hier gab es wirklich tonnenweise Fehler zu beheben. Aber das Team, welches zuvor auch schon die Neubearbeitung der Rambo-Trilogie übernommen hat, hat alles in allem vorzügliche Arbeit abgeliefert und so maßgeblich dazu beigetragen, dass der Film nun schöner aussieht als je zuvor. Bereits die neue Blu-Ray bringt eine Menge des originalen Kinofeelings zurück. Ohne den Einsatz von Weichzeichnern bringt das neue Master Unmengen an Details zurück, die bei bisherigen Veröffentlichungen von Kinowelt komplett getilgt worden sind. Egal ob Nahaufnamen der Charaktere, Kleidung oder die tollen Landschaftsaufnahmen, die neue Blu-Ray wischt mit der Erstveröffentlichung in jede Szene hemmungslos den Boden auf.

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Körnung ist omnipräsent und ein tolles Showcase für die analoge Herstellung. Zum Alter des Films ist das definitiv passender als der ehemals totgefilterte glatte Look der Erstauflagen und daher für Puristen die einzig akzeptable Wahl. Farblich legt der Film in dieser Form ebenfalls dramatisch zu: Wo die bisherige Blu-Ray überwiegend ausgewaschene Farben lieferte und daher sehr blass rüberkam, bestichte die Neuauflage mit erdig-warmen Paletten. Das resultiert in wesentlich gesünderen Hauttönen und öffnet Raum für zahlreiche Highlights, gut zu sehen an der Kleidung der Tempelpriesterinnen zu Beginn des Films, aber beispielsweise auch zur Mitte des Films, wenn sich die Gruppe im Wald versammelt. Gemessen an Alter und Herstellung gefällt mir das im Ergebnis richtig, richtig gut. Der allgegenwärtige Grünstich ist ein typisches Merkmal jener Zeit und als solcher nicht zu beanstanden, zumal er das Geschehen nie so sehr dominiert, dass es negativen Einfluss auf die restliche Farbgebung hätte. Bei den Kontrasten überzeugt die Blu-Ray ebenfalls, lediglich bei Nacht im Wald können einzelne Details versumpfen, weil dann auch die Körnung sehr aggressiv zu Werke geht. Aber selbst das muss man im Kontext zur Herstellung bewerten. 

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Die UHD löst in nativem 4K auf, bietet Support für HDR10 und kommt zusätzlich mit erweitertem Farbraum nach Rec.2020 in die Läden. Im Vergleich zur bereits sehr guten Blu-Ray legt die UHD allenfalls in den Nuancen nochmalig zu. Die viel feiner aufgelöste Körnung sorgt für ein insgesamt ruhigeres, homogeneres Erlebnis, was der Durchzeichnung in dunkleren Szenen sehr zugute kommt. Sämtliche Farben und Kontraste werden nochmals intensiviert, ohne es dabei zu sehr zu übertreiben. Der Grünstich wird dabei um ein gutes Stück zurückgefahren, ohne gänzlich zu verschwinden. Und auch das ein oder andere Detail wird noch etwas besser wiedergegeben. Gerade die opulenten Kostüme, vom Priestergewand bis zu Söldnerrüstungen oder dem reich geschmückten Wams von Kalidor bis zum sexy Outfit der Königin kommen hier nochmals besser zur Geltung. Lediglich eine Sache ist mir bei Blu-Ray und 4K UHD gleichermaßen unschön aufgefallen: In der Szene, wo Ikol im Tempel den Worten der Königin lauscht, ist im oberen rechten Rand deutlich eine übersehene Faser oder etwas in der Art zu sehen. Nach etwa zehn Sekunden blendet die Szene über, dann ist davon nichts mehr zu sehen. Aber das ist Meckern auf hohem Niveau. 

UHD und Blu-Ray: Der Ton

Bei allem Aufwand, den Studiocanal als verantwortliches Label in die gelungene Aufbereitung des Negativs gesteckt hat, war offenbar kein Geld für eine Neuabmischung der deutschen Tonspur vorhanden. Die präsentiert sich hier nämlich nur in ihrer Originalform im schnöden Monoformat, während die englische und französische Spur immerhin im verlustfreien Masterformat vorliegen. Im direkten Vergleich klingt es im Deutschen überwiegend dumpf und arm an Dynamik. Das Schwertgeschepper in der Eröffnungsszene hat stellenweise sogar richtig weh in den Ohren getan.

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Hier kann sich einfach nichts richtig entfalten, egal ob Soundtrack, Stimmen oder Effekte, die vierzig Lenze hört man der extrem dünnen deutschen Fassung leider von Anfang bis Ende an. Allzu viel wird im Film sowieso nicht gesprochen, deshalb empfehle ich einen Wechsel zur englischen Spur. Die punktet mit guter Räumlichkeit, liefert im krachenden Finale solide Bässe und bringt vor allem den Score weitaus besser zur Geltung. 

Die Extras

Das relativ überschaubare Bonusmaterial findet sich gleichermaßen an Bord der UHD und Blu-Ray wieder, ein lästiger Scheibenwechsel entfällt also. Dem vom legendären Plakatkünstler Renato Casaro – der übrigens damals schon das Originalposter zum Film erschaffen hat – für die Neuauflage nochmals neu gestalteten Artwork wird hier samt Künstler ausgiebig Respekt gezollt, was ich persönlich extrem gut finde, weil es daran erinnert, wie viel toller Kinoplakate früher noch gewesen sind.

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Es folgt ein Featurette zu Arnold Schwarzenegger und dessen illustrer Karriere unter dem Banner sämtlicher Filme, die über die Jahre unter Lizenz von Studiocanal gefallen sind, außerdem noch ein Making Of zum Film. Abgeschlossen wird mit dem Originaltrailer. Das ist alles zusammengenommen nicht viel und setzt sich mit Ausnahme der Casaro-Features ausschließlich aus bereits bekanntem Material zusammen, aber immerhin ist dieses überhaupt vorhanden. Wenn ich an so manches Release denke, wo das Bonusmaterial für den hiesigen Markt auf nur wenige Extras zusammengekürzt wurde, kann man sich hier nicht beschweren. 

Fazit

profilbildapril„Grundsätzlich ist es ja immer eine tolle Idee, alte Filme neu aufzubereiten und diese damit nicht nur für eine zukünftige Generation zu konservieren, sondern auch alten Fans ein oft dringend nötiges Upgrade in Sachen Qualität zu liefern. Im Falle von Red Sonja hat sich der Aufwand mehr als gelohnt! Der neue, aufwendig remasterte Transfer wischt mit allen bisherigen Releases komplett den Boden auf und bietet in nahezu allen Belangen massive Verbesserungen. Schade, dass der deutsche Ton dabei wieder nur in uraltem Monoformat vorhanden sind – die englische und französische Masterspur zeigen doch, wie´s richtig gemacht wird! Die Extras setzen sich mit einer Ausnahme überwiegend aus bekanntem Material zusammen. Inhaltlich mag man über Red Sonja streiten können. Aber Fans dürfen sich definitiv freuen!“ 

Entsprechende Rezensionsmuster sind uns freundlicherweise vorab von Studiocanal zur Verfügung gestellt worden. 
                                      Quelle Bildmaterial: „©2022 STUDIOCANAL GmbH. All rights reserved.“ 

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