4K UHD | Blu-Ray: „Morbius“

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71O2fiWFtGL. SL1427 Mit Spider-Man: Far from Home gelang Sony zuletzt ein absoluter Sensationshit, zum Jahresende soll der Film als Extended Cut erneut die Kinos unsicher machen. Deutlich weniger Glück bei Zuschauern und Kritikern hatte dagegen Morbius. Der ebenfalls im Spinnen-Universum angesiedelte Film um einen talentierten Wissenschaftler, der sich nach einem gescheiterten Selbstversuch in eine Mensch-Vampir-Mischung verwandelt, fiel beim Publikum gnadenlos durch. Seit kurzer Zeit darf der Blutsauger auch das Heimkino unsicher machen. Wir sind der Frage nachgegangen, warum der Film so verhasst ist. Die Antworten ließen nicht lange auf sich warten…

Der Film

Mit zehn Jahren tollt man normalerweise mit Freunden draußen herum, spielt Fußball und rennt um die Wette (zumindest war das zu meiner Zeit so). Nicht aber Michael Morbius, dem in jungen Jahren eine verheerende Blutkrankheit diagnostiziert wird und der seine gesamte Kindheit hinter Krankenhausmauern zubringen muss. Die Zukunftsaussichten für den klugen Jungen sind alles andere als rosig: Ein Heilmittel existiert nicht, die rasante Degeneration des Körpers resultiert in einem frühen, schmerzvollen Tod. Ein Schicksal, dem auch Michaels bester Freund Milo entgegenblickt. Gewillt, eine andere Zukunft für sich und Milo zu schaffen, stürzt sich Michael (Jared Leto, Suicide Squad) in seine Studien und mausert sich über die Jahre zu einem der bedeutensten Experten auf dem Gebiet der Hämatologie.

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Mit seiner Erfindung – einem künstlichen, omnikompatiblen Blutersatz – rettet er viele Leben und soll sogar den Nobelpreis erhalten, nur das Heilmittel für die eigene Krankheit ist dem körperlich mittlerweile schwer gezeichneten Forscher noch immer nicht geglückt. Erst als Michael mit dem Blut von Vampirfledermäusen zu experimentieren beginnt, wittert er den lange erhofften Durchbruch. Mit der finanziellen Unterstützung des zum Millionär avancierten Milo (Matt Smith, Dr. Who) und seiner nicht minder talentierten Kollegin Dr. Martine Bancroft (Adria Arjona, How to Party with Mom) wagt Michael in Internationalen Gewässern einen illegalen Selbstversuch mit dem scheinbar stabilen Heilmittel – mit verheerenden Konsequenzen.

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Zwar drängt die DNA der Vampirfledermäuse die Krankheit tatsächlich zurück, verwandelt Morbius dafür aber in einen menschlichen Blutsauger mit übernatürlichen Kräften! Nachdem der Wiedergeborene im Blutrausch eine ganze Söldergruppe dezimiert hat und dadurch die FBI-Agenten Rodriguez und Stroud (Tyrese Gibson, Fast and Furios 8) auf sich aufmerksam gemacht hat, taucht Michael in New York unter und versucht, mit seinem unstillbaren Durst sowie seinen neuen Fähigkeiten zurechtzukommen. Milo, der sich das Serum trotz eindringlicher Warnungen selbst injiziert hat und nun ebenfalls als Vampir durch die Straßen zieht, sieht die Konsequenzen seines neuen Daseins dagegen als sehr viel weniger problematisch an und produziert blutleere Leichen am Fließband. Ein Showdown der Blutsauger ist unvermeidbar…

Die Rezension

Nach seinem ersten Comicauftritt im Jahr 1971 mauserte sich die Figur des Michael Morbius schnell zu den beliebtesten Gegnern von Spider-Man. Dass sich tragische Hintergrundgeschichte des brillanten Wissenschaftlers und dessen ewiger innerer Konflikt perfekt für einen abendfüllenden Spielfilm eignen würde, war den Verantwortlichen bei Sony schon seit längerem klar. Erste Pläne dafür entstanden bereits 2017, ein Jahr später nahm das Projekt langsam konkrete Formen an. Matt Sazama und Burk Sharpless, die mit dem Skript zum ebenfalls geschassten Dracula Untold bereits einen Ausflug in das Genre tätigen konnten, wurden für das Drehbuch verpflichtet, im Regiestuhl nahm Daniél Espinosa Platz. Der Schwede mit chilenischen Wurzeln bewies bereits Life ein gutes Gespür für düstere Stoffe und wurde von Hauptdarsteller Jared Leto quasi handverlesen. Mit einem eher schmalen Budget von geschätzt achtzig Millionen Dollar konnten die Dreharbeiten endlich beginnen.

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Entstanden ist dann tatsächlich einer der bisher schwächsten Einträge in der mittlerweile kaum mehr überschaubaren Kosmos der Super-, bzw. Antiheldenfilme auf Basis der Marvel-Comics. Gründe dafür gibt es viele. Es beginnt beim schwachen Drehbuch, welches sich zu keinem Zeitpunkt auch nur ansatzweise um frische Impulse bemüht, sondern die altbekannte Geschichte vom tragischen Wissenschaftler erzählt, der sich früher oder später seinem besten Freund entgegenstellen muss. Und irgendwo dazwischen gibt´s auch noch eine kleine Liebesgeschichte. Was als Comic immer wieder funktioniert, weiß in Filmform längst nicht mehr zu überraschen – besonders, wenn es wie in diesem Fall voller Logiklöcher ist. Morbius ist inhaltlich vorhersehbarer als ein billiges Fertiggericht und schmeckt über den Verlauf seiner knapp neunzig Minuten Laufzeit auch so. Die Darsteller mühen sich nach Kräften, das Beste aus dem dünnen Skript herauszuholen, bleiben aber mit Ausnahme von Matt Smith, der seine Rolle zumindest mit etwas Spaß ausfüllt, mindestens so blass wie die Hautfarbe der Titelfigur. 

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Eklatante Schwächen, die man auch mit einer ganzen Wagenladung computergenerierter Effekte nicht kaschieren kann, zumal diese qualitativ weit hinter den hochpreisigeren Verfilmungen inner- und außerhalb des MCU zurückliegen. Wenn Sony nicht so erpicht auf eine massen- und kassentaugliche Altersfreigabe gewesen wäre, hätte man aus Morbius zumindest einen kurzweiligen Slasher mit einigen blutigen Schauwerten machen können. Was bei Venom dank augenzwinkerndem Humor noch funktioniert hat, geht hier mangels entsprechender Lockerheit aber komplett schief. Dabei haben Deadpool und Logan bewiesen, dass gerade der Mut zur Härte erfolgreich sein kann. Selbst in einer Zeit, in der Kinogänger mehr oder weniger alles fressen, was man ihnen vorsetzt, kamen all diese Fehlentscheidungen nicht sonderlich gut an. Zeitweise hat sich der Film sogar zu einem Internetmeme entwickelt und gilt trotz aller Versuche seitens Sony, darauf irgendwie aufzubauen, als Flop. Und – das muss man leider abschließend sagen – absolut mit Recht. 

UHD und Blu-Ray: Das Bild

Morbius wurde komplett digital gedreht, zum Einsatz kamen die ARRI Alexa 65 und eine Millennium DXL2 aus dem Hause Panavision mit einer Maximalauflösung von satten 8K. Darauf basierend entstand in der Postproduktion ein 4K Digital Intermediate, welches nun auch als Basis der hochauflösenden Heimkinoveröffentlichungen fungiert. Leider gelingt es den fertigen Produkten nicht, der hohen Erwartungshaltung vollkommen gerecht zu werden. So löst die Blu-Ray in Nahaufnahmen zwar exzellent auf, wird aber in nahezu allen anderen Einstellungen immer wieder von Unstetigkeiten geplagt. So werden manche Szenen blitzsauber dargestellt, andere dagegen von einem plötzlich auftretenden Rauschen begleitet. Nicht gravierend im Ergebnis, aber doch auffällig.

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Generell bricht die Blu-Ray immer dann ein, wenn wenige bzw. keine zusätzlichen Lichtquellen mit im Spiel sind. Morbius ist ein düsterer Film und als solcher eine undankbare Herausforderung für das Format. Hier haben wir es mit einem Fall zu tun, wo sich das Medium dieser nicht gewachsen zeigt: In Szenen wie der Höhle ganz zu Beginn oder dem Besuch von Milo in der Bar versumpfen so viele Details im Schwarz, dass man kaum noch etwas erkennen kann. Hellere Szenen können dagegen auch mal unschön überstrahlen. Die überwiegend kühle Farbgebung passt gut zum Setting des Films, knallige Highlights darf man dafür natürlich nicht erwarten. All das resultiert in einer eher enttäuschenden Blu-Ray. Die Frage lautet nun also: Kann die UHD das alles besser?

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Jein. Denn obwohl es hier auf dem Papier zuallererst mit einer Scheibe in nativem 4K zu tun haben, die neben einem erweiterten Farbraum nach Rec.2020 sowie Support für Dolby Vision und HDR10 eigentlich alles nötige für ein überlegenes Release mitbringt, wird es über die UHD insgesamt nur wenig besser. Die nochmals dunkler gemasterte Scheibe beseitigt zwar die meisten Unruhen der Blu-Ray und lässt das weiterhin vorhandene Rauschen feiner rüberkommen, leidet aber genauso sehr unter schwacher Durchzeichnung in Szenen ohne zusätzliche Ausleuchtung. Ein großer Zugewinn in Sachen Detailwiedergabe wird trotz vierfach höherer Auflösung nur selten erreicht und kommt überwiegend Nahaufnahmen zugute. Dazu gibt´s allgemein kräftigere Farben und Kontraste. So oder so: Am Ende überragt die UHD ihre kleine Schwester nur marginal und schneidet damit beim Bild ebenso enttäuschend ab. 

UHD und Blu-Ray: Der Ton

Morbius beißt im Heimkino im verlustfreien Format DTS-HD MA 5.1 für die deutsche Tonspur zu, die UHD bietet zudem noch Dolby Atmos für die Originalfassung. Was die hiesige Fassung auf der regulären Ebene abliefert, ist bereits fantastisch! Schon im Opener produziert die Masterspur referenzverdächtige Sounds. Die Naturkulisse im Dschungel kombiniert mit dem anfliegenden Helikopter überzeugt mit bombastischer Dynamik. Wenn dann wenige Minuten später tausende Vampirfledermäuse erwachen und ihre Flug aus der Höhle antreten, ist das einfach nur ein immersives, fast einschüchterndes Fest für die Gehörgänge.

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Danach geht es erstmal wieder etwas ruhiger zur Sache. Erst mit der Verwandlung von Morbius zieht das Geschehen wieder spektakulär an. Fette Bässe, geniale Sounds…fantastisch! Getoppt wird das Ganze nur noch von den Szenen, in denen der Vampir sein übermenschliches Gehör zum Einsatz bringt. Wer spätestens dann noch nicht ehrführchtig im Sessel zusammengezuckt ist, ist höchstwahrscheinlich tot. Dazu liefert die deutsche Tonspur durchgehend perfekt verständliche Dialoge im Center, der Soundtrack geht unaufdringlich verteilt über sämtliche Boxen mit. 

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Noch besser wird es nur in Form der englischen Originalfassung als Tonspur in Dolby Atmos. Auf der regulären Ebene performt die ähnlich gut, legt aber viele der gerade angesprochenen Effekte räumlich nach oben und verstärkt damit die Immersion um ein Vielfaches – dies natürlich nur dann, wenn es sich positionsbedingt auch anbietet. Dadurch entsteht nochmal eine ganz andere Wahrnehmung dieser perfekten Klangkulisse. Der zusätzliche Mehrwert ist groß, zumindest für Besitzer eines entsprechenden Heimkinosystems. Umso ärgerlicher, dass Sony die Tonspur nicht auf für deutschsprachige Konsumenten entsprechend gemastert hat. So oder so, was Morbius im Klangbereich abliefert, dürfte für die nächste Zeit als Maßstab aller Dinge gelten.

Die Extras

Eher mittelmäßig und überschaubar ist dafür wieder das Angebot an Bonusmaterial ausgefallen. Ich bin grundsätzlich kein Fan dieser selbstbeweihräuchernden Featurettes, in denen Cast und Crew sich gegenseitig mit Lobeshymnen überziehen. Ein solches bleibt einem hier in Bezug auf den Daniél Espinosa allerdings nicht erspart. Ernsthaft: Es wäre doch viel unterhaltsamer, wenn mal jemand sagen würde: „Der Regisseur hüpft regelmäßig nackt am Set herum und beschmiert die Trailer mit Fäkalien!“ So als Beispiel. Dazu gibt´s noch eine Handvoll Outtakes und Blicke hinter die Kulissen der zweiten Regieeinheit, Stunts und Tricks. Abgerundet wird das relativ umfangsarme und schnell abgefrühstückte Material durch ein bisschen Hintergrundwissen zu den Charakteren. 

Fazit

profilbildapril„Da hat man schon einen richtig coolen Antihelden mit tragischer Backstory im Repertoire und produziert dann darauf basierend so eine filmische Gurke. Uff. Nach so vielen Verschiebungen präsentiert sich Morbius als gleichermaßen blut- wie ideenarmes Fließbandwerk mit schlechtem Skript und überwiegend lustlosen Darstellern, welches (zum Glück) schnell wieder vergessen ist. Schade um das Potenzial, dass Blu-Ray und UHD auch in Sachen Bild nicht ausnutzen. Dafür ist der Ton absolutes Referenzmaterial und lohnt alleine deswegen – wenn man daheim passendes Equipment stehen hat. Die Extras sind überschaubar und bieten nur wenig interessante Zusatzinformationen zum Film. Massentauglichkeit ist eben kein Zeichen für Qualität. Wenn Sony das mit dem miserablen Abschneiden von Morbius bei Fans und Zuschauern begriffen hat, muss man Morbius zumindest eine GEWISSE Daseinsberechtigung zusprechen.“ 

           
                       Quelle Bildmaterial: ©2022 Marvel/Columbia Pictures Industries, Inc. All rights reserved.“ 
              Entsprechende Rezensionsmuster sind uns vorab freundlicherweise zur Verfügung gestellt worden.

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