LEGO Marvel’s The Avengers™ – Das Review für PlayStation 4 und PC

                                         
                                         LEGO Marvel’s The Avengers
                                    Getestet und verfasst von General M

Ich bin großer Marvel – Fan. Als Kind habe ich die Comics verschlungen, obwohl ich sie inhaltlich erst später richtig verstanden habe. Denn tatsächlich gelingt es Comics auch heute noch, komplexe Geschichten auf eine so spannende und detaillierte Weise zu erzählen, dass selbst eine entsprechende Verfilmung nur schwerlich an den Comic heranreichen könnte. Die Liga der außergewöhnlichen Gentleman ist dafür ein gutes Beispiel. Ein düsterer, intensiver und brutaler Comic wurde für die Filmauswertung extremst verfälscht, jungendgerecht aufbereitet und kratzt nicht mal an der Oberfläche seiner Vorlage. Kein Wunder, dass der geschichtliche Urheber der Liga, Alan Moore, sich seitdem behäbig weigert, die Verfilmungen seiner Geschichte auch nur anzusehen. Obwohl die Watchmen, die ebenfalls aus seiner Feder stammen und von Dave Gibbons in Szene gesetzt wurden, da zu den gelungeren Verfilmungen gehören.

Eine ganz andere Liga stellt da das Marvel – Universum da. Eine Erfolgsgeschichte, wie es wohl keine Zweite gibt, was natürlich auch für die filmischen Umsetzungen gilt. Ein Kassenknüller folgt dem anderen und obwohl Helden wie Spider-Man, Deadpool und die Fantastic Four aus lizenzrechtlichen Gründen unter anderem bei FOX und Sony beheimatet sind und daher (bisher) nicht bei den Avengers auftauchen, tut das dem Erfolg keinen Abbruch. Im Mai startet endlich Civil War, die Verfilmung eines der wichtigsten und besten Comics im Avengers – Universum, zu denen sich nach zähen Verhandlungen auch erstmals Spider-Man begeben wird, der in der Geschichte eine wichtige Rolle spielt. 

Eine andere Geschichte sind dagegen die zahlreichen bisher erschienenen Videospiele, die allesamt auf offiziellen Marvel – Lizenzen basieren. Die meisten davon glänzten bisher nicht gerade durch Qualität, handelt es sich doch zumeist um einfache Prügler, die man schnell wieder vergessen möchte. Eine Ausnahme bietet dabei der Vorgänger des Spiels, welchem ich mich heute annehmen möchte. Hier hat man das ebenso erfolgreiche LEGO Game – Franchise mit der Marvel – Lizenz kombiniert und einen spaßigen, extrem umfangreichen PS4 – Launchtitel geschaffen, in dem sich so ziemlich jeder Marvel – Held die Klinke in die Hand geben durfte. Und das hat durchaus Spaß gemacht. Dieses Mal hat man sich die Avengers vorgenommen und versucht, eine passable Fortsetzung zu schaffen, die sich nahe an den ersten beiden Filmen orientiert, anstatt wie beim Vorgänger eine eigene Handlung zu kreieren. Ob das gelungen ist, finden wir nun heraus!

DÖ DÖ DÖDÖ!

Über die Jahre sind bereits eine Menge LEGO Games erschienen, allesamt von Telltale Games entwickelt und von Warner Interactive vertrieben. Neben einem kurzen Ausflug mit der Super Heroes Squad war das letzte LEGO Spiel, welches ich über längere Zeit gespielt habe, LEGO Batman. Und musste feststellen, dass sich seitdem einiges verändert hat, manches allerdings auch überhaupt nicht. 

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Denn wenn der LEGO Serie eines fehlt, ist es der Mut zur spielerischen Veränderung. Egal, welcher Lizenz man sich dabei bedient, sei es Batman, Indiana Jones oder Star Wars, das Spiel läuft jedes Mal nach dem gleichen Schema ab. Möglichst viel Zeug kaputtschlagen, die silbernen und goldenen LEGO – Münzen einsammeln, damit neue Charaktere freischalten und mit deren Fähigkeiten neue Areale zu erkunden. Wahlweise alleine oder im Ko-Op. Und zwischendrin wird nicht nur viel gebaut und Rätsel gelöst, sondern auch viel gelacht. Denn die LEGO – Spiele haben oft einen ganz eigenen Humor, der durchaus gefällt. Und das, obwohl die Spiele lange Zeit eher durch witzige Gestik glänzten und erst später auch richtig vertont wurden. Das Problem ist nur, dass sich dieses Schema zunehmend abnutzt, nach 17 Titeln nach selben Prinzipien ist trotz starker Lizenzen die Luft raus. 

Alte Tugenden, neue Schwächen

Ich kenne das Avengers – Franchise mittlerweile in- und auswendig. Die Filme stehen alle im Regal und wurden öfter gesehen als alle anderen Filme in meinem Regal und das sind nun wirklich nicht wenige. Entsprechend hoch ist mein persönlicher Anspruch an die spielerische Umsetzung. Und die wirkt ein wenig wie ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite glänzt das Spiel durch den genialen Original – Soundtrack der ersten beiden Filme und bleibt diesen dabei weitestgehend inhaltlich und optisch treu. Auf der anderen Seite ist die Erzählung wahnsinnig sprunghaft, schwankt in seinem spielerischen Anspruch teilweise stark und erlaubt sich teilweise einige Freiheiten zu viel. Sprunghaft deswegen, weil die Handlung der beiden Filme komplett durcheinander gewürfelt erzählt wird und daher zu keinem Zeitpunkt eine wirklich sinnvolle Geschichte erzählt wird. Spielerisch schwankend, weil das Spiel einen ohne anständiges Turorial einfach ins Spiel wirft, dabei zwar Hinweise gibt, die aber trotzdem allenfalls marginal sind. Wer neu im LEGO – Universum ist oder wenigstens lange Zeit keinen Titel der Reihe gespielt hat, irrt erstmal ziellos durch das kleine Startareal. Ferner setzt das Spiel eine Menge Fachwissen voraus, da man vollständig auf Hintergründe und größere Erläuterungen zu den Charakteren verzichtet. Daher mag das Spiel zwar die Fans des Franchise wunderbar bedienen, lässt Einsteiger aber mehr als oft mit fragendem Gesichtsausdruck zurück. Auch hier hätte man sicherlich ein bisschen mehr Arbeit investieren können. 

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Auch die Vertonung ist alles andere als gelungen. Im englischen Originalton hat man sich direkt bei den Tonspuren der Filme bedient und die entsprechenden Schnipsel ins Spiel eingebracht. Das mag zuerst gut klingen, ist es aber nicht. Dafür wirken besagte Schnipsel zu rausgerissen und oftmals auch unpassend zum Spielgeschehen. Im Deutschen ist es sogar noch schlimmer. Klar, ich liebe die Deutschen Originalstimmen und hätte mich gefreut, wenn sie allesamt ihre Stimmen auch ihren LEGO – Pendanten geliehen hätten. Das ist aber nur sehr selten der Fall. Stattdessen hat man das Meiste von Grundauf neu vertont, das Ergebnis ist allerdings qualitativ mehr als durchwachsen und stellenweise noch unpassender als im Originalton. Sehr schade. 

Massig zu tun

Besser gelungen ist dabei die allgemeine Inszenierung. Es gibt viele Momente im Spiel, wo das Herz des Fans höher schlägt, weil sie einfach in ihrer LEGO – Form extrem cool umgesetzt sind. Es gibt tonnenweise freischaltbare Charaktere, die sich zumeist allesamt anders spielen lassen. Was wichtig ist, denn nur bestimmte Charaktere können Zugang zu bestimmten Arealen freischalten. Und freizuschalten gibt es wie immer bei einem LEGO – Spiel eine ganze Menge. Die spaßige Kampagne selbst beschäftigt gute 8-10 Stunden, wer alles sammeln und alles erleben will, kann da noch mal eine ganze Menge mehr Zeit einrechnen. Außerdem gibt es zig Nebenmissionen, die mal mehr, mal weniger gut gelungen sind und sich nicht alle sinnvoll in das Avengers – Universum einfügen wollen. Und wem das nicht reicht, kann sich mit dem Charakter seiner Wahl in den Städten austoben und ganz, ganz viel Spaß machen. Das unterhält beinahe sogar noch mehr als die Kampagne und bietet Sandkastenfeeling pur! Kostenpflichtige Inhalte sind ebenso geplant, bisher aber noch nicht erschienen. Es bleibt abzuwarten, in welcher Form das Spiel zukünftig erweitert werden wird.

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Besonders viel Spaß macht das Spiel zu zweit, da sich die neuen Ko-Op Mechaniken wunderbar in das sonst eher betagte Spielgeschehen einfügen. Wer sich Freunde leisten kann, hat in den kommenden kalten Tagen sicherlich nur wenig Langeweile.

LEGO pur

Technisch kann sich das Spiel durchaus sehen lassen. Die Liebe zum Detail kann man den Entwicklern absolut nicht absprechen, Filmfans werden tonnenweise Referenzen und wunderbar umgesetzte Schauplätze aus den Filmen wiederfinden, nur eben alles im typischen LEGO – Design. Die PC – Version glänzt dabei durch etwas schärfere Texturen und verbesserte Kantenglättung, aber auch auf der PlayStation 4 sieht das spiel sehr hübsch aus und erlaubt sich keinerlei technische Patzer, die Framerate ist stabil und allgemein darf man festhalten, dass auch Bugs und sonstige Fehler bisher nicht zu sehen waren. Nach 17 Titeln sollte man das aber auch voraussetzen. LEGO und The Avengers – kann das funktionieren? Ja, absolut. Ein Gamepad ist allerdings zu empfehlen.

Fazit und Wertung

ava „Zugegeben, die Fusion zwischen den Avengers und LEGO ist optisch wunderbar gelungen und stellt sich als wahres Umfangmonster heraus, sofern man gewillt ist, wirklich jeden Winkel auszukundschaften und dabei im wahrsten Sinne des Wortes keinen Stein auf dem anderen zu lassen. Die Kampagne ist toll inzeniert und der typische LEGO – Humor ist jederzeit bemerkbar. In Sachen Gameplay wagt man sich leider immer noch nicht auf neues Terrain. Die Vertonung ist  mit Ausnahme des genialen Original Score allenfalls mit viel Wohlwollen gerade noch ausreichend und wer keine Ahnung vom Franchise hat, sollte vielleicht erstmal die Filme schauen. Unter dem Strich bleibt ein stellenweise inkonsequent inszenierter Titel, der besonders im Ko-Op Vergnügen bereitet, aber sonst weiter Stur dem Schema F folgt.   Da geht noch mehr, liebe Entwickler!“

PRO:

+ Enormer Umfang
+ Helden mit unterschiedlichen Fähigkeiten, die allesamt nützlich sind
+ Hübsche Fusion zweier Franchises 
+ Motvierender Ko-Op – Modus
+ Viel freischaltbares
+ Typischer LEGO – Humor
+ Original Soundtrack
+ Viele Referenzen
+ Bleibt der Hauptgeschichte weitestgehend treu

CONTRA:

– Enttäuschende Deutsche Vertonung
– Abgenutztes Gameplay nach Schema F
– Für Nicht – Kenner der Filme eher ungeeignet
– Spielerisch schwankende Qualität
– Erlaubt sich teilweise zu viele Freiheiten auf Kosten des Franchises
– Mangelhafte Tutorials


                        GESAMTWERTUNG:    76% (PC und PlayStation 4)

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