Rise of the Tomb Raider – Das Review für den PC

                                                 Rise of the Tomb Raider
                                      Getestet und verfasst von General M

Zur Historie der Reihe wurde bereits alles in unserem ausführlichen Special gesagt. Es sollte dem Leser eben jenen Specials aufgefallen sein, dass in mir durchaus ein großer Fan der Reihe steckt, der abermals viele wertvolle Kindheitserinnerung mit der Serie verbindet. Es war vor etwas mehr als 16 Jahren das bis dahin größte Geschenk für mich, als mir mein Vater seinen alten PC übergab, der immerhin mit 500 MHz aufwartete, besonders aber mit einer GeForce 2 MX 400 – Grafikkarte, was mir endlich die Möglichkeit gab, den damals vierten Teil „The Last Revelation“ flüssig und in voller Pracht spielen zu können. Viel Zeit ist seitdem vergangen, vieles hat sich verändert, auch die Tomb Raider – Reihe. Nach der zeitig limitierten XBOX One – Exklusivität des neuesten Ablegers aus dem Hause Crystal Dynamics dürfen nun seit dem 28. Januar auch erstmals PC – Spieler Hand an Lara’s neuestes Abenteuer legen. 

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Ursprünglich bereits für den gestrigen Tag geplant, musste ich jedoch feststellen, dass die Freischaltung des Titels über Steam erst zum späten Abend hin erfolgte. So war leider nicht genügend Zeit für eine objektive Berichterstattung vorhanden. Aber mittlerweile ist das Spiel bereits fast 24 Stunden zugänglich und hier kommt zum Abschluss unserer großen Tomb Raider – Woche endlich das Review. 

Auf den Spuren der Vergangenheit

Im neuen Tomb Raider sehen wir eine im Vergleich zum Vorgänger erwachsenere, mutigere und entschlossere Lara Croft. Nach der geglückten Flucht von der im Vorgänger handelnden Insel folgt die junge, angehende Archäologin diversen Spuren aus der Vergangenheit, die ihr verschollener Vater (seines Zeichens berühmter, aber von der Gesellschaft verlachter Archäologe) hinterließ. Doch die von Richard Croft so behäbig gesuchte „Göttliche Quelle“ lockt auch die fanatische Sekte „Trinity“ auf den Plan. Die will der Macht der Quelle ebenfalls habhaft werden, um die Welt nach ihrem Vorbild gestalten und beherrschen zu können. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt…

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Erzählerisch wagt sich die Reihe kaum in neue Gefilde. Tatsächlich wirkt die Geschichte wie ein Mischmasch aus der ohnehin bereits dünnen Handlung seiner Vorgänger und bleibt auf dem Segment die ganze Zeit über recht blass. Daran ändern auch die kurzen immer mal wieder zwischendurch eingespielten Rückblicke nichts. Und auch die Sekte Trinity wirkt über weite Strecken nicht weniger ersetzbar als die anderen Gruppen aus Söldern und Fanatikern, denen Miss Croft im Laufe ihrer 20 Jahre andauernden Karriere bereits gegenüber stand. Gerne würde man mehr über den Aufbau, die Ursprünge und die Struktur der Vereinigung erfahren. Da wurde durchaus Potenzial verschenkt.

Wenig Neues, trotzdem gut

Auch sonst blieb man bei Crystal Dynamics weitestgehend dem Gameplay seines Vorgängers von 2013 treu. Abermals müsst ihr Lagerfeuer aufsuchen, die nicht nur als Schnellreisepunkte dienen, sondern über die ebenso Fähigkeitenpunkte verteilt und Waffen aufgerüstet werden konnen. Während gewöhnliche Upgrades wie zum Beispiel Schaden und Präzision einer Waffe durch die überall verstreuten Handwerksmaterialien verbessert werden, benötigt ihr für neue Waffenmodelle seltene Bauteile. Die findet ihr in den zahlreichen Höhlen, Gräbern und anderen Orten. Bei den Fähigkeiten findet man ebenso Altbewährtes. Verbesserte Sinne, größere Schadensresistenz – große Neuerungen sucht man hier vergebens. Auch das EP – System bleibt nahezu gleich, so ziemlich jede Aktion bringt euch Erfahrung ein, die ihr nach Belieben in die drei verfügbaren Talentbäume investieren könnt. Das System funktioniert Heute noch genauso gut wie im vorherigen Teil, bringt allerdings kaum Neuerungen. 

Neu sind dagegen Lara’s Möglichkeiten, aus Verstecken wie hohen Bäumen oder dichtem Gras, ebenso aber auch unter Wasser ihre Feinde ins Jenseits zu befördern. Die Kills sind dabei nicht weniger gnadenlos als noch im Vorgänger, dennoch erscheint das Spiel bei uns dieses Mal in unzensierter Form bereits mit einer Freigabe ab 16 Jahren, was daran liegen mag, dass das eisige Setting in Sibirieren nicht ganz so hart und düster daher kommt, wie man es vom letzten Teil gewohnt war. 

Technisch beeindruckend, aber auch fordernd

Der Atmosphäre tut das jedoch keinen Abbruch. Im Gegenteil. Atmosphärisch ist Rise of the Tomb Raider eine kleine Perle. Alleine die beeindruckende Weitsicht, das Schneegestöber und die Tesselation sind hervorragend und sorgen immer mal wieder für offene Münder. Grafisch spielt Rise of the Tomb Raider momentan ganz oben mit, das hat aber auch seinen Preis. Wer den aktuellen Teil mit hohen Details genießen will, benötigt auf höchsten Einstellungen ein sehr potentes System, in der wenigstens eine GeForce GTX 970 steckt. Darüber hinaus stellt das Spiel recht hohe Anforderungen an Prozessor und Arbeitsspeicher. Mit einem starken i5 der letzten Generation und 16 GB Speicher bewegt ihr euch aber auf recht sicherem Terrain. Wer dagegen auf sehr hohe Details setzt, sollte seinen PC bereits im High End – Segment befindlich sehen. Gerade hochwertiges Anti – Aliasing, Texturen oder die extrem leistungshungrige Haar – Physik wirkt sich immens auf die Leistung des Spiels aus. Dabei kann man davon ausgehen, dass sich die Grundperformance mit der Zeit durch einige Patches weiterhin verbessern wird. Zwar haben die für die PC – Version verantwortlichen Entwickler von NIXXES eine saubere, nahezu fehlerfreie Portierung abgeliefert, viele Spieler klagen jedoch in den entsprechenden Foren über eine unbefriedigende Bildrate trotz angemessener Hardware. In meinem Test kam es trotz SLI – Verbund von massiv übertakteten 980 TI – Grafikkarten vereinzelt zu Einbrüchen in der Framerate, die einen recht willkürlichen Eindruck vermittelten und eigentlich erst ab 4K auftreten sollten. Andererseits wird SLI auch nicht vom Spiel unterstützt, jedoch sollte selbst eine einzelne Karte dieser Stärke für 60 und mehr Frames sorgen.

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Ja, das sind die kleinen aber feinen Probleme des PC – Spielers. Dennoch, das bereits auf der XBOX One hübsche Spiel zeigt erst auf dem PC seine wahre Pracht. Detaillierte Texturen, fantastische Animationen und eine überaus gelungene Deutsche Synchronisation machen Rise of the Tomb Raider zum bisher technisch schönsten und beeindruckendesten PC – Titel des noch jungen Jahres. Die Umsetzung für PlayStation 4 erscheint allerdings erst zum Jahresende.  

Weg mit Tschirner! 

Apropos Synchronisation: Wer sich darauf gefreut (oder eher davor gefürchtet) hat, im aktuellen Teil erneut die Stimme von Nora Tschirner zu hören, wird enttäuscht. Stattdessen hat man mit Maria Koschny eine formidable Verbesserung erreicht. Diese leiht für gewöhnlich unter anderem Schauspielerin Jennifer Lawrence ihre Stimme und macht auch bei der Vertonung von Lara einen tollen Job. Aber wie erwähnt wurden auch alle anderen Sprecher gut gewählt und leisten nicht minder gute Arbeit. Auch der Soundtrack von Komponist Jason Graves fügt sich gelungen und atmosphärisch ins Spielgeschehen ein und bietet zwischen ruhigen und dramatischen Klangspektren jederzeit eine passende Untermalung. 

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Weiteres Lob kann man der Steuerung zollen. Wer mit Gamepad unterwegs ist und den Vorgänger kennt, wird keinerlei Bedienungsprobleme verspüren. Das Spiel bleibt dem Schema seines Vorgängers nahezu ausnahmslos treu. Aber auch die Steuerung mit Maus und Tastatur geht erstaunlich gut von Hand. Entgegen vielen anderen Titeln des Genres (aber auch außerhalb davon) kann man hier auch mal bedenkenlos das Gamepad zur Seite legen. 

Rise of the Tomb Raider ist ein durchaus umfangreiches Spiel geworden. Circa 15-18 Stunden Spielspaß bietet das Spiel, nebenbei gibt es tonnenweise zu entdecken und noch mehr zu sammeln. Es lohnt sich, auch mal abseits der Routen einen Blick auf die weitläufigen Areale zu riskieren, um Münzen, Artefakte oder Verbesserungen einzusammeln, die gerade auf höheren Schwierigkeitsgraden überlebenswichtig sind. Der Nachteil eines im Grunde mehr als ordentlichen Umfangs besteht jedoch darin, dass die ohnehin nicht gerade inhaltsreiche und spannende Geschichte gerade ab der Mitte einige Längen aufweist. Dennoch hat mir das Spiel immensen Spaß bereitet und meine Erwartungen mehr als erfüllt. Der erste kostenpflichtige Zusatzinhalt um Baba Yaga ist bereits verfügbar. 

Fazit und Wertung 

ava 
„Mit Rise of the Tomb Raider hat sich meine Hoffnung erfüllt, dass Entwickler Crystal Dynamics den im Vorgänger eingeschlagenen Weg angemessen und konsequent weiterführt. Grafisch ein wahrer Augenschmaus, bietet das Spiel jedoch erzählerisch und inhaltlich kaum Neues, sondern verlässt sich über weite Strecken auf Bewährtes. Das muss aber nichts Schlechtes sein. Tomb Raider war ein tolles Spiel. Rise of the Tomb Raider ist es umso mehr.“

PRO:

+ Tolle Atmosphäre
+ Fantastische Grafik
+ Wunderschöne Charakteranimationen
+ Ordentlicher Umfang
+ Viel zu entdecken
+ Gelungener Soundtrack
+ Tolle Deutsche Sprecher
+ Auch mit Maus und Tastatur hervorragend steuerbar

CONTRA:

– Geschichte ohne große Höhepunkte
– Blasse Antagonisten
– K.I. nicht gerade mit Verstand gesegnet
– Geschichte zieht sich zur Mitte hin etwas
– Keine Nennenswerten Erweiterungen bei der Charakterverbesserung
– Stellenweise nicht nachvollziehbare Einbrüche der Bildrate

                                                                   GESAMTWERTUNG:   87%

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